Suche Frieden – trotz´ der Gewalt!
„Katholikentag plus“ in Münster vom 10.-12. Mai 2018
Wer Frieden sucht, bekommt es mit Gewalt zu tun. Gewalt herrscht in vielerlei Formen überall in der Welt. Sie hat in den meisten Fällen strukturelle Ursachen: Durch den neoliberalen Kapitalismus entstehen Ausbeutung, Armut und Ungleichheit. Gnadenlos werden Mensch und Natur einer Profitlogik unterworfen. So werden Umweltzerstörung und Klimawandel in Kauf genommen und es wird eine Abschottungspolitik betrieben, die vor dem massenhaften Tod von Menschen im Mittelmeer und anderswo nicht zurückschreckt und Menschen auf der Flucht jegliche Lebensperspektive nimmt.
In den biblischen Geschichten ist überliefert, wie gewalttätig es auch in der damaligen Welt zuging. Und sie verheißen zugleich, dass trotz der Gewalt Wege des Friedens und der Gerechtigkeit gegangen werden können – nicht indem man die Gewalt verdrängt und sich auf eine Insel der Seligkeit zurückzieht, sondern indem man sich ihr stellt und ihr trotzt. Denn sich vermeintlich friedlich aus den Konflikten der Welt zurückziehen zu wollen, wäre zynisch. Es bedarf vielmehr des Mutes, aufzustehen gegen die Gewalt, im Alltag, aber auch durch Demonstrationen oder Aktionen zivilen Ungehorsams. Überall dort eben, wo es heute erforderlich ist, die Stimme zu erheben und den Gewalten dieser Welt prophetisch zu trotzen.
Was das für heute bedeuten kann und wie Wege des Friedens und der Gerechtigkeit angesichts der gegenwärtigen Realität der Gewalt begangen werden können, ist das Schwerpunktthema, dem der „Katholikentag plus“ folgt. Er findet parallel und ergänzend zum „offiziellen“ Katholikentag 2018 statt und greift dessen in Anlehnung an Psalm 34 gewähltes Motto „Suche Frieden“ auf. Dieses Motto liegt wegen des Westfälischen Friedens in Münster und Osnabrück nahe. 2018 begehen wir außerdem den 50. Jahrestag der Vollversammlung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz in Medellín (Kolumbien). Diese hat angesichts der strukturellen Gewalt entschieden für den Frieden als Werk der Gerechtigkeit optiert, als andauernde Aufgabe und als Ausdruck menschlicher und christlicher Solidarität.
Dem Aufbruch von Medellín hin zu einer Kirche, die an der Seite der Unterdrückten und Armen mutig und selbstlos für Frieden und Gerechtigkeit eintritt, fühlen wir uns verbunden. So wollen wir gemeinsam fragen und diskutieren, wie ein solcher Aufbruch hier und heute konkret fortgeschrieben werden kann. Das geschieht zum Beispiel im solidarischen Einsatz für Geflüchtete und Migrant*innen hier vor Ort. Zum Einsatz für den Frieden gehört für uns genauso das Engagement gegen die Militarisierung der Gesellschaft, gegen Kriege und Rüstungsexporte. Wir wollen uns beteiligen am Kampf um gleiche Rechte und die gleiche Würde aller Menschen, besonders auch innerhalb unserer christlichen Kirchen. Wir bemühen uns, eine gemeinsame solidarische Friedens- und Gerechtigkeitspraxis in Zusammenarbeit mit anderen Religionsgemeinschaften zu entwickeln, insbesondere mit dem Islam. Aber auch Aufbrüche aus der Gewalt sollen zur Sprache kommen – Zeugnisse davon, wo und wie engagierte Menschen angesichts der Übermacht der Gewalt nicht resignieren, sondern sich ihr kreativ und wirkungsvoll widersetzen. Der „Katholikentag plus“ soll somit zu einem Ort des Zusammenkommens werden, der uns ermutigt solidarisch, ökumenisch, mit allen Menschen guten Willens an einer Welt zu arbeiten, in der „Gerechtigkeit und Frieden sich küssen“ (Ps 85, 11).