Schlussbotschaft des V. Welttreffens der Sozialen Bewegungen in Rom

Die Folgende Erklärung haben die Teilnehmenden des V. Welttreffens der Sozialen Bewegungen aus Anlass der Begegnung mit Papst Leo XIV. verabschiedet:

Hoffnung organisieren durch eine Allianz gegen Ausgrenzung

Abschließendes Foto der Teilnehmenden des Welttreffens im Spin Time Labs in Rom.

Versammelt in Rom vom 21. bis 24. Oktober 2025 zu unserem V. Weltkongress, der in „Spin Time Labs“ – einer Gemeinschaft, in der Solidarität und Hoffnung für alle, die vom System ausgeschlossen sind, – realisiert wird, begegnen wir uns als Völker auf dem Weg. Wir sind entschieden zu solidarischem und geschwisterlichem Leben, uns aber auch des Leids unserer Brüder und Schwestern in den Peripherien dieses Planeten schmerzlich bewusst ebenso wie der unheilvollen Zeitläufe, die uns überfallen und herausfordern.
Die hier an alle Welt gerichtete Botschaft ist das Ergebnis eines gemeinsamen Prozesses, den wir 2014 mit Papst Franziskus begonnen haben, um den Dialog zwischen der Kirche und den Sozialen Bewegungen zu verbessern. Damit wollen wir erneut klarstellen, dass Landbesitz, Wohnung und Arbeit für alle Menschen die Grundlage für soziale Gerechtigkeit sind.

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Ansprache von Papst Leo XIV. an die Teilnehmenden des V. Welttreffens der Sozialen Bewegungen

Am 23. Oktober 2025 fand im Vatikan, in der Aula Paul VI., ein Treffen von VertreterInnen Sozialer Bewegungen mit Papst Leo XIV.  statt. Auch das Institut für Theologie und Politik konnte daran teilnehmen. Wir dokumentieren im Folgenden unsere Übersetzung der Rede des Papstes, die aus unserer Sicht ein wichtiger nächster Baustein der Verbindung von Kirche und Bewegungen auch im neuen Pontifikat ist. Papst Leo hat hier deutlich Position bezogen und Gespür für die sich verändernden globalen Herrschaftsverhältnisse gezeigt. Unser Kommentar ist hier nachlesbar.

Liebe Brüder und Schwestern,
es ist das erste Mal, dass ich die Freude habe, Euch zu begegnen, und damit den Weg fortzusetzen, den Papst Franziskus eingeschlagen hat. Er hat in den letzten Jahren oft mit Euch im Dialog gestanden und Eure prophetische Bedeutung betont in einer Welt, die von Problemen verschiedener Art geprägt ist.
Eines der Motive, das mich bewogen hat, den Namen „Leo XIV.“ zu wählen, ist die Enzyklika Rerum novarum, die Leo XIII. während der industriellen Revolution verfasste. Der Titel Rerum novarum bedeutet „neue Dinge“. Es gibt sicherlich „neue Dinge” in der Welt, aber wenn wir davon sprechen, nehmen wir in der Regel die Perspektive „des Zentrums ” ein und beziehen uns auf so etwas wie künstliche Intelligenz oder Robotik. Heute möchte ich jedoch mit Euch gemeinsam „von der Peripherie aus“ die „neuen Dinge” betrachten. Ansprache von Papst Leo XIV. an die Teilnehmenden des V. Welttreffens der Sozialen Bewegungen weiterlesen

Papst Leo stellt sich auf die Seite der Sozialen Bewegungen

Demo der TeilnehmerInnen des Welttreffens der Sozialen Bewegungen vom besetzen Haus „Spin Time Labs“ zum Vatikan, um dort Papst Leo zu treffen.

Am 23. Oktober 2025 trafen VertreterInnen Sozialer Bewegungen aller Kontinente in Rom Papst Leo XIV. (siehe hierzu den Artikel von Vatican News). Wie bereits bei den beiden letzten Welttreffen 2016 und 2021 war das Institut für Theologie und Politik aus Münster als einzige Institution im deutschen Sprachraum beteiligt, diesmal vertreten durch Benedikt Kern und Julia Lis. Drei Tage lang tagte die Versammlung in einem besetzten Haus und diskutierte die Erfahrungen widerständiger Praxen in Bezug auf Landfragen, Wohnen, Arbeit, Migration, den Krieg in Gaza und die Krise der Demokratie.

Mitten in Rom, in einem besetzten Haus, dass MigrantInnen und Geflüchteten ohne Perspektiven Gastfreundschaft gewährt haben wir vier Tage mit AktivistInnen, von Armut betroffenen, aber auch Priestern, Ordensleuten und Bischöfen darüber, wie soziale Bewegungen an einer gerechten Welt für alle arbeiten können, über Strategien und gemeinsame Visionen. In Deutschland erleben wir eine etablierte Kirche, die viel mit Strukturreformen beschäftigt ist, aber wenig in Protestaktionen involviert ist. In diesem Kontext wäre ein solches Treffen, noch dazu in einem besetzten Haus, kaum vorstellbar. Das zeigt für uns, welche Umkehrprozesse in unserem deutschen Kontext noch notwendig sind. Papst Leo stellt sich auf die Seite der Sozialen Bewegungen weiterlesen

Die Welttreffen der Sozialen Bewegungen gehen weiter – unter Beteiligung des ITP

Foto des 3. Welttreffens der Sozialen Bewegungen 2016 im Vatikan, an dem wir uns auch beteiligt haben.

Am 15. Oktober 2025 wurde bei einer Pressekonferenz im Vatikan die Fortsetzung der von Papst Franziskus 2014 initiierten Welttreffen der Sozialen Bewegungen bekannt gegeben. Wir freuen uns sehr, dass damit eine der zentralen Initiativen des letzten Pontifikats nun von Papst Leo XIV. aufgegriffen und weitergeführt wird. Zentrale Themen des diesjährigen Treffens, das vom 22.-24. Oktober in Rom stattfinden wird, werden neben den drei Ts (tierra – Land, techo – Dach, trabajo – Arbeit) auch der Ukrainekrieg, die Situation in Gaza, Migration und die Krise der Demokratie sein. Über die vergangenen Treffen haben wir auf unserer Homepage und im Buch „Radikal Welt verändern – Papst Franziskus und die Sozialen Bewegungen“  berichtet. Auch diesmal werden in Rom wieder VertreterInnen Sozialer Bewegungen aus allen Kontinenten zusammenkommen. Als  deutschsprachige Delegierte werden Benedikt Kern und Julia Lis vom Institut für Theologie und Politik an dem Treffen, das in einem besetzten Palazzo im Herzen Roms stattfindet, teilnehmen. Wir sind gespannt und werden berichten

Rundbrief 63 erschienen

Unser neuer Rundbrief ist am 1. Oktober 2025 erschienen und hier downloadbar.

Der Rundbrief enthält Beiträge zu folgenden Themen:

Der Katakombenpakt. Eine gefährliche
Erinnerung (Michael Ramminger)

Franz und Klara entstauben. Für die Schule und für
die Gemeinde – eine pädagogische Überlegung (Annika Landt)

Thomas Müntzer trifft Werner Tübke. Das Panoramabild in Frankenhausen (Barbara Imholz und Annika Landt)

Antifetischistische Kritik. Die „ Pädagogik der Unterdrückten“ von
Paulo Freire (Allan da Silva Coelho, Brasilien)

Der Rundbrief kann gedruckt bei uns gerne auch in größerer Stückzahl kostenlos bestellt werden.

Hier ist auch die spanische Übersetzung nachlesbar: Boletín internacional – octubre 2025

Eine zusammenbrechende Welt und ein radikales Christentum

Wir dokumentieren hier das Eröffnungsreferat von Juan José Tamayo auf dem 44. Theologischen Kongress der Theologenvereinigung Johannes XXIII. am 5. September 2025. Tamayo hat sich als Theologe mit der Befreiungstheologie und dem Islam beschäftigt. Als Professor ist er in Madrid tätig.

Das Thema des diesjährigen Kongresses hat mit der turbulenten, irrationalen globalen Realität zu tun, die wir gegenwärtig erleben: „Die Welt in der Finsternis. Gibt es überhaupt noch Grund zur Hoffnung?“ Ich wurde gebeten, ein paar Gedanken vorzutragen zum Thema „Die zusammenbrechende Welt und ein radikales Christentum“. Das Thema ist nicht einfach, wir können uns davor jedoch nicht drücken.
Ich will das Thema in drei Abschnitten bearbeiten: Zunächst will ich versuchen, die wichtigsten Erscheinungsformen des aktuellen globalen Zusammenbruchs zu skizzieren; im zweiten Abschnitt werde ich nur kurz erste Anzeichen erwähnen, die es uns helfen könnten, den Zusammenbruch zu überwinden; im dritten Abschnitt will ich mich darum bemühen, die Frage zu beantworten, was ein radikales Christentum zu dieser Überwindung beisteuern kann. Eine zusammenbrechende Welt und ein radikales Christentum weiterlesen

Friedensfähig statt kriegstüchtig. Plädoyer für einen Abschied vom Wahnsinn des Krieges.

Aufruf der ‚Nußdorf-Gemeinde‘ zur Friedensproblematik

Die „Nußdorf-Gemeinde“ ist eine Gruppe von etwa 25 Personen aus dem Kreis der Betriebsseelsorge und KAB, die seit über 30 Jahren regelmäßig in Nußdorf/Attersee mit dem Theologen und Mathematiker Kuno Füssel Leben und Glauben biblisch reflektiert. Stellvertretend: Kuno Füssel, Hubert Gratzer, Hans Gruber, Monika Pointner,  Elisabeth Schatz, Anna Wall-Strasser.
mail: wastra@aon.at

I. Gefährdungen und Verhinderungen des Friedens – aktuelle Bestandsaufnahme

Das Wort von der Zeitenwende hat eine ungeahnte und bestürzende Bedeutung bekommen. Aus Regierungserklärungen und politischen Debatten tönt uns unverhohlen die Überzeugung entgegen, dass der Aufbau von Kriegsfähigkeit und die damit verbundene Aufrüstung das Gebot der Stunde sind.
Ausgehend von den USA unter Trump kennzeichnet eine gigantische Aufrüstung, gefolgt von einem brutalen Sozialabbau die momentane Entwicklung in vielen Volkswirtschaften (vgl. z.B. die BRD). Der Kapitalismus setzt auf Kriegswirtschaft, um auf Gedeih und Verderb sein Überleben zu sichern. Anstelle einer auf dem Völkerrecht aufbauenden internationalen Ordnung droht die militärische Macht des jeweils stärkeren Staates zum maßgeblichen Faktor der internationalen Politik zu werden. Die Kriege gegen die Ukraine und in Gaza sind dafür erschütternde Belege. Wachsender Nationalismus im Verbund mit ungehemmter Gier nach Rohstoffen überziehen wie eine Seuche den ganzen Planeten.
Wenn vor diesem Hintergrund uns aus der Politik und den Mainstream-Medien eine vor Jahren noch undenkbare Rechtfertigung des Krieges als unumgängliche Möglichkeit der Konfliktlösung aufgedrängt wird, dann müssen wir den Mut haben, entschieden dagegen zu halten, denn Zynismus und Dummheit machen vergessen, was Krieg ist und war und in Zukunft noch schlimmer werden wird. Durch den Krieg, und zwar jeden Krieg und überall, werden die ansonsten so oft und gerne beschworenen ethischen Grundorientierungen und Werte der menschlichen Gesellschaft endgültig zu Grabe getragen. Was kein Mensch in Friedenszeiten darf und zu Recht unter Strafe steht, wird ihm im Kriegsfall sogar befohlen: Andere Menschen zu töten.
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ITP-Podcast Nr. 2: Was kann uns das Christentum heute noch sagen?

Mit dieser Frage beschäftigt sich unser neuer Podcast, in dem das Team des Institut für Theologie und Politik (ITP) miteinander im Gespräch ist. In dem Podcast, der hier abrufbar ist, sprechen wir darüber, womit sich das ITP seit über 30 Jahren beschäftigt, wie Theologie, Politik und Lebensform zusammenhängen und was eine feministische politische Theologie sein könnte. Wir freuen uns über interessierte HörerInnen!

Gott der Armen leben und denken (Gustavo Gutiérrez)

Eine Rezension von Prof. em. Dr. Norbert Mette, Juli 2025

Am 10. Juni wurde in Lima (Peru) vom Centro de Estudios y Publicaciones (CEP) und Instituto Bartolomé de Las Casas ein gerade neu erschienenes von Gustavo Gutiérrez vorgestellt: Vivir y pensar el Dios de los pobres. Es handelt sich um das Buch, an dem Gutiérrez seit 2000 gearbeitet hat und das er bis zu seinem Tod am 22. Oktober 2024 nicht mehr selbst hat abschließen können. Diese Aufgabe hat Leo Guardado übernommen.

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Transzendenz in ihrer Bedeutung für Migrationskämpfe und Gesetzeskritik

Am 27. Mai 2025 fand ein gemeinsamer Studientages des Netzwerkes migrationscharta.ch und des Instituts für Theologie und Politik mit einem Erfahrungsaustausch, theologischer Reflexion und Diskussion zu Strategien in der Migrationspolitik in Zürich (CH) statt. Ein Schwerpunkt war die Frage danach, ob Kämpfe um Migration gerade deshalb so schwach sind im Moment, weil ihnen ein Verständnis von Transzendenz als Horizont fehlt? Wir dokumentieren hier die beiden Vorträge von Jacob Schädelin und Michael Ramminger: Transzendenz in ihrer Bedeutung für Migrationskämpfe und Gesetzeskritik weiterlesen