Broschüre: Es lebe die Armut! Franz und Klara von Assisi

Klara und Franz von Assisi faszinieren die Menschen bis heute: In Assisi, der Stadt, mit deren Gesellschaft sie am Anfang ihres Weges brachen und der sie doch bis zu ihrem Tode verbunden blieben, reißen die Pilgerströme bis heute nicht ab. Im Mittelpunkt steht dabei Franz von Assisi als sanfter Tier- und Naturfreund, anspruchslos und arm. Für Klara ist die Nebenrolle vorgesehen: als stille Nachfolgerin oder als Geliebte.

Wir glauben aber, dass es noch einen anderen Franz, eine andere Klara von Assisi gibt. Obwohl uns Jahrhunderte von den beiden trennen, obwohl wir in einer anderen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Ordnung leben, die auch ein anderes Verhältnis von Religion und Politik bedeutet, haben sie uns – so glauben wir – noch eine Menge zu sagen.

In dieser Broschüre, wollen wir einige Aspekte aus dem Leben und Denken von Franz und Klara aufgreifen, von denen wir uns eine Inspiration für befreiungstheologisches Handeln heute erhoffen.

Die 28-seitige farbige Broschüre „Es lebe die Armut! Franz und Klara von Assisi“ im praktischen Taschenformat (DIN-A-6) eignet sich für den Einsatz im Religionsunterricht, in der Gemeinde oder der Erwachsenenbildung. Sie kann zur Weiterverbreitung bestellt werden unter buecher@itpol.de:

1 Ex. = 0,50 €, 10 Ex. = 5,00 €, 25 Ex. = 10,00 €, 50 Ex. = 15,00 €, zuzüglich Versandkosten

DIGITALISIERUNG. MEDIALISIERUNG. BILDPRODUKTION.

Ein Bildschirm wurde zwischen den User und die Welt geschoben

„Die Kontemplation einer Blume, das Staunen über ein Feuerwerk oder die ersten Schritte des eigenen Kindes sind eine Erfahrung. Schiebt sich allerdings ein Smartphone dazwischen, konkurriert die Erfahrung mit der Erfahrung des Fotografierens.“

„Aus religionspädagogischer Perspektive sind diese Phänomene der Digitalisierung so etwas wie „nachgemachte Schöpfung“. Man kann tausend Bilder von den Alpen sehen und die echten Alpen verlieren ihren Reiz. Was unterscheidet denn noch das Bild, das ich von den Alpen poste, von all den anderen immer gleichen Alpenbildern?“

David Hellgermann und Annika Landt (Institut für Theologie und Politik) haben sich mit Digitalisierungskritik auseinandergesetzt in der religionspädagogischen Zeitschrift Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen (rabs: 1/2024), hg. vom Bundesvorstand des Verbands katholischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer an Berufsbildenden Schulen, in wissenschaftlicher Kooperation mit dem Katholischen Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR) an der Universität Tübingen.

Beide Beiträge können hier heruntergeladen werden: David Hellgermann_Annika Landt_rabs_1_2024

Befreiungstheologie und befreiende Pädagogik

Artikel von Andreas Hellgermann, Arbeitskreis Religionslehrer*innen am Institut für Theologie und Politik

Theologie und Pädagogik sind aufeinander bezogen, aber diese Bezogenheit ist wenig sichtbar. Es ist vielmehr so, dass sie zu verschwinden droht. Dabei zeigt gerade die Entwicklung der Pädagogik eine Eindimensionalität, die in vielerlei Hinsicht verhängnisvoll ist. Denn Bildungsprozesse sind von einer Langfristigkeit geprägt, die ein entscheidender Faktor dafür ist, den Status quo, in dem wir leben, zu stabilisieren und abzusichern.

Allein die Klimakatastrophe, mit der wir seit mehreren Jahrzehnten konfrontiert sind und die nur ein äußeres und zugleich tief in den Gesellschaftsprozessen verwurzeltes Beispiel ist, zeigt dies. Wenn man mit Fug und Recht feststellen kann, dass in ihr überdeutlich wird, wie eine allein auf die maximale Verwertung von Kapital ausgerichtete Ökonomie scheinbar als Begleiterscheinung mit einer sehr grundlegenden Zerstörung gekoppelt ist, so ist genauso bemerkenswert, wie in einem Parallelprozess die Subjekte produziert worden sind und weiter werden, die für die bruchlose Kapitalverwertung gebraucht werden. …

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Befreiungstheologische Subjekt- und Gesetzeskritik bei Franz Hinkelammert

Angesichts einer dramatisch sich zuspitzenden Situation der Welt und der Tatsache, dass die Entwicklungen nicht mithilfe von Rechtsbrüchen, sondern auf formal legalem Wege durchgesetzt werden – das Unrecht also durch das Recht herrscht – erscheint die Frage nach der Bedeutung des Gesetzes, der Legalität und danach, was eigentlich jenseits des Gesetzes liegt, zentral.

Mit der Frage nach dem Gesetz ist auch die nach den Subjekten verbunden, die dem Gesetz unterworfen werden, deren Möglichkeiten der Subjektwerdung aber nicht auf diese Anrufung durch das Gesetz beschränkt sind. Eine dringliche Frage scheint also die nach der Subjektivierungsform zu sein, die die Hegemonie der herrschenden Ordnung begründet und auch danach, wie Subjektwerdungsprozesse ermöglicht werden, die jenseits dieser Ordnung stattfinden. In dieser Hinsicht können uns die Texte des Ökonomen und Befreiungstheologen Franz Hinkelammert bleibend wichtige Impulse liefern.

Wir möchten zu dieser Fragestellung bei Franz Hinkelammert hier einen Vortrag von Julia Lis zum Download zur Verfügung stellen: Subjekt- und Gesetzeskritik

Das Johannesevangelium materialistisch gelesen

Die Bibel ist für ChristInnen ein zentraler Bezugspunkt. Der Zugang zu den Texten, zumal wenn er nicht einfach nur Assoziationen freisetzen, sondern nach der Bedeutung fragen soll, ist eine große Herausforderung. Eine befreiungstheologisch fundierte Methode zum Verständnis der Bibel ist die der Materialistischen Bibellektüre, die u.a. von Fernando Belo systematisiert und von Kuno Füssel weiterentwickelt wurde. Dieser methodische Ansatz zeichnet sich durch seine Grundoption aus, die biblischen Erzählungen nicht aus Sicht der Herrschenden, sondern aus der ideologiekritischen Perspektive der Unterdrückten der Machtverhältnisse zu lesen. Die politische/soziale, ökonomische und symbolische/ideologische Ordnung in der Struktur des Textes wird dabei besonders analysiert.
Kuno Füssel und Andreas Bedenbender haben 2023/2024 am ITP einen Kurs zur Einführung in die Materialistische Bibellektüre anhand der Bearbeitung des Johannes-Evangeliums gegeben.

Die Ergebnisse der Auslegungen einzelner Perikopen des Johannesevangeliums möchten wir in den kommenden Wochen hier schrittweise auf unserer Homepage veröffentlichen.

60. ITP-Rundbrief erschienen

Der 60. Rundbrief des ITP ist erschienen mit Artikeln zur Rekonstruktion der Befreiungstheologie und Politischen Theologie, zur Kritik an der Vernunftform der kapitalistischen Moderne, zu Möglichkeiten einer anderen Bildung trotz der Digitalisierung und schließlich zur Situation der Kämpfe der Zapatistas in Mexiko:

1) Warum die Theologie? … nicht klein und hässlich zu sein braucht …
von Michael Ramminger, Seite 2

2) Kämen wir doch endlich zur Vernunft! Zur Kritik an instrumentellem Denken
von Jürgen Kroth, Seite 3

3) Eine Pädagogik der Leere? Bildung in digitalen Zeiten
Andreas Hellgermann, Seite 4

4) Neue Struktur der zapatistischen Autonomie. In Rebellion widerstehen
von Pilar Puertas, Seite 6

Der ITP-Rundbrief_Nr 60_April 2024 ist hier downloadbar und kann in gedruckter Form kostenlos auch in größeren Mengen bei uns (unter kontakt@itpol.de) bestellt werden, um ihn an Interessierte weiterzugeben oder in Kirchengemeinden, Bildungshäusern etc auszulegen.

Wann beginnt der Vorkrieg?

Eine Erklärung des AK-ReligionslehrerInnen zur Bundesbildungsministerin

Wir müssen den Mut haben, den Kindern den Frieden zu erklären!“ (Hermann Steinkamp)

Während des Höhepunktes der nuklearen Aufrüstung Anfang der 1980er Jahre schreibt Christa Wolf die Erzählung „Kassandra“. In ihr stellt sie eine noch immer gültige Frage:

„Wann Krieg beginnt, das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg. Falls es da Regeln gäbe, müsste man sie weitersagen, in Ton, in Stein eingraben, überliefern. Was stünde da? Da stünde, unter andern Sätzen: Lasst euch nicht von den Eignen täuschen.“

Der Vorkrieg hat spätestens dann begonnen, wenn von Frieden zu sprechen als Feigheit interpretiert wird, wenn nicht mehr gesagt werden darf, dass ein Weg zu einem Frieden nur über Verhandlungen möglich ist und wenn die einzig denkbare Form des „Friedens“ der Siegfrieden ist. Der Vorkrieg hat auch dann begonnen, wenn die Kriegsrhetorik sich in alle Fasern einer Gesellschaft ausbreitet – auch in die Schulen. Wann beginnt der Vorkrieg? weiterlesen

Elf Jahre Pontifikat Franziskus

Michael Ramminger, 13.03.2024

Heute vor elf Jahren begann das Pontifikat von Papst Franziskus. Die Wahl dieses Papstes war ein bewegender Moment nach all der nachkonziliaren Erstarrung und Rückwärtsgewandheit der Vorgängerpäpste. Schon sein erster öffentlicher Auftritt verwies auf seine Anliegen: Er verzichtete auf die traditionellen roten Schuhe und trug stattdessen seine normalen Straßenschuhe. In der bundesdeutschen katholischen Öffentlichkeit war die Begeisterung für den neuen Papst groß. Er schien eine Kirche und eine Theologie zu wollen, die sich den Problemen der Welt, den „Zeichen der Zeit“ stellt. Elf Jahre Pontifikat Franziskus weiterlesen

Gegen Rechts aber für Aufrüstung?

Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung Ende Februar 2024 in Augsburg haben die katholischen Bischöfe Deutschlands zum Thema Demokratie und Frieden Stellung bezogen. Sie veröffentlichten eine Erklärung mit dem Titel: „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“. Damit haben sich die Bischöfe tatsächlich weiter aus dem Fenster gelehnt, als wir es in den letzten Jahren gewohnt waren. Sie haben die Vielzahl der Krisen benannt, völkischen Nationalismus klar und deutlich verurteilt und sie haben die Notwendigkeit einer Gemeinwohlorientierung unterstrichen. Das sind alles Perspektiven, die bei den deutschen Bischöfen in den letzten Jahren nicht im Vordergrund standen. Zugleich bleibt das Statement – ganz ohne damit zu überraschen – auf regierungsnaher Linie: Es identifiziert vor allem die AfD als gesellschaftliches Hauptproblem. Doch es ist es ja nicht nur die AfD, die an beunruhigender Relevanz gewonnen hat. Auch in den sogenannten etablierten Parteien haben sich problematische Positionen stark gemacht. Die CDU will mit ihrem Grundsatzprogramm massive Grundrechtseinschränkungen für Geflüchtete einführen, wie beispielsweise Asylverfahren in Drittstaaten, was eine massive Entrechtung zur Folge hätte. Bundeskanzler Scholz hat in Der Spiegel ebenfalls sehr deutlich gesagt: „Wir müssen mehr abschieben.“ Das sind Positionen, für die gar nicht die AfD notwendig ist. Die gegenwärtige Entrechtungspolitik wird bereits jetzt in Gesetze gegossen. So wurde vor kurzem erst noch das Rückführungsverbesserungsgesetz mit einer massiven Aushebelung von Grundrechten für Geflüchtete eingeführt – und das eben nicht von einer AfD-Regierung. In einer notwendigen Analyse dieser Probleme greift dieses Bischofsspapier zu kurz, wenn es sich im Wesentlichen auf die AfD bezieht. Gegen Rechts aber für Aufrüstung? weiterlesen