Der berühmte Befreiungstheologe, Bischof und Dichter Pedro Casaldáliga soll von der brasilianischen Bundespolizei aufgefordert worden sein, sein Wohnhaus in São Felix de Araguaia in Mato Grosso/ Brasilien aus Sicherheitsgründen zu verlassen.
Seit den sechziger Jahren haben sich hier vor allem Großgrundbesitzer angesiedelt und das Volk der Xavante vertrieben. Jetzt haben die Indigenas ihr Land per Gesetzbeschluss wiedererhalten. Inzwischen haben sich hier aber auch einige Landlose und Kleinbauern niedergelassen, die ihr Land nicht verlassen wollen. Seit Wochen schwelt deshalb hier ein Konflikt. Seit dem 10.12. werden die kleinen Landbesitzer von Polizei und Militär gezwungen, das Land zu verlassen. Großgrundbesitzer und Lokalpolitiker stacheln die sog. Poseiros auf und instrumentalisieren sie so für ihre eigenen Interessen. Ihr Argument: Irgendwann werden die Indigenas alles Land erhalten. Aber ihnen geht es natürlich nur um ihren Großgrundbesitz: Agrobusiness hat Konjunktur und wird ja auch von der PT-Präsidentin Dilma favorisiert. Eine vertrackte Situation für fast alle Seiten. Fast erstmalig werden Rechte von Indigenas vom Staat durchgesetzt und die Landlosen deshalb vertrieben. Bischof Casaldáliga und die Prälatur haben immer die Xavante unterstützt, zugleich aber auch auf dem Recht auf Land für alle beharrt. Dafür aber gibt es zur Zeit wenig Lobby in der grossen Politik. Wohl auch deshalb liessen sich diese Menschen von den Großgrundbesitzern instrumentalisieren und gegen die Kirche aufbringen. Es ist ein Konflikt, der in seiner Geschichte schon einige Leben gekostet hat, zuletzt ein Anschlag auf den Sohn des Katziken, jetzt die Ankündigung von einigen „Pistoleros“, Casaldaliga sei das Problem und man werde ihm einen Besuch abstatten.
Casaldaliga ist durch seine Parkinson-Krankheit gesundheitlich geschwächt, sein kleines Wohnhaus ist offen zugänglich und bietet in der Tat kaum Schutz gegen Attentate. Inzwischen haben diese Morddrohungen in Brasilien und auch International einiges öffentliches Aufsehen erregt. Aber ob hier, an der Grenze zu Amazonien, Rücksicht auf grosse Öffentlichkeit genommen wird?
Casaldaliga und andere Institutionen jedenfalls wie die Komission für Landarbeiterpastoral CPT oder der Indianermissionsrat CIMI weisen in ihren Erklräungen immer auch darauf hin, dass es nicht nur Morddrohungen gegen kirchliche Mitarbeiter gegeben hat, sondern dass die Xavante selbst massiv von Gewalt bedroht sind.
Fotos: Komission für Landpastoral CPT: http://www.cptnacional.org.br