Das Institut für Theologie und Politik und das Befreiungstheologische Netzwerk werden zusammen mit islamischen BefreiungstheologInnen des Kollektivs Baraka (Frankreich) und Kacem Gharbi (Tunis) auf dem Weltsozialforum in Tunis vom 24.-28. März 2015 einen Worshop anbieten:
„Für das Recht auf Bewegungsfreiheit! Perspektiven der Theologie der Befreiung im Islam und im Christentum auf das Recht zu gehen und zu bleiben“ Pour la Liberté de Circulation ! Perspectives des Théologies de la Libération dans l’Islam et le Christianisme, autour de la Liberté de Circulation. Freedom of Movement and the right to stay and the right to leave from the perspective of liberation theology
المنتدى الاجتماعي العالمي تونس 2015 ورشة عمل مع شباب تيولوجيا التحرير في الاسلام والمسيحية حول موضوع : نعم لحرية التنقل! حرية التنقل من منضورتيولوجيا التحرير في الاسلام والمسيحية
Die Situation an den EU-Außengrenzen ist ein humanitäres und politisches Desaster. Die dominante Migrationspolitik spiegelt die bestehenden Machtverhältnisse wieder zwischen Nord und Süd, der Arroganz der Mächtigen und den Opfern struktureller Gewalt. Als Glaubende können wir uns dieser Situation nicht entziehen, sondern sie fordert uns heraus zur Anklage des Grenzregimes, Parteiergreifung für die überlebenden und getöteten Opfer der Abschottungspolitik, sowie die Anzweiflung unseres globalen kapitalistischen Unrechtssystems, das mit ein Grund dieser Tragödie ist. Verwurzelt in unseren religiösen Traditionen gibt es die positive Perspektive auf Migration: Abraham als Migrant kann hier als ein gemeinsames, „ursprüngliches“ Beispiel gelten. Migration als ein Recht auf Bewegungsfreiheit, das jedem Menschen unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Nationalität und Religion zustehen muss, ist die hoffnungsvolle Perspektive einer Minderheit im Diskurs über Migration. Dieser argumentiert eher selektiv:
Die Bewegungsfreiheit wird mit großer Selbstverständlichkeit einigen gewährt und anderer verwehrt. Je reicher und mächtiger das Ursprungsland ist, desto bewegungsfreier sind seine BürgerInnen. Die Angst, vor einem großen Ansturm aus Afrika ist unbegründet, auch wenn dies in westlichen Medien vermittelt wird. Stattdessen gilt es an die Freiheit zu erinnern, die der Migration zugrunde liegt. Denn Migration ist nicht nur eine Folge ungünstiger Lebensumstände – es gibt sie auch, wenn es Menschen gut geht. Es hat sie immer schon gegeben und es wird sie immer geben. Das politische Engagement für Bewegungsfreiheit ist allerdings nicht isoliert zu führen: Es muss als Teil des Aufstandes gegen die kapitalistischen Plausibilitäten verstanden werden. Wenn wir daran festhalten, dass unsere religiösen Traditionen Gerechtigkeit, Frieden und ein Leben in Fülle für alle in ihr Zentrum gesetzt haben, dann bedeutet religiöse Praxis Veränderungen voranzubringen. Dieser Aufstand für Gerechtigkeit ist es, den die befreienden Theologien in Christentum und Islam voranbringen wollen. Um ihn wirkungsvoll führen zu können, ist es wichtig, sich über die eigene Religion hinweg zusammen zu tun, sich zu organisieren und gemeinsam in den Protest zu gehen.