Neue Wege-Gespräch von David Loher und Matthias Hui mit Kacem Gharbi
Islam der Befreiung – Die sozialen Bewegungen brauchen religiöse Legitimität
Neue Wege (NW): Sie werden hier in Europa als Vertreter einer muslimischen Befreiungstheologie bezeichnet. Die Befreiungstheologie ist in Lateinamerika entstanden. Was bedeutet das Konzept der Befreiung in ihrer muslimischen Tradition?
Ich selber bezeichne mich nicht als Theologen, sondern als Philosophen der Befreiung. Mein akademischer Hintergrund ist die Philosophie. In meiner Arbeit spielt der argentinische Befreiungsphilosoph Enrique Dussel eine große Rolle, der auch für die Befreiungstheologie wichtig ist. Von dort stammt die Methode: Es geht um eine Relektüre der Geschichte des Christentums und um
eine neue Hermeneutik des Texts, eine neue Art des Verstehens. Die Frage ist nun: Kann diese Methode auch auf den Islam, den Buddhismus oder das Judentum, auf irgendeine Religion, angewendet werden? Ich denke schon. Als Muslim habe ich die Möglichkeit – ich würde sogar sagen, die Verpflichtung – einer Relektüre meiner eigenen Geschichte. Und ich habe die Verpflichtung, eine neue Hermeneutik des Texts zu konstruieren. So können wir durchaus von einer islamischen Befreiungstheologie sprechen. Allerdings hat, insbesondere im Kontext des sunnitischen Islams, der Begriff der Theologie eine ganz andere Bedeutung. Die Beschäftigung mit den Quellen ist traditionell stark auf den juristischen Aspekt ausgerichtet. Deshalb bevorzuge ich es, vom Islam der Befreiung zu sprechen.
NW: Sind Sie also Teil einer ganzen Bewegung?
Das komplette Interview gibt es hier als PDF
neuewege_2016_09-gespraech-kacem-gharbi
und in der aktuellen Ausgabe von Neue Wege. Beiträge zu Religion und Sozialismus 09/2016.
Mehr zum Islam der Befreiung von Kacem Gharbi findet sich unserer Rubrik Christlich-Muslimischer Austausch.