Jon Sobrino, einer der bekanntesten Befreiungstheologen Lateinamerikas, wird am Donnerstag (27. Dezember) 80 Jahre alt. Der Jesuit und Ordensbruder von Papst Franziskus lebt und arbeitet seit vielen Jahrzehnten in San Salvador, wo er die Jesuitenuniversität UCA mitbegründete. Unter anderem war er Berater des 1980 ermordeten und inzwischen heiliggesprochenen Erzbischofs Oscar Romero.
Ähnlich wie Romero ist auch Jon Sobrino inzwischen von Papst Franziskus rehabilitiert worden.
Der nunmehr 80jährige Jesuitentheologe, die Stimme der Armgehaltenen in der Theologie, hatte im November 1989 das Massaker der salvadorianischen Todesschwadronen überlebt, bei dem neben Ignacio Ellacuría fünf weitere seiner Gefährten und Freunde sowie die Haushälterin und deren Tochter umgebracht wurden. Er hatte nur überlebt, weil er sich außerhalb des Landes befand.
Trotzdem wollte der Vatikan noch 2007 an ihm ein Exempel statuieren. Wenige Wochen vor der 5. Generalversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe in Aparecida hatte ein Kurienkardinal öffentlich angekündigt: „Vor Aparecida soll kein Befreiungstheologe übrigbleiben“. Zwei Monate vor Beginn der CELAM-Versammlung und vor dem Besuch des von Papst Benedikt in Brasilien wurde die Ankündigung des Kardinals umgesetzt. Rom verurteilte die Christologie Jon Sobrinos, weil sie „in einigen Punkten erhebliche Diskrepanzen mit dem Glauben der Kirche“ aufweise. Bestimmte Thesen stünden nicht im Einklang mit der Lehre der Kirche.
Der baskisch-salvadorianische Jesuit wurde im Pontifikat Benedikt XVI. verurteilt, und zwar auf der Grundlage eines Dossiers, das Kardinal Ratzinger selbst zwanzig Jahre zuvor anzulegen begonnen hatte.
Die Korrektur geschah am 13. November 2015: Papst Franziskus hatte Jon Sobrino empfangen und ihn ermuntert: „Schreib weiter!“ Jon Sobrino hielt sich in Rom auf, weil er mit uns „den Katakombenpakt erinnern und erneuern“ wollte. In der Domitilla-Katakombe feierten wir am 16. November 2015 die Eucharistiefeier zum Gedenken an den dort vereinbarten Pakt. Dabei hielt Jon Sobrino die Predigt, die wir auf dieser website noch einmal dokumentieren.
Die vatikanische Verständnislosigkeit hat es also nicht vermocht, die Kirche zu beirren. In der Kirche gilt Jon Sobrino bei vielen engagierten Christen weiter als ein Lehrer, der ihr praktisch-politisches Engagement theologisch und spirituell begleitet. Menschen wie er sind die eigentliche Zukunft der Kirche, weil sie an die grundlegende Wahrheit der Kirche erinnern: „Extra pauperes nulla salus! – Ohne die Armen kein Heil“
Dafür sagen wir Jon Sobrino an seinem Geburtstag von Herzen Dank und Glückwunsch!