Die Kirche und der Putsch*
Am 11.09. 1973, heute vor fünfzig Jahren putschte General Pinochet gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. Systematisch wurden danach die politischen AktivistInnen ermordet (ca. 3000) und fast 30.000 Menschen wurden inhaftiert und gefoltert. Zwei Tage nach dem Putsch approbierte das permanente Komitee der Bischofskonferenz das Dokument „Fé cristiana y actuación política“ und brachte es am 26. Oktober in Umlauf. In ihm wurde erklärt, dass „kein Priester oder kein Ordensmann oder Ordensfrau dieser Bewegung (‚Christen für den Sozialimsus‛) angehören kann“.
Franz Hinkelammert1 spricht davon, dass den CPS in diesem Papier implizit „Atheismus“ vorgeworfen wurde. Im Zusammenhang eines Rundschreibens der chilenischen Bischofskonferenz von Weihnachten 1973, unterzeichnet von Carlos Oviedo, wurden die bis dahin erzwungenen Exile von Priestern mit deren parteipolitischem Engagement in Sozialistischer, Kommunistischer Partei, MAPU oder MIR und deren Mitgliedschaft bei CPS erklärt. Franz Hinkelammert resümiert, dass es Oviedo offenkundig darum gegangen sei, festzustellen, dass es sich bei der Verfolgung nicht um eine Christenverfolgung gehandelt habe, sondern eben um eine Verfolgung aus politischen Gründen, die insofern auch gerechtfertigt gewesen sei, um die „Ordnung im Lande“ wiederherzustellen, wie es in der Erklärung der Bischöfe vom 13.09. 19732 hieß: „5. Im Vertrauen auf den Patriotismus und die Selbstlosigkeit derer, die die schwierige Aufgabe übernommen haben, die institutionelle Ordnung und das ökonomische Leben wieder herzustellen, das so schwerwiegend verändert wurde, bitten wir alle Chilenen, dass sie angesichts der gegebenen Umstände kooperieren, um diese Aufgaben meistern zu können, und vor allem bitten wir in Demut und Inbrunst, dass Gott Ihnen beistehen möge.“ „5. Confiando en el patriotismo y el desinterés que han expresado los que han asumido la difícil tarea de restaurar el orden institucional y la vida económico del país, tan gravemente alterados, pedimos al los chilenos, que dadas las actuales circunstancias, coopern a llevar a cabo esta tares, y sobre todo, con humildad y con fervor, pedimos a Dios que los ayude.“ Die praktischen Konsequenzen, die sich daraus für die Mitglieder der CPS ergeben haben, interpretierte der ehemalige Generalsekretär der Bewegung Martín Gárate so:
„Mit diesem Dokument hat die Kirche den Ball an das Militär weitergespielt und sie konnten mit den CPS machen, was sie wollten. Das war die größte Sauerei, die je passiert ist. Und ich verzeihe ihnen das nicht, man muss es der Kirche irgendwann verzeihen, aber nein, das hat den Tod so vieler Priester bedeutet. Und das trägt die Kirche mit sich und die Bischöfe müssen das zugeben, denn sie haben dieses Dokument veröffentlicht, obwohl sie es nicht mussten. Nur um von der Militärregierung akzeptiert zu werden. Deswegen haben sie es gemacht. Und für uns war es nie möglich, auf dieses Dokument zu antworten, so wie die Situation war. Es hatte so viele Fehler, theologische Argumente, die nicht schlüssig waren, und dieses Dokument hat die Verfolgung von so vielen Priestern und Schwestern ermöglicht. Vielleicht hätte es die Regierung sowieso gemacht, aber das hat es auf jeden Fall erleichtert, das steht zweifelsfrei fest. Da haben sie uns geköpft und es war zu Ende.“ (Interview Gárate 2016)
Es ist wichtig, an diese Erklärung zu erinnern, in der sich im Grunde die ganze Erleichterung der katholischen Hierarchie sowohl über das Ende der Unidad Popular als auch das Ende der Bewegung der Christen für den Sozialismus widerspiegelt. Denn allzu schnell hat sich die katholische Kirche Chiles, insbesondere Kardinal Silva Henríquez vor allem durch die Menschenrechtsarbeit der Vicaria de la Solidaridad als Verteidiger der Menschenrechte in die Geschichte einschreiben wollen. Dabei wird sowohl vergessen, dass diese kirchliche Menschenrechtsorganisation keine Opfer der Diktatur aus dem bewaffneten Widerstand verteidigte und deshalb z.B. die Superiorin Blanca Rengifo Pérez der Congregación El Amor Misericordoso 1980 die Vicaria verließ und CODEPU, das Comité de Defensa de los Derechos del Pueblo gründete.3 Und es wird bei aller Würdigung des Engagements der kirchlichne Hierarchie allzu schnell vergessen, dass die katholischen Bischöfe Chiles – und nicht zuletzt auch Kardinal Silva Henríquez – ein im Grunde ablehnendes Verhältnis zur Unidad Popular und zur Bewegung der Christen für den Sozialismus hatten.
In seiner bis heute unüberbotenen Untersuchung zur Rolle der chilenischen katholischen Kirche während der Unidad Popular und nach dem Putsch zeigt Franz Hinkelammert insbesondere auch an Texten, Verlautbarungen und Predigten von Kardinal Silva Henríquez auf, wie die damalige katholische Soziallehre das Wahrheitskriterium der Kirche war4 – und die Ideologie zur Verteidigung der bürgerlichen Gesellschaft:
„Wenn man die Entwicklung des Denkens des Kardinals vor dem Putsch betrachtet, kann gar kein Zweifel daran bestehen, dass für ihn die Bewegung, die zum Putsch führte, im Grunde legitim war. Obwohl er sie zu verhindern suchte, und seit dem 16. Juli 1973 öffentlich zum „Dialog“ aufrief, stand diese Legitimität für ihn nicht im Zweifel. Was er fürchtete, war der Zusammenbruch der Gesetzlichkeit als Folge einer solchen von ihm an sich als legitim betrachteten Bewegung. Und er war zu allen nur möglichen Konsequenzen bereit, um einen solchen Zusammenbruch zu verhindern.“ (127) „Considerando el pensamiento del Cardenal antes del golpe, no puede haber duda de que para el movimiento que llevaba al golpe, era legítimo. A pesar de que él trató de evitar el golpe mismo y que llamó a partir del 16 de julio públicamente al “diálogo”, él no podía tener duda sobre la legitimidad de este movimiento. Lo que él temía era el colapso de la legalidad como consecuencia de este movimiento esencialmente legítimo.“ (98)
Der Zusammenbruch der Ordnung – und gemeint war damit der Zusammenbruch der bürgerlichen durch die Gesetzlichkeit vermittelten Eigentumsordnung, war – so Hinkelammert – für den Kardinal im Grunde vorhersehbar und letztlich nicht zu verhindern. Deshalb musste nach dem Putsch die Gesetzlichkeit auf der Basis der wiederhergestellten Ordnung möglichst schnell wieder hergestellt und damit die Eigentumsordnung wieder legitimiert werden. Deshalb und nur deshalb wird er später die Einhaltung der Menschenrechte, die Wiederherstellung und Einhaltung der Gesetze und auch eine gewisse soziale Verantwortung für das Privateigentum fordern, und so in Konflikt, bzw. in Opposition zur Junta geraten. Der Kardinal wird aber – so Hinkelammert – „ … ex post – für den Terror der ersten Stunde, die Blutorgie der Militärs, Verständnis aufbringen und ihn als mechanische Reaktion auf die Gewalt der Linken interpretieren.“ 5 Obwohl natürlich seine Position in keinster Weise mit der vieler seiner Bischofskollegen zu vergleichen ist, die sich in ganz offener und unverblümter Weise auf die Seite der Putschisten stellten. Dabei ist die Äußerung des Erzbischofs von Valparaíso, Monseñor Tagle Covarrubias in ihrer Deutlichkeit wohl nicht mehr zu überbieten und war vielleicht sogar in der Bischofskonferenz nicht umstritten. Aber wer kann schon nachträglich in ihre Herzen schauen:
„So, wie ein zum Tode verurteilter Kranker sich durch eine gelungene Operation erholt, so hat das Land einiges Blut verloren, einigen Schmerz erlitten und es gibt Wunden, die vernarben müssen. Aber das Leben Chiles als freier und souveräner Nation ist gerettet … Wir haben den Marxismus kennengelernt … Er ist irrig und unmoralisch … Er stellt den Klassenkampf als notwendiges Fundament des sozialen Lebens dar, was zum Zusammenstoß, zum Hass und zur Gewalt führt. …“ (in: El Mercurio, 21.1.74 S. 8; zit. nach Hinkelammert S. 64) „Como un enfermo condenado a morir que se ha librado por una acertada operación, el país ha perdido alguna sangre, ha sufrido algún dolor, hay heridas que deben cicatrizarse. Pero se ha salvado la vida de Chile como nación libre y soberana… Hemos conocido al marxismo…Es erróneo y es inmoral…Coloca la lucha de clases como el fundamento necesario de la vida social, lo que lleva al enfrentamiento, al odio y a la violencia… Si amamos en verdad debemos reconocer los derechos y las posibilidades de otros”. “(in: El Mercurio, 21.1.74 S. 8; zit. nach Hinkelammert S. 45)
2. Die letzte Erklärung: El reino de Dios sufre violencia y en Chile …
Eine letzte Wortmeldung, die man durchaus als CPS-Erklärung verstehen kann, wurde nach dem Putsch veröffentlicht. Das dreißigseitige Papier muss noch in Chile Anfang 1974 geschrieben worden sein und ist zuerst in Paris veröffentlicht worden, wo es eine große chilenische Exilsgemeinde gab, und wo auch der Mitbegründer und Jesuit Gonzalo Arroyo nach dem Putsch lebte.6 Die Erklärung wurde nach eigener Aussage von Diego Irarrázaval verfasst, der im Frühjahr 1974 ja noch in Santiago war und im Comité pro Paz mitarbeitete.7
Das Papier versucht, soweit möglich, das Geschehene zu beschreiben und zu dokumentieren. Auch einzelne Auflistungen von Verhafteten sind darin vorhanden, fehlen allerdings in der vorliegenden Variante aus Peru, bzw. sind darin durch die Bemerkung ersetzt: „Es folgen die Namen …“. Im Versuch, Zeugnis von den Ereignissen in Chile zu geben, ist die noch vorherrschende Sprachlosigkeit deutlich spürbar. Der Putsch wird als das Ende einer Erfahrung beschrieben, die schwer zu beschreiben sei:
„Es war eine intensive, extrem intensive Erfahrung. Es umhüllte uns alle und beeinflusste jede Ecke unseres Lebens. Es war so durchdringend wie das irritierende Schreien eines Kindes, das einen nicht schlafen lässt. Es war eine Zeit der Geburt und Krise in allen Aspekten des Lebens … Hier können wir das Ende der letzten Phase nicht im Detail analysieren. Es genügt, an erster Stelle zu zeigen, dass es sich um eine historische Erfahrung handelte, in der der soziale Konflikt in einen Moment politischer Bestimmung gipfelte.“ (68)
Gleichwohl werden einige grundlegende Aspekte der Veränderung des Selbstverständnisses christlichen Glaubens durch die Erfahrung der Unidad Popular zu analysieren versucht. Da ist zunächst einmal der Übergang von der einfachen Nächstenliebe oder Hilfe für den Nächsten über die Teilhabe am Leben der Anderen zur Teilhabe an den Kämpfen der Unterdrückten. Da ist zum zweiten das veränderte Bewusstsein dessen, was Kirche bedeutet. Dabei sei es um den Übergang von einer Kirche gegangen, der es um die moralische Perfektion ihrer Mitglieder ging, zu einer Kirche, der es um die Sorge für das Heil der Welt durch die christliche Brüderlichkeit, d.h. die Teilhabe an einer ganzheitlichen Befreiung ging. Ein weiterer zentraler Punkt der Erfahrung dieser Jahre in der Unidad Popular sei der Übergang christlichen Engagements von der privaten und interpersonalen Ebene hin zur Teilhabe an den Aktionen und Bemühungen (aspiraciónes) des Volkes gewesen. Und der letzte Punkt war die Entmystifizierung des Glaubens8 und die Anerkennung der Autonomie des Denkens und der sozio-politischen Organisationen, d.h. der Parteien, Volksorganisationen wie Nachbarschaftskomitees, der JAPS etc.: En general, en los medios cristianos se reconocía que la política tiene su racionalidad y organicidad propria.“ (76), die einer Instrumentalisierung des Glaubens ein Ende bereitete. All diese Entwicklungen und Möglichkeiten einer Transformation des Glaubens und des Lebens der Kirche wären, so das Papier zusammenfassend, zu ihrem Ende gelangt. Die historische Etappe seit dem 11. September 1973, d.h. die bewaffnete Diktatur der Bourgeoisie hat einen Zyklus christlichen Engagements beendet und viele Wege verschlossen. In einer darauf folgenden langen Passage wird dann die Rolle der Kirche, insbesondere der Bischöfe während und kurz nach dem Putsch beschrieben und analysiert. Neben den schon bereits erwähnten Verlautbarungen derjenigen Bischöfe, die auf Seite der Diktatur standen, wird vor allem Weihbischof Ariztía als einer der Verteidiger der Menschenrechte und Kritiker der Diktatur erwähnt. Anders als viele nachträgliche Bewertungen spricht das Papier aber auch von Kardinal Silva als Verteidiger der Menschenrechte: „Sowohl der Erbischof von Santiago, Kardinal Silva, als auch Weihbischof Fernando Ariztía haben gehandelt, um die Freiheit der Kirche, die demokratischne Rechte und das Leben der am meisten Leidenden zu verteidigen.“ „Tanto el Arzobispo de Santiago, Cardenal Silva, como el Obispo Auxiliar Fernando Ariztía, han actuado para denfender la libertad de la Iglesia, los derechos democráticos y la vida de los que más sufren.“ (S. 85). Diese Einschätzung wird aber später im Text relativiert und ist so möglicherweise taktisch motiviert gewesen. Der Kardinal habe immer eine moderate Haltung gehabt, und in der Leitung der Kirche immer einerseits eine Beziehung der Zusammenarbeit mit der Junta eingenommen und andererseits eine gewisse Unabhängigkeit der Kirche mit dem Ziel, den Bedrängtesten helfen zu können, bewahrt. „In all ihren Führungspraxen hat die Kirche einerseits eine Haltung der Kollaboration mit den neuen Autoritäten gehalten und andererseits auch eine gewisse Unabhängigkeit der Kirche bewahrt, um den Bedürftigsten helfen zu können.“ „En toda su conduccíon de la Iglesia ha mantenido, por una parte, una relación de colaboración con las nuevas autoridades y por otra parte, una cierta independencia de la Iglesia a fin de apoyar a los más necesitados.“ (86) Zusammenfassend hält das Papier bezüglich der Rolle der Kirche fest:
„Die Diktatur hat eine religiöse Legitimation gesucht. Sie hat nicht von allen in der Hierarchie der Kirche eine bedingungslose Unterstützung erhalten. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Kirche die diktatorischen Bedingungen als „kleineres Übel“ akzeptiert hat, aber eine Rückkehr zum demokratischen System favorisierte.“ „La dictadura ha buscado una legitimación religiosa. “ (88)
Eine ganz andere Unterstützung gab der Junta da der Direktor des Fernsehkanal 13 der katholischen Universität, Pater Raúl Hasbún. Diego Irarrazaval bezeichnet ihn in seinem Papier als den Geistlichen, der soviel öffentliches Gewicht hatte, wie alle anderen Bischöfe zusammen und der durch seine Fernsehsendungen und Presseerklärungen zur religiösen Stimme derer geworden sei, die das Land nach dem Putsch beherrschten. Er widmet ihm zwei Seiten seines Textes. Raúl Hasbún hatte seit März 1973, also seit der für die Regierungsparteien erfolgreichen Wahl seine Kampagne gegen die Unidad Popular verstärkt. Schon im April 73 hatte eine ganze Reihe von Gruppen, Bewegungen und katholischen Organisationen sich öffentlich deutlich von den Überzeugungen Hasbúns distanziert9 und ihn dafür kritisiert, dass er seine persönliche Überzeugung als allgemeine Überzeugung des Christentums, sogar der Kirche, darstellte und die damals gegen ihn laufenden Untersuchungen wegen Mordbeteiligung als politische Verfolgung interpretierte und öffentlichkeitwirksam ausnutzte. Das laufende Verfahren gegen ihn wurde nach dem Putsch eingestellt. Franz Hinkelammert nennt ihn einen „Theologen des Massakers“, der die Tatsache, dass Kanal 13 in den Tagen nach dem Putsch einer der wenigen oder sogar der einzig funktionierende Fernsehsender war, ausnutzte, „die Loyalität und das gute Gewissen der Bevölkerung gegenüber dem Putsch und ganz besonders gegenüber dem Massaker, das draußen ablief und das keinem Zuhörer entging, zu sichern.“10
Diese von Franz Hinkelammert so genannte Theologie des Massakers war kein Versuch, die Ereignisse argumentativ zu begleiten oder zu erklären und zu erläutern; sie waren, so Hinkelammert, vielmehr eher von der Art geistlicher Exerzitien. Im Moment der Bomben- und Luftangriffe gegen Regierungsgebäude, besetzte Fabriken oder Zeitungsgebäude unterbrach …
„der Fernsehkanal 13 der Katholischen Universität (unterbrach) hier seine Sendungen. Es folgten – von Pater Hasbun gesprochen – religiöse Phantasien, die begleitet waren von stillen und friedlichen Landschaften, unterbrochen von Bildern im Paradeschritt marschierender Soldaten: „Der Herr ist mein Licht … Wer liebt, fürchtet sich nicht. Die vollkommene Liebe verwirft die Furcht, denn die Furcht setzt Strafe voraus und ist nicht vollkommen in ihrer Liebe. Die Gebote Gottes bedrücken nicht, denn alles was aus Gott geboren wird, besiegt die Welt. Und dies ist der Sieg, der die Welt besiegt, unser Glaube. Wer ist es, der die Welt besiegt, wenn nicht derjenige, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Dieses sage ich Euch, meine Freunde. Fürchtet Euch nicht vor jenen, die den Körper töten und nichts weiter tun können. Fürchtet Euch vor dem, der Euch in der Hölle begräbt, nachdem er Euch getötet hat … Habt keine Furcht. Ihr seid mehr wert als ein Schwarm von Vögeln. In der Welt werdet Ihr leiden müssen, aber bewahrt den Mut. Ich habe die Welt besiegt.“
En este momento el canal 13 de televisión de la Universidad Católica interrumpió sus transmisiones. Siguieron – habladas por el padre Hasbun – fantasías religiosas acompañadas por paisajes tranquilas y pacíficas alternadas por imágenes de soldados marchando en paso de ganso: „El Señor es mi luz … El que ama no teme. El amor perfecto expulsa el temor, porque el temor supone un castigo y no es perfecto en su amor. Los mandamientos de Dios no son pesados porque todo lo que ha nacido de Dios vence al mundo. Y esta es la victoria que vence al mundo, nuestra fe. ¿Quién es el que vence el mundo si no es quien cree que Jesús es el hijo de Dios? Esto se lo digo a Ustedes, mis amigos. No teman nada a los que matan el cuerpo y después ya no pueden hacer más. Teman a aquel que después de matar puede sepultar en el infierno … No tengan miedo, ustedes valen más que una multitud de pájaros. En el mundo tendrán que sufrir, pero conserven el valor. Yo he vencido al mundo.“ (Hinkelammert, 51ff.)
So wurde das Ende der Unidad Popular von den schrillen Tönen eines Christentumsverständnisses orchestriert, gegen das die CPS sich seit der Wahl von Präsident Allende gestellt hatten. Und auf traurige Weise hatte sich die Einsicht der CPS, dass der Klassenkampf keine bloße Idee, sondern blutige Wirklichkeit sei, bewahrheitet. Die Praxis eines Christentums in Chile, dass nicht auf der Seite der Herrschenden, sondern auf der Seite der Armen und Leidenden stand, war aber mit dem Putsch deshalb nicht ausgelöscht. Die katholischen Kirchengemeinden wurden – letztlich gegen den Willen der kirchlichen Hierarchie – in der Zeit der Diktatur zu einem wichtigen Ort des Widerstandes und der Politisierung. Aber das ist eine andere Geschichte:
„Die Rolle der christlichen Gemeinden in der Zeit der Diktatur war fundamental, denn die Geschichte, die wir dir erzählen, ist die der 80er, aber sie hatte schon eine Vorgeschichte, … Die Kirchengemeinden waren ein Ort, an dem man sich sicher fühlte, vor allem sicher, denn in dieser Zeit waren Versammlungen verboten. Du konntest keine Versammlungen abhalten, nicht einmal Partys. … Die Kirche ist so enorm gewachsen! Wenn du in die Gemeinden sahst, waren dort erst 20 Personen dann 30 und später 300 Personen. Und jede Organisation machte ihre Arbeit in ihrer Kirche und man lernte sich kennen und es wuchs eine Einheit und die sozialen Anführer trafen sich. Das alles passierte in der Kirche. Diese 17 Jahre passierten im Innern der Kirche, im Innern der katholischen Kirche!“
(Interview Gruppe Valparaiso 2015)
Anmerkungen:
1 Franz Hinkelammert lebte seit 1963 in Chile und arbeitete an der Katholischen Universität und später dem Centro de Estudios de la Realidad Nacional, CEREN. Hinkelammert stand der MAPU nahe und musste Chile nach dem Putsch verlassen: Ideología de sometimiento. La Iglesia Católica Chilena frente al golpe: 1973-1974, Editorial Universitaria Centroamericana, Costa Rica 1977 u. Franz Hinkelammert, Befreiung denken – Grenzgänge zwischen Kontinenten und Wissenschaften, Münster/ Luzern 2011
2 Declaracion del Comité Permanente del Episcopado sobre la Situacion del país
3 Fabiola Letelier, Blanca creía en la fuerza social del pueblo, S. 191, in: Crónicas de una Iglesia Liberadora, Coleccion sin Norte, Lom, Santiago de Chile 2000.
4 Franz Hinkelammert: „Als Kirche in der bürgerlichen Gesellschaft musste daher die katholische Kirche sowohl ihren – bürgerlichen – Gläubigen als auch der gesamten Gesellschaft erklären, dass sie eine bürgerliche Kirche sei. Nicht als „wahre“ Kirche wäre sie eine anerkannte Kirche gewesen, sondern als bürgerliche Kirche wurde sie anerkannt….“, S. 167.
5 Franz Hinkelammert, Ideologie der Unterwerfung. Die katholische Kirche in Chile dem Milirtärputsch gegenüber: 1973 – 1974, 126 ff.
6 Hernan Leemrijse, Un Dehoniano en el Exilio, in: Dehoniana Anno XIV 2016, S. 119 ff. Hernan schreibt hier auch, dass viele ausgewiesene Priester mit Genehmigung der dortigen Regierung eigentlich nach Cuba gehen wollten. Dies wurde aber von der cubanischen Bischofskonferenz der katholischen Kirche verhindert.
7 „Es wurde ein Dokument veröffentlicht und ich erwähne es hier in dieser kleinen Arbeit: ‚Das Reich Gottes erleidet Gewalt und in Chile … ‚. Gut, ich bin der Autor und ich habe keine Kopie und es wurde in Paris veröffentlicht. …. Also, dort schildere ich ein bisschen was passiert ist, es ist keine sehr brillante Schilderung, es ist eine Schilderung, etwas das in Eile geschrieben wurde und man muss einigen Dingen, die passieren, eine Unterschrift geben, aber ich habe meine Namen nicht darunter gesetzt.“ „Dieser Text wurde ebenfalls im Jahr 1974 dann in dem Buch „Chile. Masacre de un pueblo. Cristianos frente a los hechos. Resistencia y Solidaridad“ im Centro e Estudios y Publicaciones in Lima, Peru veröffentlicht.
8 „Un último aspecto de la línea gruesa de lcompromiso que se vivó en la etapa pasada consiste en haber superado el fideísmo … La fe cristiana no fue considerada como una varita magica.“, 76.
9 Vgl. Anlage im Rundbrief der CPS vom 04. April 1973: Zu den Unterzeichenden gehörten verschiedene Universitätsgemeinden, die Basisgemeinden Santiagos, pentecostale Pastoren, christliche Journalisten und Lehrer, die JOC-Nacional, Arbeiterpriester und die MOAC. (Privatarchiv Sergio Torres)
10 Franz Hinkelammert, Ideología de sometimiento. La Iglesia Católica Chilena frente al golpe: 1973-1974, Editorial Universitaria Centroamericana, Costa Rica 1977, 50
*aus: Michael Ramminger, „Wir waren Kirche … inmitten des Volkes. Das Vermächtnis der Christen für den Sozialismus in Chile 1971-73, Münster 2019