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10 Jahre Welttreffen der Sozialen Bewegungen mit Papst Franziskus

Pfefferspray statt soziale Gerechtigkeit“

Wie Gewalt sich breit macht…und was dagegen zu tun ist.

Papst Franziskus hat zum zehnjährigen Bestehen der Welttreffen der Sozialen Bewegungen („movimientos populares“ – MMPP) im Vatikan am 20. September 2024 eine Ansprache gehalten. Wir möchten sie hier gerne in deutscher Übersetzung veröffentlichen, weil wir die Welttreffen der Sozialen Bewegungen seit 2014 intensiv mit begleitet und teilweise daran auch teilgenommen haben. Hierzu haben wir auch verschiedene Veröffentlichungen gemacht, von denen hier eine Auswahl abrufbar ist:

Schwestern und Brüder, guten Tag. Schön, dass ihr gekommen seid.

Wir erinnern uns an den Moment, der den Ausgangspunkt für unsere gemeinsame Geschichte gebildet hat! Zehn Jahre sind vergangen, seit dem ersten Welttreffen der sozialen Bewegungen. Damals haben wir „Land – ein Dach über dem Kopf – Arbeit (die drei T: „tierra, techo, trabajo“, NM) zum Motto erklärt. „Land – ein Dach über den Kopf – Arbeit“ sind heilige Rechte. Niemand soll Euch diese Überzeugung streitig machen, niemand soll Euch dieser Hoffnung berauben, niemand soll Euch diesen Traum austreiben!

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Messianisch predigen

»Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.« (Mt 11,5)
Das ist die Antwort und Selbstbeschreibung seines Handelns, die Jesus den Jüngern des inhaftierten Täufers Johannes gibt auf ihre Frage, ob er der Messias sei. In dieser Antwort erscheint die Verkündigung vordergründig als das am wenigsten Wirkmächtige und Spektakuläre gegenüber den Heilungen und der Auferstehung von Toten. Im Hintergrund verbirgt sich jedoch einiger Sprengstoff, weil gesagt wird, wer die Adressatinnen und Adressaten dieser Verkündigung des Evangeliums sind: die Armen, die ihrer Autonomie Beraubten, die Verliererinnen und Verlierer der Geschichte. In dieser Parteilichkeit steckt die Brisanz der Verkündigung des Evangeliums, weil es auf ihre Befreiung abzielt. Doch was macht dann die inhaltliche Füllung parteilicher Verkündigung aus?

Benedikt Kern und Jan Henrik Röttgers haben hierzu einen Beitrag veröffentlicht in: Der Prediger und Katechet (2024/5), S. 631-635. Der Beitrag kann hier online gelesen werden:

Prediger und Katechet 2024_05_Messianisch predigen

 

„Zwischen Verdrossenheit und gelebter Vielfalt“

Shell Jugendstudie 2024

Kommentar von Andreas Hellgermann, Arbeitskreis ReligionslehrerInnen am ITP

In diesen Tagen ist die neue Shell-Jugendstudie herausgekommen und es ist bemerkenswert, welche Ergebnisse angezeigt werden, wenn das Stichwort „Shell Jugendstudie 24“ in eine beliebige Suchmaschine eingegeben wird. Es zeigt sich eine widersprüchliche Mannigfaltigkeit: Angst vor der Zukunft, mehrheitlich optimistisch, alarmierende Trends, noch nicht verloren, besser als ihr Ruf, Interesse an Politik … und, und, und.

Zwei Punkte allerdings werden auch von den Machern der Studie hervorgehoben und tauchen im Titel auf. Die Zukunftsängste werden einem pragmatischen Optimismus gegenübergestellt. Es ist sehr naheliegend, das für einen Widerspruch zu halten.

Was aber ist, wenn es genau an dieser Stelle gar keinen Widerspruch gibt? „Zwischen Verdrossenheit und gelebter Vielfalt“ weiterlesen

Die Kriege des 21. Jahrhunderts

Einige Beobachtungen zur fortschreitenden Technisierung und Schlussfolgerungen zu den politischen und ethischen Konsequenzen

„Alle, die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf den Herrn! Er ist euch Helfer und Schild“ (Ps 115,11)

Von Jan Henrik Röttgers

Der Artikel ist erschienen in der pax christi-Korrespondenz 01/24.

Seit geraumer Zeit verändern sich die Kriege, die momentan auf dem Planeten stattfinden, massiv in ihrer Art. Oft wird in den Diskussionen über die Rechtfertigung dieses oder jenes Krieges gesprochen, die Ursachen und ob Waffenlieferungen erlaubt sein sollen und welche Seite mehr Recht auf ihrer Seite hat.

Dabei wird aber oft nicht über die Art der Kriegsführung gesprochen, obwohl auch daraus Ableitungen über die Rechtmäßigkeit des Krieges geführt werden können. Dieser Beitrag soll die moderne Kriegsführung des 21. Jahrhunderts in den Blick nehmen und die zugrundeliegenden Annahmen.

Zwei der wesentlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sind zum einen die massive Ausweitung des Einsatzes von Drohnen in den bewaffneten Konflikten und zum anderen die zunehmende Digitalisierung des Krieges, die bereits den Cyberraum als ein neues Gefechtsfeld ausgemacht hat, und in dieser Linie der ausgeweitete Einsatz Künstlicher Intelligenz. Diese Entwicklungen sollen an dieser Stelle im Fokus stehen und näher untersucht werden. Die Kriege des 21. Jahrhunderts weiterlesen

ITP-Rundbrief 61

Anfang Oktober 2024 ist unser neuer Rundbrief mit folgenden Themen erschienen:
a) Warum die Theologie? … nicht klein uns hässlich sein muss …
b) Beziehung und Freiheit. Klara von Assisi als Beispiel weiblicher Subjektwerdung
c) Religion und Neofaschismus in Brasilien. Bolsonaros Erbe
d) Omnia sunt communia – alles gehöre allen. Zur Aktualität der Apokalyptik von Thomas Müntzer

Der Rundbrief kann hier heruntergeladen werden. Er wird auch kostenlos verschickt. Wenn Sie Interesse an einem Abo haben oder den Rundbrief in einer Gemeinde oder einem Bildungshaus auslegen möchten, können Sie sich sehr gerne bei uns melden.

Neuerscheinung: „Warum die Theologie nicht klein und hässlich zu sein braucht“

„Warum die Theologie nicht klein und hässlich zu sein braucht“. So lautet ausgehend von einem Zitat Walter Benjamins der Titel dieses Buches.

Wir halten es für keine leichte Aufgabe, gegen all die berechtigte und offenkundige Kritik an Theologie und Christentum, gegen all das von Kirchen und ihren ideologischen Apparaten begangene Unrecht trotzdem an unseren Traditionen festzuhalten. Worum es der Politischen Theologie immer ging, und jeder Theologie immer noch gehen muss, ist daher trotz aller Widrigkeiten nach den Möglichkeiten einer selbstkritischen Theologie zu suchen „in den Verhältnissen neuzeitlicher Welt mit ihren Prozessen der Aufklärung, Säkularisierung und Emanzipation“. Neuerscheinung: „Warum die Theologie nicht klein und hässlich zu sein braucht“ weiterlesen

Apokalyptik

Rückblick zu unserem Sommerseminar

Die Zustände in der Welt stimmen auch am Ende dieses Sommers wenig optimistisch. In der Ukraine geht der Krieg weiter, ohne dass sich ernsthafte Auswege und Friedensbemühungen abzeichnen würden. Auch in Gaza geht das Leiden und Sterben weiter und eine Eskalation des Krieges im Nahen Osten scheint immer noch nicht ausgeschlossen. Der Anschlag in Solingen wird längst nicht mehr nur von AfD-PolitikerInnen dafür instrumentalisiert, eine neue Eskalation in der Asyl-und Migrationspolitik voranzutreiben, indem Abschottung und Abschiebungen, selbst nach Syrien und Afghanistan, ausgebaut werden sollen.

Man kommt schnell auf die Idee bei all dem von apokalyptischen Zuständen zu sprechen. So schien unsere diesjährige Sommerschule, die im August in der Toskana mit 16 TeilnehmerInnen zum Thema „Apokalyptik“ stattgefunden hat, einen Nerv der Zeit zu treffen. Sie hat uns aber auch geholfen, von den biblischen Texten, den apokalyptischen Bewegungen in der Geschichte des Christentums und der Politischen Theologie her einen anderen Zugang zum Begriff der Apokalyptik zu bekommen: Nicht einfach nur als Katastrophe, sondern als hoffnungsvolle Botschaft, dass die Dinge nicht ewig so weitergehen, dass die Verhältnisse katastrophal sind, aber auf tönernen Füßen stehen, dass Unterbrechung und Abbruch denkbar sind. In biblischen Zeiten wie in der Christentumsgeschichte wurden solche apokalyptischen Botschaften nicht als Schreckensszenarien erfahren, sondern als Ermöglichung zu einem Handeln, das auf etwas Neues aus ist, das jenseits der sich aus der Gegenwart ergebenden Möglichkeiten denkt.

So waren für uns solche apokalyptischen Gedanken nicht furchteinflössend, sondern ermutigend, um uns in diesen Verhältnissen Klarheit zu verschaffen. Dies wollen wir weiter gemeinsam tun, auch mit Ihnen und euch.

Julia Lis

Broschüre: Es lebe die Armut! Franz und Klara von Assisi

Klara und Franz von Assisi faszinieren die Menschen bis heute: In Assisi, der Stadt, mit deren Gesellschaft sie am Anfang ihres Weges brachen und der sie doch bis zu ihrem Tode verbunden blieben, reißen die Pilgerströme bis heute nicht ab. Im Mittelpunkt steht dabei Franz von Assisi als sanfter Tier- und Naturfreund, anspruchslos und arm. Für Klara ist die Nebenrolle vorgesehen: als stille Nachfolgerin oder als Geliebte.

Wir glauben aber, dass es noch einen anderen Franz, eine andere Klara von Assisi gibt. Obwohl uns Jahrhunderte von den beiden trennen, obwohl wir in einer anderen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Ordnung leben, die auch ein anderes Verhältnis von Religion und Politik bedeutet, haben sie uns – so glauben wir – noch eine Menge zu sagen.

In dieser Broschüre, wollen wir einige Aspekte aus dem Leben und Denken von Franz und Klara aufgreifen, von denen wir uns eine Inspiration für befreiungstheologisches Handeln heute erhoffen.

Die 28-seitige farbige Broschüre „Es lebe die Armut! Franz und Klara von Assisi“ im praktischen Taschenformat (DIN-A-6) eignet sich für den Einsatz im Religionsunterricht, in der Gemeinde oder der Erwachsenenbildung. Sie kann zur Weiterverbreitung bestellt werden unter buecher@itpol.de:

1 Ex. = 0,50 €, 10 Ex. = 5,00 €, 25 Ex. = 10,00 €, 50 Ex. = 15,00 €, zuzüglich Versandkosten

DIGITALISIERUNG. MEDIALISIERUNG. BILDPRODUKTION.

Ein Bildschirm wurde zwischen den User und die Welt geschoben

„Die Kontemplation einer Blume, das Staunen über ein Feuerwerk oder die ersten Schritte des eigenen Kindes sind eine Erfahrung. Schiebt sich allerdings ein Smartphone dazwischen, konkurriert die Erfahrung mit der Erfahrung des Fotografierens.“

„Aus religionspädagogischer Perspektive sind diese Phänomene der Digitalisierung so etwas wie „nachgemachte Schöpfung“. Man kann tausend Bilder von den Alpen sehen und die echten Alpen verlieren ihren Reiz. Was unterscheidet denn noch das Bild, das ich von den Alpen poste, von all den anderen immer gleichen Alpenbildern?“

David Hellgermann und Annika Landt (Institut für Theologie und Politik) haben sich mit Digitalisierungskritik auseinandergesetzt in der religionspädagogischen Zeitschrift Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen (rabs: 1/2024), hg. vom Bundesvorstand des Verbands katholischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer an Berufsbildenden Schulen, in wissenschaftlicher Kooperation mit dem Katholischen Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR) an der Universität Tübingen.

Beide Beiträge können hier heruntergeladen werden: David Hellgermann_Annika Landt_rabs_1_2024

Befreiungstheologie und befreiende Pädagogik

Artikel von Andreas Hellgermann, Arbeitskreis Religionslehrer*innen am Institut für Theologie und Politik

Theologie und Pädagogik sind aufeinander bezogen, aber diese Bezogenheit ist wenig sichtbar. Es ist vielmehr so, dass sie zu verschwinden droht. Dabei zeigt gerade die Entwicklung der Pädagogik eine Eindimensionalität, die in vielerlei Hinsicht verhängnisvoll ist. Denn Bildungsprozesse sind von einer Langfristigkeit geprägt, die ein entscheidender Faktor dafür ist, den Status quo, in dem wir leben, zu stabilisieren und abzusichern.

Allein die Klimakatastrophe, mit der wir seit mehreren Jahrzehnten konfrontiert sind und die nur ein äußeres und zugleich tief in den Gesellschaftsprozessen verwurzeltes Beispiel ist, zeigt dies. Wenn man mit Fug und Recht feststellen kann, dass in ihr überdeutlich wird, wie eine allein auf die maximale Verwertung von Kapital ausgerichtete Ökonomie scheinbar als Begleiterscheinung mit einer sehr grundlegenden Zerstörung gekoppelt ist, so ist genauso bemerkenswert, wie in einem Parallelprozess die Subjekte produziert worden sind und weiter werden, die für die bruchlose Kapitalverwertung gebraucht werden. …

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