Alle Beiträge von

Seminar: Pädagogik der Leere

5.-7. April 2024: Seminar des Arbeitskreises Religionslehrer*innen am ITP zur „Pädagogik der Leere“ im Haus Wasserburg in Vallendar (Rheinland-Pfalz)

Das Schuljahr, die Schulstunde ist minutiös geplant. Zielorientierung ist das A und O. Selbst für die Pause, also die Zeit am Kopierer, werden uns Entspannungsübungen empfohlen, um die Zeit zu „nutzen“. Auch unsere politischen Ziele und Hoffnungen scheinen in der Praxis schnell nach einer Konkretisierung zu rufen. Gerne würden wir mit mehr Ergebnis handeln, Ziele erreichen, die Welt verändern. Wir glauben, um die Welt wirklich zu verändern, braucht es nicht noch mehr Druck und Katastrophismus, sondern Zeit für eine Unterbrechung, für einen freien Raum ohne Unterwerfung unter die gegebene Ordnung. Wir brauchen Zeit und Muße für die Erfahrung dessen, was das ganz Andere sein könnte. Diesen leeren Raum wollen wir mit euch aus verschiedenen Richtungen umkreisen: Wir befragen Ansätze aus der feministischen Psychoanalyse und der Kritischen Theorie sowie Texte von Autor*innen wie etwa Simone Weil und Franz Kafka und diskutieren darüber. Pädagogik der Leere? Ein Versuch. Seminar: Pädagogik der Leere weiterlesen

Europäisches Grenzregime: Aufruf zu einer gemeinsamen subversiven Praxis

Vortrag am Freitag, 19. Januar 2024, 18.30 Uhr

Bundeshaus, Bundesstrasse 13, 6005 Luzern

Die Brutalisierung an den Außengrenzen Europas und die gewaltförmigen Asylrechtsverschärfungen im Innern machen eine Praxis zur Durchsetzung von Bewegungsfreiheit und die Einhaltung fundamentaler Menschenrechte für Geflüchtete immer schwerer. Wie kann in dieser Situation der Schwäche der antirassistischen Bewegungen und der kirchlichen Akteur:innen Solidarität möglich werden? Wie können wir allen Rückschlägen in den letzten Jahren zum Trotz subversive Praktiken über Grenzen hinweg und wenn nötig auch jenseits des Legalen entwickeln, die nach den Lücken in den tödlichen Stacheldrahtzäunen suchen? Wie können wir in der gegenwärtigen Situation im Blick auf Migration und die damit verbundenen Kämpfe eine Perspektive gewinnen, die an der Möglichkeit eines guten Lebens für alle festhält?

Referent:innen des Vortrags sind die beiden Theolog:innen Benedikt Kern und Julia Lis vom Institut für Theologie und Politik in Münster (BRD). Sie arbeiten politisch-theologisch unter anderem an den Fragen von Migration und Solidarität und sind aktiv im Konfliktfeld Kirchenasyl.

Weitere Informationen gibt es hier.

Zwischenruf im Advent

Kriegstüchtigkeit – die selbstbewusste Form des Wahnsinns

Adventlicher Kommentar von Kuno Füssel

Ein deutscher Kriegsminister posaunt es vollmundig in die Welt, dass Deutschland endlich wieder werden muss, was es immer schon sein wollte und doch nie richtig beherrschte: kriegstüchtig werden. Zynismus und Dummheit lassen vergessen, was Krieg ist und war und bleibt. Zwischenruf im Advent weiterlesen

Die Fallstricke der globalen Digitalisierung

Digital-kapitalistischer Bildungspakt oder kritisch-emanzipatorische Vernunft

Andreas Hellgermann vom Arbeitskreis Religionslehrer:innen am ITP stellt Überlegungen an zum Zusammenhang von Digitalisierung, instrumenteller Vernunft, Solutionismus und kritisch-emanzipatorischer Vernunftkritik. Wir veröffentlichen hier seinen Vortrag, den er beim Ökumenischen Netz Rhein-Mosel-Saar am 2. Dezember 2023 gehalten hat. 

Der Text kann hier nachgelesen werden: Die Fallstricke der globalen Digitalisierung

Ebenso gibt es die Möglichkeit, ihn hier online anzuhören.

Erklärung: Kirchenasyl angesichts der Verschärfung der Abschiebungspraxis

„Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25)

Das Netzwerk Kirchenasyl Münster und die Kirchenasyl-Akteur:innen im Münsterland beobachten mit Sorge die aktuellen staatlichen Bemühungen, die Abschiebepraxis durch den Abbau von rechtsstaatlichen Prinzipien weiter zu beschleunigen. Die Gesetzesverschärfungen sind eine massive Entrechtung: So sollen in Zukunft „ausreisepflichtige“ Personen ohne Haftgrund in Sicherungshaft genommen werden, Abschiebungshaft kann bis zu 6 Monaten angeordnet werden, als seien Geflüchtete generell eine Gefahr für die öffentliche Ordnung. In Zukunft sollen die Behörden sogar ohne richterlichen Durchsuchungsbeschluss zur Nachtzeit Wohnungen auch Dritter betreten dürfen, um dort nach abzuschiebenden Geflüchteten zu suchen. Auch Ankündigungen der Abschiebungen sollen entfallen, was die enorme psychische Belastung der geflüchteten Menschen nur weiter vorantreibt. Wir halten diese aktuellen Verschärfungen für inakzeptabel.
Schon jetzt ist die Zahl der Abschiebungen aus NRW sehr hoch und aus den Landesunterkünften werden jede Nacht Menschen abgeschoben in die Perspektivlosigkeit. Dies bedeutet aus unserer Sicht eine staatliche Billigung inhumaner Härten für Geflüchtete.

Erklärung: Kirchenasyl angesichts der Verschärfung der Abschiebungspraxis weiterlesen

In Gedenken an Florian Giersch

Nachruf zum Tod von Florian Giersch des am ITP von 2015 bis 2022 aktiven Arbeitskreises Pastoral .

Fassungslos und traurig nehmen wir Abschied von unserem Weggefährten, Mitstreiter und Freund Florian Giersch. Am 10. November ist er mit 42 Jahren plötzlich und unerwartet nach einem internistischen Notfall gestorben, nachdem er kurz zuvor noch als St. Martin auf dem Fahrrad in seiner Gemeinde in Bottrop unterwegs war. In Gedanken sind wir bei seinen Liebsten, seiner Familie, seinen Freund:innen und allen, die um ihn trauern.

(Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde St. Cyriakus, Bottrop)

Florian hat unseren „Arbeitskreis Pastoral“ am Institut für Theologie und Politik in unserer aktiven Zeit als Arbeitskreis zwischen 2015 und 2022 wesentlich mitgetragen und geprägt. Wir behalten ihn als geradlinigen, aufrichtigen und freien Menschen in Erinnerung, der wusste, was ihm wichtig war. Als begeisterter Theologe stand er engagiert für seine Überzeugungen und Visionen ein und scheute nicht davor zurück, sich klar zu positionieren: für Gerechtigkeit und Frieden, für die Befreiung aller Menschen und die Bewahrung der Schöpfung. Bei aller Klarheit und Entschiedenheit haben wir ihn immer auch als zugewandt und offen, sensibel und interessiert erlebt, nahe bei den Menschen und verankert mitten im Leben: ein Mensch, der auch die Grauzonen und Ambivalenzen des Lebens kannte. In Gedenken an Florian Giersch weiterlesen

Befreiungstheologische Jubiläumstagung 17.-19.11.2023

Warum die Theologie nicht klein und hässlich sein muss“

Politisch-theologische Anfragen an die Zeitenwende und Rückfragen aus unserem messianischen Erbe

Tagung am Freitag, 17. bis Sonntag, 19. November 2023 aus Anlass des 30. Jubiläums des Instituts für Theologie und Politik (ITP) in Frankfurt am Main

Um uns herum macht sich Katastrophen- und Endzeitstimmung breit. Wir erleben Krieg und Klimakrise auf der einen Seite und die Verheißung der Heilung aller Wunden im „Weiter so“ von Aufrüstung, Modernisierung und Effizienzsteigerung auf der anderen Seite. Nachdem über Jahrzehnte das Ende der Geschichte ausgerufen war, sollen wir uns jetzt einer Zeitenwende unterwerfen. Soviel Theologie war lang schon nicht mehr in der Welt.

Gegen solche Verschleierung der Verhältnisse wollen wir unseren Einspruch aus der Perspektive einer politischen Theologie, also einer Befrei­ungstheologie, auf dieser Tagung setzen. Unseren Einwand gegen diese Verhältnisse verstehen wir als kritischen Einspruch eines Christentums, einer Theologie auf der Höhe der Zeit. Es ist ein Ein­wand gegen den Zustand der Welt und ihren Nihilismus.

Daher wollen wir anlässlich des 30-jährigen Bestehens des ITP unsere Theologie vorstellen, um uns anfragen zu lassen und unsere Positionen weiterzuentwickeln:

Wir möchten mit euch darüber diskutieren, wie wir heute über Geschichte und messianische Zeitenwende, über Transzendenz und Politik, über die Aporien einer instrumentellen Vernunft, über Feminismus und universale Solidarität aus einer theologischen Perspektive so nachdenken können, dass es uns gelingt angesichts der Katastrophe an der Sehnsucht nach Befreiung und Erlösung festzuhalten.

Programm: Befreiungstheologische Jubiläumstagung 17.-19.11.2023 weiterlesen

ITP-Rundbrief Nr. 59 erschienen

Im Oktober ist unser neuer Rundbrief erschienen, den Sie hier kostenlos bestellen können, um ihn an Interessierte weiterzugeben oder in Gemeinden oder Bildungseinrichtungen auszulegen. Inhaltlich geht es um eine befreiungstheologische Interpretation der franziskanischen Bewegung, die Krise des Feminismus, die Verschärfungen in der Migrationspolitik und die frühe Rezeption der Befreiungstheologie in der Bundesrepublik.

Hier können Sie ihn auf Deutsch (Rundbrief 59) und Spanisch (Boletín internacional 59) herunterladen.

Neues Papstschreiben „Laudate Deum“ fordert eine Abkehr von einer Wirtschaft, die tötet

Von Jan Henrik Röttgers

Papst Franziskus kritisiert in seinem neuen Schreiben „Laudate Deum“, das als Fortsetzung zur Enzyklika „Laudato si“ entstanden ist, deutlich die bestehenden Verhältnisse, die zur weltweiten Klimakatastrophe als sozialem Problem führen und die Unfähigkeit und den Unwillen der Mächtigen anders zu handeln. Er legt den Finger in die Wunde, wenn er die Mächtigen der Welt fragt: „Warum möchte man heute eine Macht bewahren, die in die Erinnerung eingehen wird wegen ihrer Unfähigkeit einzugreifen, als es dringend und notwendig war?“ (LD 60). Er konstatiert, dass es in den vergangenen Jahren seit Laudato si und trotz vieler Klimakonferenzen keine nennenswerten Anstrengungen gab auf die Klimakrise zu reagieren und wesentliche Veränderungen herbeizuführen. Stattdessen wird alles nur verschleppt und auf dem Altar der Profitmaximierung das gemeinsame Haus dauerhaft beschädigt. Neues Papstschreiben „Laudate Deum“ fordert eine Abkehr von einer Wirtschaft, die tötet weiterlesen