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Unsere Freundin und Mitstreiterin Brigitte Thomas ist verstorben

Foto: Eine Welt Forum

Mit großer Trauer haben wir am Institut für Theologie und Politik zum Jahresbeginn die Nachricht vom plötzlichen Tod von Brigitte Thomas aufgenommen.

Wir waren mit Brigitte Thomas verbunden durch ihr langjähriges Engagement beim Eine Welt Forum und vor allem auch über ihren unermüdlichen Einsatz für die Geflüchteten und MigrantInnen, die in Münster leben. Besonders die Roma, „die vergessenen Opfer des Holocaust“ lagen ihr dabei am Herzen. So war es für Brigitte nichts ungewöhnliches im Morgengrauen gemeinsam mit anderen an einer Flüchtlingsunterkunft zu stehen, um gegen eine angekündigte Abschiebung zu protestieren und das Unrecht, das sie nicht verhindern konnte, zumindest sichtbar zu machen. Als mutige, überzeugte und überzeugende Streiterin für die Rechte der MigrantInnen und Geflüchteten war Brigitte Thomas eine Verbündete, die uns fehlen wird. Für sie war es stets klar, dass der Einsatz für gerechte globale Verhältnisse, für eine Welt, in der Menschen dort leben können, wo sie wollen einhergeht mit dem Engagement gegen Abschiebung und Entrechtung von Geflüchteten und MigrantInnen.

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Lützerath zeigt, dass eine andere Welt nötig und möglich ist

Unter Einsatz massiver Polizeigewalt ist in den letzten Wochen das von Aktivist:innen besetzte Dorf Lützerath am Rande des rheinischen Tagebaus Garzweiler zunächst geräumt und dann zerstört worden, um auf Geheiß der Schwarz-Grünen NRW-Landesregierung in den nächsten Jahren dort Braunkohle zu fördern und klimaschädlich zu verfeuern.
Mit der ökumenischen Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ haben wir die Räumung hautnah miterlebt.

Prozession von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ aus Anlass der repressiven Räumung Lützeraths.

Es ist erschütternd, wie im Übergang vom fossilen zum nicht weniger gewaltförmigen grünen Kapitalismus die Zerstörung vorangetrieben wird, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und damit Profitinteressen autoritär durchzusetzen. Tausende Menschen haben sich dem entgegengestellt und mit ihren vielfältigen Protestformen gezeigt, dass eine andere Welt nötig und möglich ist. Denn selbst wenn Lützerath nun dem Erdboden gleichgemacht ist, bleibt doch diese Erfahrung gemeinsam erlebter Solidarität – trotz allem Scheitern. Deshalb ist es nun wichtig, der Repression zu widerstehen und die von ihr betroffenen Menschen zu unterstützen.

Die Prozession wurde von der Polizei aufgehalten und schließlich sogar gewaltsam bedrängt. Wenige Tage später wurde gegen die Teilnehmenden sogar Pfefferspray eingesetzt.

Zum Ende des Jahres 2022

Die Bilanzen zum Jahresende fallen düster aus: auf die Pandemie folgten in rascher Folge der Krieg in der Ukraine, Gaskrise und Inflation. Die Klimakatastrophe schreitet spürbar voran und es wird immer deutlicher, dass keine ernsthaften Versuche unternommen werden an ihrer Hauptursache, dem kapitalistischen Zwang zu Akkumulation und Verwertung, irgendetwas zu ändern.
Katastrophen also überall? Eine Dauerkatastrophe, in die wir zusehends schlittern und die es nur noch bestmöglich zu bewältigen gilt?

Angesichts der populär gewordenen Rede von der Zeitenwende sehen wir, dass die verbreitete Zustimmung zu dem, dass die Welt in den Modus der Katastrophe übergegangen zu sein scheint, paradoxerweise die politischen und ökonomischen Verhältnisse hierzulande geradezu stabilisiert: Die neue Zeit, die da kommt – so die Interpretation der Herrschenden – wird eine sein, in der wir von immer mehr Bedrohungen umgeben sind und somit auf Militär und Sicherheit setzen sollen sowie eine in der die Investition in neue Technologien unseren Lebensstandard sichert und die ökologische Krise abfedert. Sicherheit bedeutet in solchen Zeiten dann eben auch Repression gegen all jene, die sich dem politischen Kurs der Herrschenden nicht einfach fügen, sondern die Notwendigkeit von Protest und Widerstand erkennen, wie etwa momentan am Umgang mit den KlimaaktivistInnen von „Last Generation“ deutlich wird. Wer an menschenrechtlichen Standards festhalten möchte, wie es etwa das Grundrechtekomitee in seinem Statement zur Präventivhaft tut, welche wir selbst im Kontext der Proteste um das Kraftwerk Datteln-IV erfahren mussten und welche heute gegen „Last Generation“ angewendet wird, gilt dann schnell als gestrig, als noch nicht auf jene neuen Zeiten eingestellt.
In diesen düsteren Zeiten erinnern uns die adventlichen Texte unserer christlichen Traditionen umso mehr an jene andere, messianische Zeitenwende, die den Kriegen und der Zerstörung ein Ende setzen will und ein Leben in Fülle für alle möglich macht. An dieser Verheißung festzuhalten kann uns vielleicht ermutigen, uns nicht in die Erwartung der Katastrophe zu fügen, sondern am Kommen der anderen Welt weiter zu arbeiten. Das wünschen wir hier im ITP Ihnen, euch und uns für das Jahr 2023!

Die Schule brennt! Manifest für eine andere Bildung

11 Thesen für eine andere Bildung. Herausgegeben vom Arbeitskreis Religionslehrer*innen am ITPDie Schule brennt. Sie brennt lichterloh und verbrennt dabei die Hoffnungen und Träume von Kindern und jungen Menschen genauso wie die derjenigen, die angetreten sind, der nächsten Generation dabei zu helfen, sich zu bilden. Aus dem brennenden Gebäude stürzen Lehrende wie Lernende. Sie sind »ausgebrannt« und tragen kein »Feuer« mehr in sich. Was tun mit diesem brennenden Haus? Löschen wir es? Zündeln wir noch nach? Oder suchen wir nach der Brandursache? Wollen wir sie überhaupt finden? Was tun wir, wenn wir sie finden?
In unserem Schulalltag setzen wir Lehrer*innen uns täglich mit veränderten Realitäten von Kindern und Jugendlichen auseinander, wir haben mit unterschiedlichsten Sachzwängen zu tun und erleben einen erheblichen Leistungsdruck, unter dem die Schülerinnen und Schüler stehen. Überall begegnet uns die Diagnose »Bildungskrise«. Aber was uns in der Schullandschaft weit und breit nicht begegnet, sind Diskussionen darüber, in welcher Krise die Bildung steckt, geschweige denn, was Bildung eigentlich ist, was sie mit unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit heute und in Zukunft zu tun hat und welche Aufgaben sie haben soll.
Wir, der Arbeitskreis Religionslehrer*innen am ITP Münster, wollen genau das tun: Gemeinsam mit großen und kleineren Namen aus der Pädagogik, der Philosophie, Theologie, Literatur und Kunst haben wir uns auf die Suche nach Antworten auf die Frage gemacht:
Was ist Bildung? Aus dem, was wir zusammengetragen haben, ist dieses kleine Büchlein entstanden. Die Schule brennt! Manifest für eine andere Bildung weiterlesen

ITP-Rundbrief 57 erschienen

In unserem Rundbrief Nr. 57 (Oktober 2022) geht es um folgende befreiungstheologischen Themen:

1) Feministische Theologie und umkämpfte Körper, 2) die Impulse von Franz und Klara von Assisi für ein befreiendes Christentum heute, 3) materialistische Bibellektüre als Praxis der Befreiung und 4) um den Zusammenhang von Klimakatastrophe und Krieg.

Der Rundbrief kann hier heruntergeladen werden:

ITP-Rundbrief_57_Oktober 2022

Sie können ihn auch  kostenlos gedruckt bei uns bestellen. Geben Sie ihn gerne weiter an Interessierte.

Online-Veranstaltung: Die Situation in Chile nach dem Referendum

Montag, 12. September 2022, 19 bis 21 Uhr online:
Gespräch mit ITP-Delegation in Chile über die Situation nach dem Referendum
Am 04.09.2022 wurde in Chile per Referendum über eine neue Verfassung abgestimmt, eine Frucht der Proteste von 2019. Die Verfassung ist aufgrund ihrer Ablehnung durch die Mehrheit im Referendum leider gescheitert – es handelt sich um eine politische Zäsur und eine bedeutende Niederlage für die chilenische Linke. Eine ITP-Delegation ist derzeit in Chile, um die politische Aufarbeitung der Niederlage mit unseren chilenischen FreundInnen und langjährigen KooperationspartnerInnen zu begleiten. Erste Eindrücke der ITP Delegation zur Situation in Chile nach dem Scheitern des Referendums finden sich auf unserer Homepage. Am Montag, den 12.9.22 um 19:00 Uhr werden sie über die aktuellen Entwicklungen in Chile nach dem Referendum berichten.

Casa Común: für eine prophetische Ökumene von unten!

Eine Ökumene von unten, die entschieden global für Frieden, den Schutz der Schöpfung und Gerechtigkeit eintritt, ist in dieser Zeiten wieder drängender denn je. Deshalb wird es aus Anlass der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die erstmalig in Karlsruhe stattfinden wird, eine Casa Común geben: Ein gemeinsames Haus der Basisökumene in Karlsruhe vom 1. bis 7. September 2022. Dort soll anhand von Themenbereichen wie Feminismus, Migration, Klimagerechtigkeit, Ökonomie und Digitalisierung, Globalisierungskritik und Kirchenreform die Perspektive auf soziale Kämpfe weltweit gelenkt und diskutiert werden, wie eine Basisökumene diese unterstützen kann.

Das Programm ist sehr umfangreich und wir möchten hiermit gerne dazu einladen, nach Karlsruhe zu kommen und sich zu beteiligen. Infos zum Programm und zur Teilnahme gibt es auf der Homepage der Casa Común.

Wir möchten schon vorab auf ein paar Veranstaltungen aufmerksam machen, an denen das ITP beteiligt sein wird:

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Präventivgewahrsam von Theolog*innen wegen Protesten am Kraftwerk Datteln war rechtswidrig

Pressemitteilung des Instituts für Theologie und Politik (ITP) vom 10. August 2022

Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat in seinem heutigen Urteil im Anschluss an die mündliche Verhandlung entschieden, dass die präventive Gewahrsamnahme durch die Polizei Recklinghausen von drei Mitarbeiter*innen des Münsteraner Institut für Theologie und Politik (ITP) rechtswidrig war.

Protest am Kraftwerk Datteln IV

Zwei Theolog*innen und ein Begleiter waren am 1. Februar 2020 im Umfeld des Kohlekraftwerks Datteln IV bei einer Verkehrskontrolle im Vorhinein zu einer Protestaktion des Bündnisses „Ende Gelände“ festgenommen worden. Dabei konnte ihnen kein Tatvorwurf gemacht werden. Dennoch wurden sie für eine Nacht unter erniedrigenden Bedingungen entkleidet in Präventivgewahrsam festgehalten.

Das VG Gelsenkirchen stellt nun in dieser Vorgehensweise einen Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention fest. Sobald das Urteil rechtskräftig ist, werden die beteiligten Mitarbeiter*innen des ITP an das Polizeipräsidium Recklinghausen eine Schadensersatzforderung stellen. Präventivgewahrsam von Theolog*innen wegen Protesten am Kraftwerk Datteln war rechtswidrig weiterlesen

Neuerscheinung: DIE WAFFEN NIEDER – Kleine theologische Anstöße

Angesichts der globalen Zuspitzung von Kriegen und gewaltsamen Konflikten haben wir eine kleine Broschüre mit theologischen Anstößen veröffentlicht: Die Waffen nieder!

Die Broschüre enthält kleine Kurzbeiträge zu Frieden in der Ukraine, Globalen Kriegen, Aufrüstung nach Innen und Außen, Krieg und Klima, Krieg und Migration, die Ökumene als Friedensprojekt und wie eine befreiungstheologische Friedensethik aussehen könnte.

Die farbige, bebilderte Broschüre mit 20 Seiten ist im DIN-A-6-Format, sie ist geeignet für den Einsatz in Schule, Gemeinde, Arbeitskreisen und zur persönlichen Lektüre.
Dieses Heftchen können Sie zur Weiterverbreitung bei uns bestellen unter: buecher[ät]itpol.de

Preis: 1 Ex. = 0,50 €; 10 Ex. = 5,00 €; 25 Ex. = 10,00 €; 50 Ex. = 15,00 €; 100 Ex. = 25,00 € (zzgl. Versandkosten)