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ITP-Rundbrief Nr. 54 erschienen

Unser neuer halbjährlich erscheinender Rundbrief (Nr. 54) mit inhaltlichen Beträgen zum 100-jährigen Jubiläum des Fragmentes „Kapitalismus als Religion“ von Walter Benjamin, zur Würdigung Franz Hinkelammerts, zur Widerstandspraxis von ChristInnen im Rheinischen Braunkohlerevier und zu unseren aktuellen Auseinandersetzungen mit der feministischen Theologie, ist nun veröffentlicht worden. Er ist abrufbar unter: ITP Rundbrief 54

Ebenso haben wir eine spanischsprachige Übersetzung des Rundbriefes erstellt, die vor allem Interessierten in Lateinamerika zur Verfügung gestellt wird. Er kann ebenfalls heruntergeladen werden: ITP Boletín internacional 5 – Abril 2021

Con-Memoratio – Hans Küng zu Ehren

Ein Nachruf von Norbert Arntz

Nach langen Jahren des Schweigens, am Ende eines reichhaltigen und viele andere bereichernden Lebens ist Hans Küng am Osterdienstag gestorben. Gemeinsam wollen wir als ITP ihn hier erwähnen. Das meint „Conmemoratio“; das macht ihn gegenwärtig. Die Erinnerung an jeden Toten ist ambivalent. Sie vermag zwar dankbar vergangene Episoden ins Bewusstsein zurückholen, kann den Toten aber nicht zum Leben erwecken. Die Anwesenheit der Erinnerung macht die Abwesenheit des Erinnerten nur umso schmerzlicher bewusst. Was war, ist gewesen und wird nicht mehr sein können. Daher empfinden wir mit der Dankbarkeit zu gleich Trauer und Melancholie.

Hans Küng bei der Konziliaren Versammlung 2012 in Frankfurt am Main aus Anlass des 50. Jubiläums des Zweiten Vatikanischen Konzils, die das ITP mitveranstaltet hat. Foto: Ralf Heinrichs.

Doch weil das, was ist, nicht alles ist, erinnern wir uns – zusammen mit dem toten Hans Küng – zugleich eines Versprechens, für das er sein Leben verpfändet hat:

Christ sein bedeutet: In der Nachfolge Jesu Christi in der Welt von heute wahrhaft menschlich leben, handeln, leiden und sterben – in Glück und Unglück, Leben und Tod gehalten von Gott und hilfreich den Menschen. Con-Memoratio – Hans Küng zu Ehren weiterlesen

„Die Möglichkeit dieser neuen Welt, die inmitten der Kämpfe anbricht, steht noch immer offen.“

Predigt zum Gottesdienst von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ am Ostermontag 2021 in Lützerath / Rheinisches Braunkohlerevier

von Julia Lis, ITP

Es ist nicht vorbei! Das fasst zusammen, was die beiden JüngerInnen (wir wissen nicht, ob es Männer oder Frauen waren) in Emmaus und auf dem Weg dorthin erleben. Ein Erlebnis, eine Erfahrung, die vieles, vielleicht alles verändert.
Wir stehen hier an der Mahnwache Lützerath, einem Ort, der für viele von uns in den letzten Monaten vieles, vielleicht auch entscheidendes verändert hat. Inmitten der um sich greifenden, fortschreitenden Zerstörung, die hier handgreiflich wird, wenn wir uns erinnern, wie es hier noch im Sommer aussah und wie es heute ist, ist ein Ort des Protestes und der Begegnung entstanden, ein Hoffnungsort inmitten der Zerstörung, denn Emmaus liegt bei Lützerath. „Die Möglichkeit dieser neuen Welt, die inmitten der Kämpfe anbricht, steht noch immer offen.“ weiterlesen

Kuriale Diskriminierungen, kirchliche Widerstände und der „verwirrende“ Papst?

Ein Beitrag von Norbert Arntz

Das hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben: innerhalb von 10 Tagen formiert sich ein breiter Widerstand gegen eine Verlautbarung der vatikanischen Glaubenskongregation. Diese hatte– just unter dem Datum vom 2. Februar 2021, dem vatikanischen Hochfest „Kathedra Petri“ – behauptet, „Gott könne die Sünde (Homosexualität) nicht segnen“ und das stelle keine ungerechte Diskriminierung“ dar. Kirchliche Gruppen, Gemeinden und Verbände, Seelsorgerinnen und Seelsorger, Universitätstheologinnen und -theologen und auch Bischöfe erklären, dass sie in ihrer Praxis und Lehre der Weisung der Glaubenskongregation nicht folgen werden. Und das ist gut so! Die Behauptung der Glaubenskongregation hat eben weder mit dem Glauben noch mit vernunftgeleiteter Theologie zu tun, sondern eher mit klerikalen Machtspielen.

Zum Weiterlesen klicken Sie hier: Kuriale Diskriminierungen

Karfreitag am Abgrund

Predigt von Cornelia Senne, ev. Theologin, im Gottesdienst von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ in Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier

Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mt 27,46)

So klagte Jesus am Kreuz. Er war gefangen genommen, brutal gefoltert und gedemütigt worden. Er wurde ans Kreuz geschlagen, er hatte den sicheren Tod vor Augen. Kein „gnädiger“ Tod, sondern langsam, voller Schmerz und Leid.

Die christliche Tradition verehrt Jesus als Sohn Gottes, der um sein Schicksal wusste – und es freiwillig annahm. Aber selbst er fühlte sich in diesem Moment der größten Qual von Gott verlassen – einsam und hilflos. 

Um wieviel mehr müssen wir Menschen uns von Gott verlassen fühlen, wenn wir angesichts einer Bedrohung verzweifeln – so wie wir es eingangs im Ps 22 hörten. Ein Mensch sieht sich umringt von Menschen, die ihm Böses wollen – und er hat nicht die Macht, dies zu ändern, es zu verhindern.

Heute, an Karfreitag, stehen wir wieder in Lützerath. Ein großer Teil des Dorfes steht nicht mehr, wurde zerstört und in eine Ödnis verwandelt – ebenso wie die angrenzende Landschaft bis hin zur Grubenkante. Dahinter gibt es nur noch das gewaltige Loch. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit standen hier noch Häuser, die große Walnuss und andere Bäume und Pflanzen. Die Bagger von RWE haben aus einem lebendigen Ort und aus fruchtbarer Erde ein gottverlassenes Grauen gemacht – wer Tolkin kennt, denkt direkt an Mordor, das lebensfeindlichen Dunkelland, in dem allein das Böse regiert. Karfreitag am Abgrund weiterlesen

Fastenimpuls VI

Unsere Fastenimpulse drehen sich um das Thema Körper und Auferstehung. Für die Karwoche stellt Julia Lis ausgehend von Walter Benjamin die Frage nach der Möglichkeit von Auferstehung aus der Wiederkehr des immer Gleichen im Kapitalismus.

Er ist abrufbar unter: Sechster Fastenimpuls_Julia Lis

Kapitalismus: Kult einer tödlichen Verschuldung. Walter Benjamins prophetisches Erbe

Als Startschuss für unseren diesjährigen inhaltlichen Schwerpunkt zu Walter Benjamins Fragment „Kapitalismus als Religion“ (verfasst 1921 vor hundert Jahren), haben wir nun einen internationalen Sammelband herausgegeben.

Benjamins Fragment gelangte seitdem nicht nur zu einer großen Berühmtheit, sondern gewann auch an Aktualität immer mehr dazu. Die hier anlässlich dieses Jubiläums versammelten Beiträge versuchen, den von Walter Benjamin mit seinem Text durch das komplexe Universum der kapitalistischen Moderne geöffneten Bahnen zu folgen. Die internationalen AutorInnen verknüpfen Benjamins Thesen mit befreiungstheologischen Perspektiven und stellen davon ausgehend die Frage nach einer möglichen Form der Vergesellschaftung jenseits des Kapitalismus. Kapitalismus: Kult einer tödlichen Verschuldung. Walter Benjamins prophetisches Erbe weiterlesen

Rezension zu „Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft“

In der Zeitschrift „rabs – religionsunterricht an berufsbildenden schulen – 3/2020“ ist eine Rezension von Stefan Lemmermeier zu unserem kürzlich veröffentlichten Buch „Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft“ erschienen.

Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft – Wie Denken und Lernen durch die Digitalisierung grundlegend verändert werden

aus: rabs – religionsunterricht an berufsbildenden schulen – 3/2020, S. 28

Stefan Lemmermeier

„Im Silicon Valley, im Herzen des digitalen Kapitalismus, gibt es Schulen, die völlig ohne Digitalisierung auskommen – und auf diese Schulen schicken die Manager und CEOs der großen Konzerne ihre Kinder.“ (S. 26)

Gleich vorneweg: Rezension zu „Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft“ weiterlesen

Pressemitteilung: Kriminalisierung des Kirchenasyls

+++Pressemitteilung des Instituts für Theologie und Politik Münster, 5. August 2020+++

Kriminalisierung des Kirchenasyls_Pressemitteilung ITP_05_08_2020

Kriminalisierung des Kirchenasyls

Äbtissin Mutter Mechthild Thürmer braucht dringend kirchliche Rückendeckung für ihre Menschenrechtspraxis

Münster. Äbtissin Mutter Mechthild Thürmer aus der bayerischen Benediktinerinnenabtei Maria Frieden wird wegen der Gewährung von Kirchenasyl derzeit massiv unter Druck gesetzt und das Amtsgericht Bamberg droht ihr mit einer Gefängnisstrafe (Domradio berichtet). Von kirchlicher Seite gibt es bisher leider nur wenig Stimmen, die sich hinter Mutter Mechthild stellen und das Instrument des Kirchenasyls öffentlich verteidigen. So äußerte sich bereits Kurienkardinal Michael Czerny lobend über das Verhalten von Mutter Mechthild (katholisch.de vom 31.7.20). Auch der Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes, Pater Claus Pfuff, stellte sich hinter Mutter Mechthild und hat gewünscht, dass auch von offizieller Seite in den Kirchen deutliche Worte zu diesem Fall kommen müssten, da es sich hier um eine neue Eskalationsstufe staatlicherseits handle. Pressemitteilung: Kriminalisierung des Kirchenasyls weiterlesen