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Zwei Vorschläge für Hausgottesdienste zu Weihnachten 2020

Die Corona-Pandemie in diesem Jahr wirbelt alles durcheinander: auch Weihnachten. Schon seit Monaten beschäftigen sich Presse und Politik damit, wie wir nun Weihnachten feiern sollen und dürfen. Mit unseren Vorschlägen wollen wir vom Institut für Theologie und Politik (ITP) und dem Arbeitskreis Pastoral am ITP dazu einen anderen Akzent setzen und fragen, wie wir denn eigentlich Weihnachten feiern wollen: als ChristInnen, die sich der Tradition einer Kirche der Armen, einer Basiskirche von unten verpflichtet wissen, in diesem Corona-Jahr und generell. Diese Frage beschäftigt uns auch deshalb, weil es uns notwendig erscheint, in Gemeinschaften und Gruppen zusammenzukommen, sich zu bestärken in unserer Hoffnung auf einen möglichen Neubeginn, auf das Kommen einer anderen befreienden Zukunft. Ein Weiter-So kann es angesichts der Verwüstung unserer Welt, angesichts der sozialen und ökologischen Katastrophen die wir erleben, nicht geben.

Weihnachten ist ein Gegenentwurf zum Bestehenden, denn an Weihnachten wird im Kind in der Krippe die „Macht von unten“ deutlich, die wirklich befreiend wirkt und das Bestehende fundamental infrage stellt.

Das wollen wir feiern und das können wir, auch jenseits von liturgischem Pomp, klerikalen VorsteherInnen und großen Kirchengebäuden. In kleinen Gruppen, ohne „Liturgie-Profis“ zu sein, mit den Menschen, mit denen wir unsere Sorge um die Zukunft dieser Welt und unsere Arbeit am Reich Gottes teilen. Corona nötigt uns, andere Formen des ChristIn-Seins anzunehmen. In der Krise müssen wir deshalb neue Formen des Zusammenlebens finden und können so vielleicht den engen Rahmen des Familienfestes aufsprengen mit einer Feier des erhofften guten Lebens für alle!

Wir stellen hier zwei Vorschläge für Gottesdienste mit kleinen Gruppen zu Weihnachten zum Download zur Verfügung. Ein Gottesdienst steht unter dem Thema „Ich sah die Erde an und siehe, sie war Tohuwabohu.“ (Jer. 4,23) und ein weiterer unter: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht“ (Jes 9,1)

Ich sah die Erde an und siehe_Gottesdienst zu Weihnachten 2020

Das Volk sah ein helles Licht Gottesdienst zu Weihnachten 2020

Edition-ITP – Kompass Rabattaktion Dezember 2020 – Januar 2021

Bis 31.01.2021 läuft unsere Rabattaktion. Wenn Sie eine Neuerscheinung zum regulären Preis bestellen, können Sie weitere ältere Veröffentlichungen zum Rabattpreis von 5,00 € und 7,00 € bei uns bestellen unter: buecher@itpol.de. Geben Sie bei der Bestellung bitte an: Rabattaktion

Infos zum Inhalt der Bücher finden Sie unter: https://www.itpol.de/materialien/verlagsprogramm-2/

Diese Neuerscheinungen können Sie zum regulären Preis erwerben :

Kompetent. flexibel. angepasst. Zur Kritik neoliberaler Bildung
Andreas Hellgermann
Münster 2018, 180 Seiten, 14,80 €

Gott in Zeit. Zur Kritik der postpolitischen Theologie
Philipp Geitzhaus/Michael Ramminger (Hg.)
Münster 2018, 256 Seiten, 16,80 €

„…Wir waren Kirche inmitten der Armen…“. Das Vermächtnis der Christen für den Sozialismus in Chile von 1971-1973.
Michael Ramminger
Münster 2019, Hardcover, ISBN: 9783981984521, 476 S., 34,80 €

Hoffnung praktisch werden lassen. Befreiungstheologische Interventionen.
Institut für Theologie und Politik (Hg.)
Münster
2020, 346 Seiten, Hardcover, ISBN: 9783981984538, 27,00 €
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Corona: Hetze gegen die Menschen, oder wer hat eigentlich versagt?

Süddeutsche Zeitung und Augsburger Allgemeine überbieten sich gerade in Publikumsbeschimpfung: Das Kollektiv, der mündige Bürger habe versagt. Deshalb jetzt der harte lockdown. So schreibt die Süddeutsche (München): „Wer nicht hören will, muss fühlen – so altmodisch und abstoßend dieser Spruch klingt, so treffend beschreibt er doch, was passiert ist. Denn auch wenn die Verlockung sehr schnell groß sein wird, ‚der Politik‘, ‚der Regierung‘ oder ‚den Ministerpräsidenten‘ die Schuld zuzuweisen – diesen Schlamassel haben sich alle gemeinsam eingebrockt. Das Kollektiv hat versagt; so muss man das zusammenfassen.“ Corona: Hetze gegen die Menschen, oder wer hat eigentlich versagt? weiterlesen

Corona – Kirche und Gesellschaft in der Krise

Es gilt, die Unterbrechung zur Reflexion zu nutzen, anstatt gedankenlos zum „alten Normal“ zurückzukehren

Ein Text des Arbeitskreises Pastoral am Institut für Theologie und Politik, Dezember 2020
Vorbemerkung

Dieser Text ist das vorläufige Ergebnis eines längerfristigen, gemeinschaftlichen Reflexionsprozesses, der uns als Arbeitskreis Pastoral am ITP in Münster seit Beginn der „Corona-Krise“ beschäftigt hat. Wir haben versucht, die Entwicklungen, die mit dieser Pandemie sowohl kirchlich als auch gesellschaftlich einhergehen, kritisch in den Blick zu nehmen und daraus Handlungsimpulse für unsere Praxis in Kirchengemeinden, Verbänden und anderen Kontexten abzuleiten. Entstanden ist eine Art Grundsatzpapier, in dem wir viele der Perspektiven, die wir uns in den letzten Jahren als AK erarbeitet haben, im Brennglas der Corona-Krise bündeln konnten. Wir freuen uns, wenn es gelesen wird und zu einer Praxis beiträgt, die sich am Reich Gottes ausrichtet – gerade jetzt in Krisenzeiten! Corona – Kirche und Gesellschaft in der Krise weiterlesen

Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft? Online-Veranstaltung am 24. November um 19 Uhr

Der AK ReligionslehrerInnen am ITP lädt unter dem Titel „Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft. Wie Denken und Lernen durch die Digitalisierung grundlegend verändert werden“ am Dienstag, den 24. November um 19 Uhr ein zu einer Online-Diskussionsveranstaltung.
Die Coronakrise scheint nichts anderes dringender zu benötigen als die Digitalisierung der Schulen. Aber was steckt dahinter? In drei Schritten wollen wir das Thema diskutieren.

Teil 1: Digitalisierung in der aktuellen Schulrealität – Einblicke
Teil 2: Heilsversprechen Digitalisierung?
Teil 3: „Alles digital – aber wozu eigentlich?“ – Ein anderes Bildungsverständnis als notwendige Grundlage

Hier der Link zu der Veranstaltung auf dem Youtube-Channel Digital Radikal: https://youtu.be/D0TfZ2rAxC0

Fürchtet Euch nicht! Biblische Gedanken zu den Sonntagslesungen in der Coronazeit

Die hier von Bernd Ruhe und Isabelle Müller-Stewens vorgelegten und in Buchform veröffentlichten biblischen Gedanken zu den Sonntagslesungen und anderen kirchlichen Feiertagen (Lesejahr A) vom 1. Fastensonntag bis zum Fest unseres Kirchenpatrons Johannes der Täufer entstanden weitgehend in der Zeit des Lockdown während der Coronakrise, von der wir heute noch nicht wissen, wann und wie sie endet.

„Steht auf und fürchtet euch nicht!“ (Mt 17,7). Mit diesen Worten ermutigt Jesus die verunsicherten ihn begleitenden drei Jünger nach seiner Leidensankündigung und Verklärung den Weg mit ihm in eine ungewisse Zukunft nach Jerusalem weiterzugehen. Den Jüngerinnen und Jüngern Jesu erschloss sich sein Leben und Sterben erst im Rückblick, von der Auferstehung her.
Die durch Corona bestimmte Zeit, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beendet ist, stellt uns bis heute weiterhin vor eine ungewisse Zukunft, die vielen Menschen Sorgen bereitet. Umso wichtiger ist es, dass wir uns gegenseitig ermutigen, mit Hoffnung und Selbstvertrauen nach vorne zu schauen. Dabei gilt es, alle lebensförderlichen Möglichkeiten eines guten Zusammenlebens kreativ auszuschöpfen. Fürchtet Euch nicht! Biblische Gedanken zu den Sonntagslesungen in der Coronazeit weiterlesen

Bolivien hat gewählt – Ein Wahlsieg über Geld, Medienmacht und Großmachtpolitik

Norbert Arntz, Kleve

In Bolivien hat die „Bewegung für den Sozialismus“ (MAS), die Partei des vor einem Jahr durch einen Putsch aus dem Amt verjagten ehemaligen Präsidenten Evo Morales, einen überwältigenden Sieg errungen. Sie hat die Wahlen vom 18. Oktober gewonnen, obwohl die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), eine Art Kolonial-Ministerium der USA, nichts unversucht ließ, die Wahlen zu beeinflussen. Die MAS hat allen gegen sie gerichteten Mächten getrotzt. Die kleinen Leute von Bolivien hatten mit ihrer Weisheit verstanden, dass die MAS trotz aller Kritik, die man an der Bewegung üben konnte, eine Arbeit zugunsten der am stärksten vernachlässigten Bevölkerungsteile begonnen hatte. Deren Rechte hatte sie verteidigt und die Ressourcen Boliviens denen zugewendet, denen sie bisher verweigert wurden, jenen, die jahrhundertelang gedemütigt und geschmäht wurden. Bolivien hat gewählt – Ein Wahlsieg über Geld, Medienmacht und Großmachtpolitik weiterlesen

Kirchen in Chile brennen

Im Zusammenhang der wiederaufgenommenen Proteste gegen die aus der Diktatur stammende Verfassung und dem bevorstehenden Referendum am 25.10. sind in Santiago de Chile am 18.10. zwei Kirchen in Flammen aufgegangen. Für Regierung und große Teile der Presse Grund genug, die Protestierenden zu verurteilen und zwischen „friedlichen“ und „gewalttätigen“ Protestierenden  zu unterscheiden.

Folgendes blieb dabei unerwähnt: Eine der beiden Kirchen, die Kirche „San Francisco de Borja“, war die Kirche der Carabineros, also der Polizeiseelsorge. Die Carabineros in Chile sind bekannt für ihre unrühmliche Rolle während der Diktatur und ihre Gewalttätigkeit. Erst vor einigen Tagen stieß einer von ihnen willentlich einen Jugendlichen über die Brüstung einer Brücke sieben Meter hinab in die Tiefe. Kirchen in Chile brennen weiterlesen

Chile: Die Proteste gehen weiter

18. Oktober Das neue Chile entsteht und kämpft. Sonntag, 18.10.: Um das ganze Land zu übernehmen, schaufeln wir dem Neoliberalismus das Grab!

Die Proteste gegen die chilenische Regierung und die Verfassung, die im Frühjahr dieses Jahres von den Sozialen Bewegungen wegen Corona ausgesetzt worden waren, sind wieder aufgenommen: Sechs Tage vor dem Referendum, in dem nicht nur über eine neue Verfassung abgestimmt werden soll, sondern auch darüber, ob sie durch eine verfassungsgebende Versammlung entstehen soll, haben die Menschen die Proteste in den Armenvierteln und auf der Plaza de la Dignidad, dem „Platz der Würde“ in Santiago wieder aufgenommen. (Und warum wir über Chile berichten?)

La cebración total en Plaza de la Dignidad

Gepostet von Radio Plaza de la Dignidad Oficial am Sonntag, 18. Oktober 2020

Kirchen und Corona. Eine Kritik

Julia Lis / Michael Ramminger, Institut für Theologie und Politik, Münster

Als im März 2020 aus einer fernen Epidemie eine globale Pandemie wurde und das gesellschaftliche und öffentliche Leben weitgehend zum Stillstand kam, stellte sich für die gesellschaftlichen AkteurInnen plötzlich die Frage der Relevanz des eigenen Tuns mit neuer Dramatik. Die Herausforderung bestand und besteht darin, den gefährlichen und lebensbedrohenden Erreger ernst zu nehmen, ihn aber nicht medizinisch-technologisch isoliert zu betrachten. Stattdessen geht es darum, sozial und politisch einen kritischen Umgang mit den gesellschaftlichen Folgen der Pandemie zu finden und darin nach der Bedeutung des eigenen Tuns zu fragen. Die Bilanz, was Kirchen, Glaube und Religion in der Bundesrepublik Deutschland angeht, fiel dabei mehr als ernüchternd aus: Kaum jemand sprach ihnen eine besondere „Systemrelevanz“ (wobei „Systemrelevanz“ in diesem System eine durchaus zweifelhafte Auszeichnung ist!) zu, kaum jemand schien sie zu vermissen, als sich die Kirchen in den digitalen Raum verabschiedeten. Ostern? Absagen oder Verlegen. Gottesdienste? Dafür gibt es ja Live-Übertragungen für die wenigen, die nicht ohne können. Seelsorge? Diejenigen, die Bedarf haben, können ja eine Mail schreiben. Sakramente und rituelle Feiern? Können wir ja später nachholen.

Was so deutlich wurde: Die Kirchen haben auch für sich selbst keine befriedigende Antwort darauf, wofür sie in einer neoliberal-kapitalistischen Gesellschaft eigentlich noch relevant sein können, wieso und von wem sie genau hier noch gebraucht werden. Diese unbequemen Fragen, die am institutionellen Bestand rütteln, werden überdeckt vom Trott der eingefahrenen Aktivitäten und Traditionen, die meist unhinterfragt im Modus des „Das-haben-wir-doch-schon-immer-so-gemacht“ wiederholt werden. Als der gewohnte Lauf der Dinge aber zum Stehen kam, wurde sichtbar, wie wenig der eigenen Botschaft, Symbolsprache, der Bedeutung in und für die Welt eigentlich noch zugetraut wird. So werden auch da, wo man nach der Corona-Pause nicht gleich auf die gewohnte Weise weitermachen will, Stimmen laut, doch abzuwarten und zu schauen, wofür man noch gebraucht werde, für welche Angebote es auf dem religiösen Markt gerade überhaupt noch eine Nachfrage gebe.1

Die Unterwerfung unter den Kapitalismus

Die seit Beginn 2020 grassierende Pandemie hat somit deutlich gemacht, dass die Kirchen schon längst in der bürgerlichen Gesellschaft aufgegangen, und also auch in ihr untergegangen sind. Längst sind sie eben gerade nicht mehr die ideologischen Stützen der Gesellschaft, die dem Bestehenden Legitimität und Sinn verleihen. Die bürgerliche Gesellschaft schafft es mittlerweile auch ohne die Kirchen sich selbst zu erhalten.

Der vorauseilende Lockdown der Kirchen, der Verzicht auf öffentliche Gottesdienste wie auch jede andere Form gesellschaftlicher Präsenz war eine stille Apokalypse, nicht als Chaos und Untergang am Ende der Welt verstanden, sondern als Offenbarung des bestehenden Chaos: Sie offenbarte das, was eigentlich schon lange virulent war, dass die Kirchen nämlich nur noch eine bescheidene Nischenexistenz in unseren Gesellschaften innehaben und resignierend darum wissen. Kirchen und Corona. Eine Kritik weiterlesen