Die Autorin Tove Soiland und die Herausgeberin Anna Hartmann stellen das Buch Sexuelle Differenz. Feministisch-psychoanalytische Perspektiven auf die Gegenwart (Unrast 2022) am 14. April um 19 Uhr im Hörsaal der WWU Münster, JO 1 (Johannisstraße 4, 48143 Münster) vor.
In den letzten Jahren ist durch feministische Streiks und Arbeitskämpfe in Pflegeberufen das Problem der Sorge wieder in den Fokus gerückt. Doch was sollte das Ziel dieser Kämpfe sein? Welches Verständnis von Geschlecht prägt die neoliberal-kapitalistischen Gesellschaften und wie funktioniert die aktuelle Struktur des Patriarchats? Wie wäre ein Feminismus heute zu denken, der die neo-patriarchale Struktur heutiger Gesellschaften angemessen erfassen und daraus Ansatzpunkte für feministische Interventionen entwickeln kann? Sexuelle Differenz. Feministisch-psychoanalytische Perspektiven auf die Gegenwart weiterlesen →
Unser halbjährlicher Rundbrief ist erschienen. Die Artikel sind zu folgenden Themen: 1.) Eine politisch-theologische Kritik der Zeitenwende, 2.) ein Beitrag zu globalen Perspektiven auf die gegenwärtige Weltordnung, 3.) eine Erinnerung an 50 Jahre Putsch in Chile und die christliche Solidaritätsbewegung und 4.) eine bildungstheoretische Reflexion über die Deformation der Subjekte im digitalen Neoliberalismus.
Der Rundbrief kann auch in größerer Anzahl bei uns in der Print-Version kostenlos bestellt werden. Wer unseren Rundbrief noch nicht im Abo zugeschickt bekommt, kann uns gerne die Anschrift per Mail mitteilen.
Wir freuen uns über eine kritisch-interessierte LeserInnenschaft.
Seminar des Arbeitskreises ReligionslehrerInnen am ITP
Samstag, 25. März 2023
Bei diesem Seminar des Arbeitskreises ReligionslehrerInnen am ITP wird es um eine Auseinandersetzung mit dem Wandel in den Klassenräumen gehen: Von Foucaults Disziplinargesellschaft hin zum Narzissmus im Denken von Isolde Charim. Die Fortbildung denkt Foucault in Bezug auf die Ich-Ideale der Kontrollgesellschaft weiter. Zentral ist dabei das Buch „Die Qualen des Narzissmus“ von Isolde Charim: „Die Menschen sind geradezu besessen von der Sorge um sich selbst“, so Charim. Die zentrale Frage dabei lautet immer: Wie erreiche ich mein eigenes Ideal? Diese narzisstische Selbstsorge ist aktuell der Motor der kapitalistischen Gesellschaft. Charims Ansatz bietet eine gute Analysebrille für den schulischen Alltag. Die neuen Techniken der Digitalisierung, die auch in den Klassenräumen immer mehr Eingang finden, harmonieren mit dem Narzissmus der Kontrollgesellschaft und dienen einer unbemerkten Unterwerfung. Diese Zusammenhänge wollen wir aufdecken und reflektieren. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen.
Das Seminar findet statt um 10-16 Uhr im ITP in Münster. Um Anmeldung wird gebeten.
Mit großer Trauer haben wir am Institut für Theologie und Politik zum Jahresbeginn die Nachricht vom plötzlichen Tod von Brigitte Thomas aufgenommen.
Wir waren mit Brigitte Thomas verbunden durch ihr langjähriges Engagement beim Eine Welt Forum und vor allem auch über ihren unermüdlichen Einsatz für die Geflüchteten und MigrantInnen, die in Münster leben. Besonders die Roma, „die vergessenen Opfer des Holocaust“ lagen ihr dabei am Herzen. So war es für Brigitte nichts ungewöhnliches im Morgengrauen gemeinsam mit anderen an einer Flüchtlingsunterkunft zu stehen, um gegen eine angekündigte Abschiebung zu protestieren und das Unrecht, das sie nicht verhindern konnte, zumindest sichtbar zu machen. Als mutige, überzeugte und überzeugende Streiterin für die Rechte der MigrantInnen und Geflüchteten war Brigitte Thomas eine Verbündete, die uns fehlen wird. Für sie war es stets klar, dass der Einsatz für gerechte globale Verhältnisse, für eine Welt, in der Menschen dort leben können, wo sie wollen einhergeht mit dem Engagement gegen Abschiebung und Entrechtung von Geflüchteten und MigrantInnen.
Unter Einsatz massiver Polizeigewalt ist in den letzten Wochen das von Aktivist:innen besetzte Dorf Lützerath am Rande des rheinischen Tagebaus Garzweiler zunächst geräumt und dann zerstört worden, um auf Geheiß der Schwarz-Grünen NRW-Landesregierung in den nächsten Jahren dort Braunkohle zu fördern und klimaschädlich zu verfeuern.
Mit der ökumenischen Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ haben wir die Räumung hautnah miterlebt.
Es ist erschütternd, wie im Übergang vom fossilen zum nicht weniger gewaltförmigen grünen Kapitalismus die Zerstörung vorangetrieben wird, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und damit Profitinteressen autoritär durchzusetzen. Tausende Menschen haben sich dem entgegengestellt und mit ihren vielfältigen Protestformen gezeigt, dass eine andere Welt nötig und möglich ist. Denn selbst wenn Lützerath nun dem Erdboden gleichgemacht ist, bleibt doch diese Erfahrung gemeinsam erlebter Solidarität – trotz allem Scheitern. Deshalb ist es nun wichtig, der Repression zu widerstehen und die von ihr betroffenen Menschen zu unterstützen.
Die Bilanzen zum Jahresende fallen düster aus: auf die Pandemie folgten in rascher Folge der Krieg in der Ukraine, Gaskrise und Inflation. Die Klimakatastrophe schreitet spürbar voran und es wird immer deutlicher, dass keine ernsthaften Versuche unternommen werden an ihrer Hauptursache, dem kapitalistischen Zwang zu Akkumulation und Verwertung, irgendetwas zu ändern.
Katastrophen also überall? Eine Dauerkatastrophe, in die wir zusehends schlittern und die es nur noch bestmöglich zu bewältigen gilt?
Angesichts der populär gewordenen Rede von der Zeitenwende sehen wir, dass die verbreitete Zustimmung zu dem, dass die Welt in den Modus der Katastrophe übergegangen zu sein scheint, paradoxerweise die politischen und ökonomischen Verhältnisse hierzulande geradezu stabilisiert: Die neue Zeit, die da kommt – so die Interpretation der Herrschenden – wird eine sein, in der wir von immer mehr Bedrohungen umgeben sind und somit auf Militär und Sicherheit setzen sollen sowie eine in der die Investition in neue Technologien unseren Lebensstandard sichert und die ökologische Krise abfedert. Sicherheit bedeutet in solchen Zeiten dann eben auch Repression gegen all jene, die sich dem politischen Kurs der Herrschenden nicht einfach fügen, sondern die Notwendigkeit von Protest und Widerstand erkennen, wie etwa momentan am Umgang mit den KlimaaktivistInnen von „Last Generation“ deutlich wird. Wer an menschenrechtlichen Standards festhalten möchte, wie es etwa das Grundrechtekomitee in seinem Statement zur Präventivhaft tut, welche wir selbst im Kontext der Proteste um das Kraftwerk Datteln-IV erfahren mussten und welche heute gegen „Last Generation“ angewendet wird, gilt dann schnell als gestrig, als noch nicht auf jene neuen Zeiten eingestellt.
In diesen düsteren Zeiten erinnern uns die adventlichen Texte unserer christlichen Traditionen umso mehr an jene andere, messianische Zeitenwende, die den Kriegen und der Zerstörung ein Ende setzen will und ein Leben in Fülle für alle möglich macht. An dieser Verheißung festzuhalten kann uns vielleicht ermutigen, uns nicht in die Erwartung der Katastrophe zu fügen, sondern am Kommen der anderen Welt weiter zu arbeiten. Das wünschen wir hier im ITP Ihnen, euch und uns für das Jahr 2023!
Eine Ökumene von unten, die entschieden global für Frieden, den Schutz der Schöpfung und Gerechtigkeit eintritt, ist in dieser Zeiten wieder drängender denn je. Deshalb wird es aus Anlass der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die erstmalig in Karlsruhe stattfinden wird, eine Casa Común geben: Ein gemeinsames Haus der Basisökumene in Karlsruhe vom 1. bis 7. September 2022. Dort soll anhand von Themenbereichen wie Feminismus, Migration, Klimagerechtigkeit, Ökonomie und Digitalisierung, Globalisierungskritik und Kirchenreform die Perspektive auf soziale Kämpfe weltweit gelenkt und diskutiert werden, wie eine Basisökumene diese unterstützen kann.
Das Programm ist sehr umfangreich und wir möchten hiermit gerne dazu einladen, nach Karlsruhe zu kommen und sich zu beteiligen. Infos zum Programm und zur Teilnahme gibt es auf der Homepage der Casa Común.
Wir möchten schon vorab auf ein paar Veranstaltungen aufmerksam machen, an denen das ITP beteiligt sein wird:
Pressemitteilung des Instituts für Theologie und Politik (ITP) vom 10. August 2022
Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat in seinem heutigen Urteil im Anschluss an die mündliche Verhandlung entschieden, dass die präventive Gewahrsamnahme durch die Polizei Recklinghausen von drei Mitarbeiter*innen des Münsteraner Institut für Theologie und Politik (ITP) rechtswidrig war.
Zwei Theolog*innen und ein Begleiter waren am 1. Februar 2020 im Umfeld des Kohlekraftwerks Datteln IV bei einer Verkehrskontrolle im Vorhinein zu einer Protestaktion des Bündnisses „Ende Gelände“ festgenommen worden. Dabei konnte ihnen kein Tatvorwurf gemacht werden. Dennoch wurden sie für eine Nacht unter erniedrigenden Bedingungen entkleidet in Präventivgewahrsam festgehalten.
Krieg ist wieder ein Mittel geworden, um eine Neuordnung der Welt voranzutreiben: Militärausgaben sind global exorbitant und die nukleare Aufrüstung erreicht neue Dimensionen – nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine.
Umso wichtiger ist es, einen Animilitarismus sichtbar zu machen und einige jener zu porträtieren und zu Wort kommen zu lassen, die seit
Jahren konsequent für Abrüstung eintreten: Ordensschwestern, Großmütter, Priester oder Postangestellte brechen in Militärbasen ein, um gegen dort stationierte Atombomben zu protestieren. Die Pflugscharbewegung wurde zum Symbol radikaler Praxis von antimilitaristischen Christ*innen. So etwa im deutschen Büchel, wo US-Atomwaffen gelagert werden, oder in Kings Bay (USA), einer Basis für U-Boote mit nuklearen Sprengköpfen. An beiden Orten fanden 2018 Einbrüche statt, um mittels zivilem Ungehorsam gegen die Gewalt und Autorität des Staates Widerstand zu leisten – die Konsequenz waren Prozesse und mehrjährige Haftstrafen.
Jakob Frühmann und Cristina Yurena Zerr aus Wien haben 2021 das Buch Brot und Gesetze brechen veröffentlicht, das die bemerkenswerten Plädoyers der angeklagten Aktivist*innen wiedergibt und die Frage von Abrüstung von unten, die Geschichte christlich-antimilitaristischen Widerstands und blinde Flecken in linken Bewegungen thematisiert. Es liefert in Zeiten zunehmender Aufrüstung Impulse für eine neue Friedensbewegung fernab bürgerlicher Religiosität – und für jene, die in Distanz zum Christlichen stehen, überraschende, motivierende Zugänge.
Die beiden Autor*innen stellen diese antimilitaristische Praxis vor. Die wir auf dem Hintergrund der gegenwärtigen Kriegssituation kommentieren und diskutieren möchten.
Es handelt sich um eine Kooperationsveranstaltung vom Institut für Theologie und Politik und Pax Christi Münster.
So kennen wir die Bibel nicht. Kontinuität und Aktualität eines Perspektivenwechsels bei der Lektüre der Bibel. Mit Kuno Füssel
Durch die materialistische Bibellektüre wurde eine neue Aneignung biblischer Texte geschaffen, wobei vermeintliche Plausibilitäten der traditionellen Exegese hinterfragt werden. Dieser von Fernando Belo und Michel Clèvenot im intellektuellen und kulturellen Milieu des Paris der späten 1960er Jahre entwickelte Zugang zur Bibel wurde von Kuno Füssel in den 1980er Jahren durch Übersetzungen bei uns bekannt gemacht und dann durch eigene Beiträge von ihm weiterentwickelt.
Seminartag 1) So kennen wir die Bibel nicht. Kontinuität und Aktualität eines Perspektivenwechsels bei der Lektüre der Bibel