Michael Ramminger/ Thomas Ladholz
Noch sind die Dinge im Fluss in Santiago. Zwar ist die Trauer bei vielen über die massive Ablehnung der neuen Verfassung noch deutlich sichtbar, viele Gesichter noch müde und ratlos. Aber zugleich werden die Ereignisse doch auf unterschiedliche Weise bearbeitet. Die SchülerInnen und die Studierenden waren auf der Straße, die Demonstrationen sind deutlich schwärzer geworden, anarchistische Gruppen bestimmen das Bild. Aber sie, ebenso wie die vielen, oft jungen Menschen, die in den Stadtteilen für die Verfassung gearbeitet haben, teilen eine Überzeugung: „Nos quitaran todo, hasta la miedo“. Dieser Slogan der FeministInnen ist überall zu hören, auf den Demonstrationen drückte er sich in der ungehemmten Wut auf die Pacos, die Polizei aus. Zwölf, dreizehnjährige greifen die Wasserwerfer und Zorrillos genannten Polizeifahrzeuge, die gassprühenden Stinktiere an, als hätten sie nichts zu verlieren. Ihre Entschiedenheit weist zurück in den Estadillo Social, den Beginn des Aufstandes vor nun fast drei Jahren, der den verfassungsgebenden Prozess erst möglich gemacht hat. Die alte Verfassung und die neue Welt – Gedanken zu Chile weiterlesen