Josef Mühlbauer vom Varna Peace Institute hat Julia Lis und Michael Ramminger vom ITP interviewt und mit ihnen über das ITP, dessen Entstehung und Geschichte, ihr persönliches Interesse an Theologie und Politik, aber auch über ihren Blick auf die Geschichte des Christentums, auf die Befreiungstheologie, auf Franz von Assisi und das Verhältnis von Religion und Politik gesprochen . Das Gespräch kann hier abgerufen werden.
Archiv der Kategorie: International
10 Jahre Welttreffen der Sozialen Bewegungen mit Papst Franziskus
„Pfefferspray statt soziale Gerechtigkeit“
Wie Gewalt sich breit macht…und was dagegen zu tun ist.
Papst Franziskus hat zum zehnjährigen Bestehen der Welttreffen der Sozialen Bewegungen („movimientos populares“ – MMPP) im Vatikan am 20. September 2024 eine Ansprache gehalten. Wir möchten sie hier gerne in deutscher Übersetzung veröffentlichen, weil wir die Welttreffen der Sozialen Bewegungen seit 2014 intensiv mit begleitet und teilweise daran auch teilgenommen haben. Hierzu haben wir auch verschiedene Veröffentlichungen gemacht, von denen hier eine Auswahl abrufbar ist:
- Papst Franziskus hat neue Gesprächspartner
- Das ITP auf dem Welttreffen der Sozialen Bewegungen
- Theologischen Reflexion über die Treffen der Sozialen Bewegungen mit Papst Franziskus
- Buchveröffentlichung: Radikal Welt verändern. Papst Franziskus und die Sozialen Bewegungen
Schwestern und Brüder, guten Tag. Schön, dass ihr gekommen seid.
Wir erinnern uns an den Moment, der den Ausgangspunkt für unsere gemeinsame Geschichte gebildet hat! Zehn Jahre sind vergangen, seit dem ersten Welttreffen der sozialen Bewegungen. Damals haben wir „Land – ein Dach über dem Kopf – Arbeit (die drei T: „tierra, techo, trabajo“, NM) zum Motto erklärt. „Land – ein Dach über den Kopf – Arbeit“ sind heilige Rechte. Niemand soll Euch diese Überzeugung streitig machen, niemand soll Euch dieser Hoffnung berauben, niemand soll Euch diesen Traum austreiben!
10 Jahre Welttreffen der Sozialen Bewegungen mit Papst Franziskus weiterlesen
Neuerscheinung: „Warum die Theologie nicht klein und hässlich zu sein braucht“
„Warum die Theologie nicht klein und hässlich zu sein braucht“. So lautet ausgehend von einem Zitat Walter Benjamins der Titel dieses Buches.
Wir halten es für keine leichte Aufgabe, gegen all die berechtigte und offenkundige Kritik an Theologie und Christentum, gegen all das von Kirchen und ihren ideologischen Apparaten begangene Unrecht trotzdem an unseren Traditionen festzuhalten. Worum es der Politischen Theologie immer ging, und jeder Theologie immer noch gehen muss, ist daher trotz aller Widrigkeiten nach den Möglichkeiten einer selbstkritischen Theologie zu suchen „in den Verhältnissen neuzeitlicher Welt mit ihren Prozessen der Aufklärung, Säkularisierung und Emanzipation“. Neuerscheinung: „Warum die Theologie nicht klein und hässlich zu sein braucht“ weiterlesen
60. ITP-Rundbrief erschienen
Der 60. Rundbrief des ITP ist erschienen mit Artikeln zur Rekonstruktion der Befreiungstheologie und Politischen Theologie, zur Kritik an der Vernunftform der kapitalistischen Moderne, zu Möglichkeiten einer anderen Bildung trotz der Digitalisierung und schließlich zur Situation der Kämpfe der Zapatistas in Mexiko:
1) Warum die Theologie? … nicht klein und hässlich zu sein braucht …
von Michael Ramminger, Seite 2
2) Kämen wir doch endlich zur Vernunft! Zur Kritik an instrumentellem Denken
von Jürgen Kroth, Seite 3
3) Eine Pädagogik der Leere? Bildung in digitalen Zeiten
Andreas Hellgermann, Seite 4
4) Neue Struktur der zapatistischen Autonomie. In Rebellion widerstehen
von Pilar Puertas, Seite 6
Der ITP-Rundbrief_Nr 60_April 2024 ist hier downloadbar und kann in gedruckter Form kostenlos auch in größeren Mengen bei uns (unter kontakt@itpol.de) bestellt werden, um ihn an Interessierte weiterzugeben oder in Kirchengemeinden, Bildungshäusern etc auszulegen.
Europäisches Grenzregime: Aufruf zu einer gemeinsamen subversiven Praxis
Vortrag am Freitag, 19. Januar 2024, 18.30 Uhr
Bundeshaus, Bundesstrasse 13, 6005 Luzern
Die Brutalisierung an den Außengrenzen Europas und die gewaltförmigen Asylrechtsverschärfungen im Innern machen eine Praxis zur Durchsetzung von Bewegungsfreiheit und die Einhaltung fundamentaler Menschenrechte für Geflüchtete immer schwerer. Wie kann in dieser Situation der Schwäche der antirassistischen Bewegungen und der kirchlichen Akteur:innen Solidarität möglich werden? Wie können wir allen Rückschlägen in den letzten Jahren zum Trotz subversive Praktiken über Grenzen hinweg und wenn nötig auch jenseits des Legalen entwickeln, die nach den Lücken in den tödlichen Stacheldrahtzäunen suchen? Wie können wir in der gegenwärtigen Situation im Blick auf Migration und die damit verbundenen Kämpfe eine Perspektive gewinnen, die an der Möglichkeit eines guten Lebens für alle festhält?
Referent:innen des Vortrags sind die beiden Theolog:innen Benedikt Kern und Julia Lis vom Institut für Theologie und Politik in Münster (BRD). Sie arbeiten politisch-theologisch unter anderem an den Fragen von Migration und Solidarität und sind aktiv im Konfliktfeld Kirchenasyl.
Weitere Informationen gibt es hier.
Plakate gegen das Vergessen: Diktatur und Widerstand – Solidarität mit Chile 1973-1990
Ausstellung in der Frauenstraße 24 in Münster
14.08.-13.10.2023
Am 11. September 1973 putschte das Militär in Chile gegen die drei Jahre zuvor demokratisch gewählte Regierung der Unidad Popular (UP), einem Bündnis linker Parteien unter Führung des Sozialisten Salvador Allende – ein Ereignis, das Wunden schlug, die bis heute nicht verheilt sind. Mit der Plakatausstellung „Plakate gegen das Vergessen. Diktatur und Widerstand – Solidarität mit Chile 1973 – 1990“ möchten wir an dieses Ereignis erinnern, das vor 50 Jahren die ganze Welt erschütterte. Plakate gegen das Vergessen: Diktatur und Widerstand – Solidarität mit Chile 1973-1990 weiterlesen
„Frieden gibt es nicht auf dem Weg der Sicherheit“ (D. Bonhoeffer)
Wie der globale Süden den Krieg sieht und warum die Militarisierung der Politik keine Lösung ist
Podium aus Anlass des evangelischen Kirchentages in Nürnberg mit Rita Segato (Argentinien), Sandiswa Lerato Kobe (Südafrika), Michael Ramminger (ITP)
Freitag, 9. Juni 2023 um 19 Uhr
Angesichts des Krieges in der Ukraine hat Bundeskanzler Scholz von der Notwendigkeit einer „Zeitenwende“ gesprochen. Wir sehen darin eine Abkehr von einem friedenspolitischen Denken, dass Kriege als Mittel der Politik ablehnt und für zivile Möglichkeiten der Konfliktlösung eintritt.
In der Selbstdarstellung der westlichen Staaten als Verteidiger*innen der Menschenrechte erkennen wir auch eine Verschleierung der geostrategischen Interessen, die durchgesetzt werden wollen. Wir sind der festen Überzeugung, dass auf dem Wege der militärischen Verteidigung nationaler Interessen keine friedliche und gerechte Weltordnung zu erreichen ist, sondern diese nur durch internationale Dialogbemühungen, Demilitarisierung und grundlegende Veränderungen der ungerechten globalen Wirtschaftsordnung erreicht werden kann.
Daher wollen wir anlässlich des Kirchentages in Nürnberg mit Vertreter*innen aus dem globalen Süden darüber diskutieren, was heute Voraussetzungen einer gerechten und friedlichen Weltordnung wären. „Frieden gibt es nicht auf dem Weg der Sicherheit“ (D. Bonhoeffer) weiterlesen
Rundbrief 58 erschienen
Unser halbjährlicher Rundbrief ist erschienen. Die Artikel sind zu folgenden Themen: 1.) Eine politisch-theologische Kritik der Zeitenwende, 2.) ein Beitrag zu globalen Perspektiven auf die gegenwärtige Weltordnung, 3.) eine Erinnerung an 50 Jahre Putsch in Chile und die christliche Solidaritätsbewegung und 4.) eine bildungstheoretische Reflexion über die Deformation der Subjekte im digitalen Neoliberalismus.
Download hier: Rundbrief 58
Der Rundbrief kann auch in größerer Anzahl bei uns in der Print-Version kostenlos bestellt werden. Wer unseren Rundbrief noch nicht im Abo zugeschickt bekommt, kann uns gerne die Anschrift per Mail mitteilen.
Wir freuen uns über eine kritisch-interessierte LeserInnenschaft.
Casa Común: für eine prophetische Ökumene von unten!
Eine Ökumene von unten, die entschieden global für Frieden, den Schutz der Schöpfung und Gerechtigkeit eintritt, ist in dieser Zeiten wieder drängender denn je. Deshalb wird es aus Anlass der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die erstmalig in Karlsruhe stattfinden wird, eine Casa Común geben: Ein gemeinsames Haus der Basisökumene in Karlsruhe vom 1. bis 7. September 2022. Dort soll anhand von Themenbereichen wie Feminismus, Migration, Klimagerechtigkeit, Ökonomie und Digitalisierung, Globalisierungskritik und Kirchenreform die Perspektive auf soziale Kämpfe weltweit gelenkt und diskutiert werden, wie eine Basisökumene diese unterstützen kann.
Das Programm ist sehr umfangreich und wir möchten hiermit gerne dazu einladen, nach Karlsruhe zu kommen und sich zu beteiligen. Infos zum Programm und zur Teilnahme gibt es auf der Homepage der Casa Común.
Wir möchten schon vorab auf ein paar Veranstaltungen aufmerksam machen, an denen das ITP beteiligt sein wird:
Casa Común: für eine prophetische Ökumene von unten! weiterlesen
Chile #apruebo
Am 4. September 2022 stimmt Chile über eine neue Verfassung ab. Das ITP wird diesen Prozess aufmerksam begleiten
Beitrag von Barbara Imholz (ITP)
Mit Spannung blicken wir nach Chile, wo am 4. September 2022 die Abstimmung über die neue Verfassung stattfinden wird. Warum ist eine Verfassung für einen Politik- und Systemwechsel in Chile wichtig? Ein einmaliger Vorgang und ein cleverer Schachzug der Chicago Boys nach dem Militärputsch 1973 war es, ein neoliberales Wirtschaftssystem bis in die kleinsten sozialen Verästelungen in das politische System einzuschreiben. Es ist darin festgelegt, dass alle Güter wie Bildung, Gesundheit und Altersversorgung, aber auch Wasser- und Stromversorgung qua Verfassung „privat“ organisiert sind. D.h. es gibt kaum politische und soziale Spielräume für Reformen oder gar einschneidende Veränderungen. Eine zentrale Forderung, für die schon 2011 die sogenannten „Pinguine“, die Schüler*innenbewegung, auf die Straße gegangen sind, war: einen sozial gerechten Zugang zu Bildung, sprich zum Schul- oder Universitätsbesuch zu bekommen. Wundert es, dass ein großer Teil der heutigen Aktivist*innen aus dieser Bewegung kommen? Bis hin zum neu gewählten und bis dato jüngsten Präsidenten der chilenischen Geschichte, Gabriel Boric, der zusammen mit Camila Vallejo, beide Mitglieder der Kommunistischen Jugend, zu Gesichtern dieser Schüler*innenbewegung wurden.
Erinnern wir uns: Vorangegangen war 2019 eine Revolte auf der Straße und auf den Plätzen, „Chile despertó“ (Chile ist aufgewacht) ausgelöst durch eine Metropreiserhöhung, gegen das seit 1973 herrschende Pinochet System, seit 1990 im neoliberalen Gewand. Der damalige Präsident Piñera konnte es letztlich nicht verhindern und musste einem Plebiszit, ob es eine neue Verfassung – die zentrale Forderung der Bewegung – geben soll oder nicht, zustimmen. Die Abstimmungsergebnisse waren überwältigend. Die daraufhin folgende demokratische Entscheidung, wer diese Verfassung erarbeiten soll, geschah parallel zur Parlamentswahl 2021, zum sogenannten Verfassungskonvent und stellte eine allgemeine Überraschung dar, weil erstens die Abstimmungsbeteiligung im Gegensatz zur Parlamentswahl sehr hoch war und zum anderen, weil unbekannte Gruppierungen der sozialen Bewegungen den klassischen politischen Vertreter*innen vorgezogen wurden. Seit 2021 arbeitet nun dieser Konvent auf Hochtouren, um sein Ergebnis am 4. September 2022 zur Abstimmung stellen zu können. Chile #apruebo weiterlesen