Archiv der Kategorie: Religionsunterricht

DIGITALISIERUNG. MEDIALISIERUNG. BILDPRODUKTION.

Ein Bildschirm wurde zwischen den User und die Welt geschoben

„Die Kontemplation einer Blume, das Staunen über ein Feuerwerk oder die ersten Schritte des eigenen Kindes sind eine Erfahrung. Schiebt sich allerdings ein Smartphone dazwischen, konkurriert die Erfahrung mit der Erfahrung des Fotografierens.“

„Aus religionspädagogischer Perspektive sind diese Phänomene der Digitalisierung so etwas wie „nachgemachte Schöpfung“. Man kann tausend Bilder von den Alpen sehen und die echten Alpen verlieren ihren Reiz. Was unterscheidet denn noch das Bild, das ich von den Alpen poste, von all den anderen immer gleichen Alpenbildern?“

David Hellgermann und Annika Landt (Institut für Theologie und Politik) haben sich mit Digitalisierungskritik auseinandergesetzt in der religionspädagogischen Zeitschrift Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen (rabs: 1/2024), hg. vom Bundesvorstand des Verbands katholischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer an Berufsbildenden Schulen, in wissenschaftlicher Kooperation mit dem Katholischen Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR) an der Universität Tübingen.

Beide Beiträge können hier heruntergeladen werden: David Hellgermann_Annika Landt_rabs_1_2024

Befreiungstheologie und befreiende Pädagogik

Artikel von Andreas Hellgermann, Arbeitskreis Religionslehrer*innen am Institut für Theologie und Politik

Theologie und Pädagogik sind aufeinander bezogen, aber diese Bezogenheit ist wenig sichtbar. Es ist vielmehr so, dass sie zu verschwinden droht. Dabei zeigt gerade die Entwicklung der Pädagogik eine Eindimensionalität, die in vielerlei Hinsicht verhängnisvoll ist. Denn Bildungsprozesse sind von einer Langfristigkeit geprägt, die ein entscheidender Faktor dafür ist, den Status quo, in dem wir leben, zu stabilisieren und abzusichern.

Allein die Klimakatastrophe, mit der wir seit mehreren Jahrzehnten konfrontiert sind und die nur ein äußeres und zugleich tief in den Gesellschaftsprozessen verwurzeltes Beispiel ist, zeigt dies. Wenn man mit Fug und Recht feststellen kann, dass in ihr überdeutlich wird, wie eine allein auf die maximale Verwertung von Kapital ausgerichtete Ökonomie scheinbar als Begleiterscheinung mit einer sehr grundlegenden Zerstörung gekoppelt ist, so ist genauso bemerkenswert, wie in einem Parallelprozess die Subjekte produziert worden sind und weiter werden, die für die bruchlose Kapitalverwertung gebraucht werden. …

Zum Weiterlesen klicken Sie hier: Befreiungstheologie und befreiende Pädagogik

60. ITP-Rundbrief erschienen

Der 60. Rundbrief des ITP ist erschienen mit Artikeln zur Rekonstruktion der Befreiungstheologie und Politischen Theologie, zur Kritik an der Vernunftform der kapitalistischen Moderne, zu Möglichkeiten einer anderen Bildung trotz der Digitalisierung und schließlich zur Situation der Kämpfe der Zapatistas in Mexiko:

1) Warum die Theologie? … nicht klein und hässlich zu sein braucht …
von Michael Ramminger, Seite 2

2) Kämen wir doch endlich zur Vernunft! Zur Kritik an instrumentellem Denken
von Jürgen Kroth, Seite 3

3) Eine Pädagogik der Leere? Bildung in digitalen Zeiten
Andreas Hellgermann, Seite 4

4) Neue Struktur der zapatistischen Autonomie. In Rebellion widerstehen
von Pilar Puertas, Seite 6

Der ITP-Rundbrief_Nr 60_April 2024 ist hier downloadbar und kann in gedruckter Form kostenlos auch in größeren Mengen bei uns (unter kontakt@itpol.de) bestellt werden, um ihn an Interessierte weiterzugeben oder in Kirchengemeinden, Bildungshäusern etc auszulegen.

Das zugerichtete Subjekt lässt grüßen

Stellungnahme des Arbeitskreises Religionslehrer*innen am ITP zum digitalisierten Distanzunterricht

Am 26.01.2024 veröffentlichte das NRW-Schulministerium per Pressemitteilung den Plan, die Ausbildungs- und Prüfungsordnung an den Berufskollegs zu ändern. Darin soll festgeschrieben werden, dass die „Verknüpfung von Präsenz- und Distanzunterricht in synchroner und digitaler Form unter bestimmten Voraussetzungen dauerhaft ermöglicht werden soll.“

Damit soll eine Bildung auf der „Höhe der Zeit“ gewährleistet werden, so der Wortlaut. Weiter heißt es, es biete die Chance, innovative Lehr- und Lernformen umzusetzen. Zudem würde dies den Wünschen vieler Ausbildungsbetriebe entsprechen, weil die Fahrzeiten für die Schüler*innen zu den Schulen reduziert werden könnten. Im Großen und Ganzen betrachtet, würden junge Menschen in NRW somit eine moderne berufliche Bildung erhalten, so Ministerin Feller.

Beim Lesen der Mitteilung fallen der geneigten Lehrer*in mehrere Aspekte negativ auf: Bildung wird hier völlig inhaltsleer und nur nach formalen Gesichtspunkten beschrieben. Welche Inhalte sollen denn überhaupt digital unterrichtet werden, bedeutet „modern“ in diesem Kontext ausschließlich „digital“? Das zugerichtete Subjekt lässt grüßen weiterlesen

Die Fallstricke der globalen Digitalisierung

Digital-kapitalistischer Bildungspakt oder kritisch-emanzipatorische Vernunft

Andreas Hellgermann vom Arbeitskreis Religionslehrer:innen am ITP stellt Überlegungen an zum Zusammenhang von Digitalisierung, instrumenteller Vernunft, Solutionismus und kritisch-emanzipatorischer Vernunftkritik. Wir veröffentlichen hier seinen Vortrag, den er beim Ökumenischen Netz Rhein-Mosel-Saar am 2. Dezember 2023 gehalten hat. 

Der Text kann hier nachgelesen werden: Die Fallstricke der globalen Digitalisierung

Ebenso gibt es die Möglichkeit, ihn hier online anzuhören.

Rundbrief 58 erschienen

Unser halbjährlicher Rundbrief ist erschienen. Die Artikel sind zu folgenden Themen: 1.) Eine politisch-theologische Kritik der Zeitenwende, 2.) ein Beitrag zu globalen Perspektiven auf die gegenwärtige Weltordnung, 3.) eine Erinnerung an 50 Jahre Putsch in Chile und die christliche Solidaritätsbewegung und 4.) eine bildungstheoretische Reflexion über die Deformation der Subjekte im digitalen Neoliberalismus.

Download hier: Rundbrief 58

Der Rundbrief kann auch in größerer Anzahl bei uns in der Print-Version kostenlos bestellt werden. Wer unseren Rundbrief noch nicht im Abo zugeschickt bekommt, kann uns gerne die Anschrift per Mail mitteilen.

Wir freuen uns über eine kritisch-interessierte LeserInnenschaft.

Die Schule brennt! Manifest für eine andere Bildung

11 Thesen für eine andere Bildung. Herausgegeben vom Arbeitskreis Religionslehrer*innen am ITPDie Schule brennt. Sie brennt lichterloh und verbrennt dabei die Hoffnungen und Träume von Kindern und jungen Menschen genauso wie die derjenigen, die angetreten sind, der nächsten Generation dabei zu helfen, sich zu bilden. Aus dem brennenden Gebäude stürzen Lehrende wie Lernende. Sie sind »ausgebrannt« und tragen kein »Feuer« mehr in sich. Was tun mit diesem brennenden Haus? Löschen wir es? Zündeln wir noch nach? Oder suchen wir nach der Brandursache? Wollen wir sie überhaupt finden? Was tun wir, wenn wir sie finden?
In unserem Schulalltag setzen wir Lehrer*innen uns täglich mit veränderten Realitäten von Kindern und Jugendlichen auseinander, wir haben mit unterschiedlichsten Sachzwängen zu tun und erleben einen erheblichen Leistungsdruck, unter dem die Schülerinnen und Schüler stehen. Überall begegnet uns die Diagnose »Bildungskrise«. Aber was uns in der Schullandschaft weit und breit nicht begegnet, sind Diskussionen darüber, in welcher Krise die Bildung steckt, geschweige denn, was Bildung eigentlich ist, was sie mit unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit heute und in Zukunft zu tun hat und welche Aufgaben sie haben soll.
Wir, der Arbeitskreis Religionslehrer*innen am ITP Münster, wollen genau das tun: Gemeinsam mit großen und kleineren Namen aus der Pädagogik, der Philosophie, Theologie, Literatur und Kunst haben wir uns auf die Suche nach Antworten auf die Frage gemacht:
Was ist Bildung? Aus dem, was wir zusammengetragen haben, ist dieses kleine Büchlein entstanden. Die Schule brennt! Manifest für eine andere Bildung weiterlesen

Hoffend denken lernen – Für eine emanzipatorische Bildung

Workshop am 12.-14. November 2021 

im Haus Wasserburg (Vallendar, bei Koblenz)

Während der Coronapandemie wurden viele gesellschaftliche Probleme wie durch ein Brennglas sichtbar, so auch die Krise in der Bildung. Wir möchten in unserem Workshop einen genaueren Blick auf diese Bildungskrise werfen, eine Krise, die laut breitem gesellschaftlichen Konsens durch Digitalisierung gelöst werden kann. Von welcher Bildung sprechen wir eigentlich? An diesem Wochenende wollen wir ausgehend von unterschiedlichen Konzepten einen kritischen Bildungsbegriff entwickeln. Hoffend denken lernen – Für eine emanzipatorische Bildung weiterlesen

Marie Veits Werk in zwei Bänden

Marie Veit (1921-2004): Bibelwissenschaftlerin, Religionspädagogin, Sozialistin

Sie war 25 Jahre Lehrerin vor allem für Evangelische Religion an einem Mädchen-Gymnasium in Köln, 18 Jahre Professorin für Didaktik des Evangelischen Religionsunterrichtes an der Universität Gießen, Mitbegründerin des Politischen Nachtgebetes in Köln und der deutschen und niederländischen Sektion der Christen für den Sozialismus. Lebenslang war Marie Veit engagiert in christlichen Gruppen und Initiativen und in ihrer evangelischen Kirchengemeinde und der rheinischen Landeskirche sowie in unterschiedlichen linken Parteien. Ökumene und der Einsatz für eine sozialistische Alternative waren ihr ein Herzensanliegen.

Im ersten Band Gottes und der Menschen Genossin werden Stationen ihrer Biographie geschildert, er bietet eine komplette Werkbiographie und schließt mit Kapiteln zu Grundzügen der Theologie Marie Veits und einem biographischen Porträt. Am Beispiel einer auf Versöhnung bedachten streitbaren Theologin und Religionspädagogin wird so auch ein Stück Zeit- und Theologiegeschichte des 20. Jahrhunderts deutlich.
Das Geleitwort hat Fulbert Steffensky geschrieben, ein Mitstreiter und Mitglied des Freundeskreises von Marie Veit.

Der zweite Band enthält 41 Texte Marie Veits aus den Jahren 1972 bis 2000: Predigten und Meditationen, wissenschaftliche Aufsätze sowie Vortragsmanuskripte. Darunter finden sich auch fünf bisher unveröffentlichte Arbeiten. Die Texte sind chronologisch geordnet, sodass zeitgeschichtliche Zusammenhänge zwischen Texten unterschiedlicher Gattungen deutlich werden. Gemeinsam mit dem ersten Band zu Marie Veit – einer ausführlichen Werkbiographie und einer kompletten Bibliographie der Texte M. Veits – kann nun das Werk dieser bedeutenden Theologin, Religionspädagogin und Sozialistin neu erschlossen und gewürdigt werden. Marie Veits Werk in zwei Bänden weiterlesen

Rezension zu „Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft“

In der Zeitschrift „rabs – religionsunterricht an berufsbildenden schulen – 3/2020“ ist eine Rezension von Stefan Lemmermeier zu unserem kürzlich veröffentlichten Buch „Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft“ erschienen.

Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft – Wie Denken und Lernen durch die Digitalisierung grundlegend verändert werden

aus: rabs – religionsunterricht an berufsbildenden schulen – 3/2020, S. 28

Stefan Lemmermeier

„Im Silicon Valley, im Herzen des digitalen Kapitalismus, gibt es Schulen, die völlig ohne Digitalisierung auskommen – und auf diese Schulen schicken die Manager und CEOs der großen Konzerne ihre Kinder.“ (S. 26)

Gleich vorneweg: Rezension zu „Künstliche Intelligenz oder kritische Vernunft“ weiterlesen