„Ein Kurienbischof verrät im Vertrauen: Die Tragik dieses Pontifikats ist, dass Benedikt XVI. Dinge angekreidet werden, für die er gar nichts kann. Ein Beispiel ist der Missbrauchsskandal. „ So hieß am 28.02. auf tagesschau.de. Oder am 01.03.: „Die Botschaft stimmte, die Vermittlung nicht.“ (Tilman Kleinjung, ard-kommntar 01.03.)
Nein, liebe Presse, auch die Botschaft stimmte nicht. Doch, liebe Presse, für den Missbrauchsskandal kann er was. Wie für viele andere Dinge auch. Sein Wirken im Vatikan geht nämlich weit hinter sein Pontifikat zurück und umfasst fast die gesamte Zeit des Pontifikats seines Vorgängers Johannes Paul II. Der wurde 1978 Papst und bat Ratzinger direkt, Präfekt der Glaubenskongregation zu werden. 1982 willigte Ratzinger ein. Und spätestens seitdem wusste die Kirche, wo der „Feind“ stand, nämlich links. Einer seiner ersten großen Kämpfe als Großinquisitor galt daher folgerichtig der Befreiungstheologie, die er 1984 in übelster Weise in der Instruktion der Kongregation für die Glaubenslehre über einige Aspekte der „Theologie der Befreiung“ diffamierte. Eine bekannte Literatin Brasiliens, Eliane Brum, sagt dazu, dass die katholische Kirche dadurch mitverantwortlich für den Aufstieg des konsumistischen, rechten Denkens und den Niedergang der Befreiungstheologie und der katholischen Kirche insgesamt in Brasilien sei.
Und so hat Ratzinger seit 68 immer wieder die „Feinde“ auf der falschen Seite verortet. Statt die Piusbrüderschaft raus zu werfen, hat er sie umschmeichelt und Kirchenreformbewegungen ignoriert; statt ein gleichberechtigtes Verhältnis zu den Protestanten aufzubauen, hat er lieber auf einen konservativen, reaktionären heiligen Rest gesetzt. Statt sich mit dem Kapitalismus als Religion auseinanderzusetzen, hat er von Relativismus geschwafelt und und und … Statt sein Augenmerk auf die Zustände des Klerus zu richten, hat er ihn für die Rettung der Kirche gehalten.
Nein, Prof. Ratzinger, Kardinal Ratzinger oder Papst Benedikt XVI. kann für viel mehr Dinge etwas, als es wundersamerweise die doch nun wirklich nicht katholische Presse auszugraben in der Lage ist. Vielleicht hat er das zum Schluss (vermutlich uneinsichtigerweise) realisiert und verdrückt sich deshalb. Auch wenn es nur in das Klausurkloster Mater Ecclesiae ist. Das liegt mitten im Vatikan. Oder verdrückt er sich doch nicht? Gott bewahre uns.