Unser unten stehender Text wird am Sonntag, 07.01.2018 in mehreren Kirchengemeinden in den Gottesdiensten verlesen. Anlass ist der für den 08.01.2018 geplante Abriss des Immerather Doms im Rheinland durch den Energiekonzern RWE (Twitter: @EinDomFuerImmer):
Am 7. Januar 2018 wollen wir vor dem Immerather Dom Gottesdienst feiern. Am nächsten Montag bereits soll er den Baggern weichen. Die Kirche von Immerath stand über Jahrhunderte als Wahrzeichen für diese Region. Wegen ihrer Bedeutung wurde sie im Volksmund als Dom bezeichnet. Heute wird sie zum Symbol der um sich greifenden Zerstörung, die die Natur wie die soziale Struktur dieser Region betrifft. Dass der Immerather Dom weichen muss, ist ja kein Einzelfall in der Gegend, sondern verdeutlicht einen noch viel größeren Verlust, den es bedeutet, wenn reihenweise Dörfer abgebaggert werden, in denen Menschen seit Jahrhunderten gelebt haben.
Dies geschieht nicht einfach zufällig, sondern ist das Ergebnis von Entscheidungen, die das Profitstreben und die Gewinnmaximierung durch intensive Nutzung der Braunkohle über das gute Leben der Menschen und der Natur stellen.
Als ChristInnen sind wir berufen für die Schöpfung einzutreten und uns für ein umfassend verstandenes Recht auf das Leben der Menschen und der Natur einzusetzen. Dazu gehört auch, gegen Unrecht aufzustehen und dort die Stimme zu erheben, wo diese Rechte bedroht werden. Der Braunkohleabbau ist ein maßgeblicher Faktor, der den Klimawandel vorantreibt und somit die Zerstörung weiter Teile der Erde bewirkt. Es ist höchste Zeit, dass auch wir ChristInnen unsere Verantwortung für die Schöpfung ernst- und wahrnehmen und gemeinsam mit allen Menschen guten Willens für eine grundlegende gesellschaftliche Veränderung eintreten.
Eine solche Veränderung müsste einen anderen Umgang mit der Energienutzung und damit auch mit dem Klima ermöglichen. Es dürfen nicht mehr die Profitinteressen Weniger im Zentrum stehen, sondern das Wohl aller Menschen und der Natur. Auch dazu soll der Gottesdienst in Immerath anstiften und ermutigen: Es geht nicht nur um den Abschied vom Immerather Dom, sondern auch darum, gemeinsam daran zu arbeiten, dass die Zerstörung durch den Braunkohleabbau und der fortschreitende Klimawandel nicht unwidersprochen weitergehen!
Institut für Theologie und Politik, Münster