Ehrung für Jon Sobrino und François Houtart
Teilnehmer des Weltforums für Theologie und Befreiung möchten, nachdem sie François Houtart und Jon Sobrino gehört haben, die seit langer Zeit gemeinsam mit Desmod Tutú eingeladen sind, an diesem Forum teilzunehmen, ihren großen Lehrern gegenüber Dank und Hochachtung ausdrücken.
François Houtart, der schon zu Zeiten des zweiten Vatikanums als dessen Berater anerkannt war, als Meister, der gezeigt hat, wie die soziale Wirklichkeit zu verstehen und zu interpetieren sei, führt seine Überzeugung bei der Veränderung der globalisierten Welt in seiner Forschungsarbeit und vor allem durch seine Zusammenarbeit mit sozialen Bewegungen wie dem Weltsozialforum rastlos fort. Sein Vorbild ist für die Menschen von unverzichtbarem Wert.
Jon Sobrino, der seinen sozialen Ort wechselte, als er dem armen und leidenden Volk von El Salvador begegnete, ist unser großer theologischer Lehrer. Sein schriftliches Werk, vor allem seine Christologie, resultiert aus einer evangelischen Erfahrung, aus dem „epistomologischen Bruch“ und der Entdeckung des „locus theologicus“: den Armen. Und die Armen sind die große Mehrheit des Kirchenvolkes. Darum ist es, um die Christologie von Jon Sobrino wirkllich zu verstehen, nicht nur notwendig, all seine Texte zu lesen, seine Bücher, Artikel, Meditationen, oder seine Seminare zu besuchen, seinen Reflexionen, seinen Worten zuzuhören, die vom Herzen und vom Glauben erleuchtet sind. Man muss den gleichen Weg zurücklegen, an den gleichen „Ort“ gelangen und von hier aus aufrichtig die Propheten und vor allem das Evangelium Jesu lesen. In strengen christologischen Begriffen ist Sobrino ein Lehrer, der mehr als einer Generation den Sprung vom abstrakten Dogma ermöglicht hat, vom dogmatischen Traum hin zum Christus, der in seinem Kontext lebendig ist, dessen theologischer Ort das arme Volk ist. Der historische Christus, göttlicher Mensch und menschlicher Gott, leuchtet in der Barmherzigkeit und der Solidarität mit dem armen Volk. Er radikalisiert die Annäherung des Reich Gottes als die Wahrheit, für die er selbst sein Leben gab und für die er aufersteht. Jon Sobrino verweist mit solcher Klarheit auf diesen Kern des Glaubens und der christlichen Theologie, und dass nur von hier aus, und nicht von irgendeinem griechischen Logos aus, das Dogma an dem ihm gebührenden Ort lebendig wird.
Wir sind überzeugt, dass, wenn die Christologie von Jon Sobrino irgendwelche Beunruhigung hervorruft, dieses weniger mit dogmatischen Lehren als mit ihren praktischen Haltungen zu tun hat. Tatsächlich gewinnt seine christologische Lehre die evangelische Autorität der Armen zurück, die Vorrangigkeit Gottes, sich den Armen zu offenbaren, die Gabe des Reiches in erster Linie für die Armen. Diese Beharrlichkeit ist immer skandalös, aber es ist der Skandal Gottes, der Skandal Jesu – nicht der Sobrinos.
Die Beunruhigung könnte Gelegenheit sein mit dem dogmatischen Formalismus zu brechen, der dem kirchlichen Formalismus dient. Es könnte Gelegenheit zur Umkehr zum theologischen Ort der Offenbarung, des Reich Gottes, des Heils bieten. Aber das wird nicht geschehen ohne Leiden für die, die dies verkünden. Wir wollen unseren Lehrer Jon Sobrino ehren für die Treue zu seiner langen und bekannten Erfahrung des geteilten Leidens mit dem Volk, mit Erzbischof Oscar Romero, mit seinen ermordeten Brüdern. Sie machen aus seiner Theologie einen Weg des Glaubens, der Hoffnung, auch der Fröhlichkeit. Sie machen aus seiner Christologie eine unhintergehbare Methode christlicher Überzeugung und Glaubwürdigkeit. Die beste Weise unserem Lehrer zu danken, ist es, seiner Lehre zu folgen.