Der ehemalige Rektor der Humboldt-Universität in Berlin, Heinrich Fink, ist am 1. Juli 2020 nach kurzer Krankheit im engeren Kreis seiner Familie in Berlin gestorben.
Wir haben einen nahen Freund, bekennenden Christen, anerkannten Wissenschaftler und mutigen Antifaschisten verloren. Die Nachrufe werden sich lange reihen und auf die vielen Ebenen eines erfüllten und beispielhaften Lebens eingehen. Gerade deswegen dürfen wir vom Institut für Theologie und Politik in Münster uns darauf beschränken, kurz drei für uns wesentliche Aspekte hervorzuheben: a) Seine lebenslange Präsenz als liebenswürdiger und charmanter Gastgeber, privat wie auch als Vertreter von Institutionen und Moderator von Veranstaltungen; b) sein vorbildliches Zeugnis als bekennender Christ und kluger, weitblickender Theologe, der die versöhnende und befreiende Kraft des Evangeliums als Basis gesellschaftlichen Handelns einforderte ; c) sein in der Tradition der Barmer Erklärung und der bekennenden Kirche stehender überzeugender und wortmächtiger Antifaschismus.
Er hat diese dreifache Generallinie immer durchgehalten, als Bürger der DDR, als Rektor der Humboldt-Universität in der schweren Zeit der sogenannten Wende, als politisch handelnder, befreiungstheologisch ausgerichteter Theologe in den widerspruchsvollen Entwicklungen der letzten dreißig Jahre. Dies wurde ihm staatlicherseits nur wenig gedankt, wie seine kurze Amtszeit als Rektor der Humboldt-Universität beweist. Während die Studierenden mit großer Zustimmung und Begeisterung hinter ihrem Rektor standen, musste er sich mehrfach gegen hinterhältige Beschuldigungen aus der offiziellen Politik zur Wehr setzten. Dies hat ihn nicht von seinem Weg abgebracht, auf dem wir ihn mit Freude und Gewinn fast vierzig Jahre lang begleiten durften. Unermüdlich hat er in der ökumenischen Bewegung an der Überwindung der konfessionellen Spaltungen gearbeitet. Das Gleiche gilt für die Überwindung der gerade heute immer manifester werdenden Spaltung und Gegensätze zwischen den gesellschaftlichen Klassen. Nicht vergessen werden darf der Systemkonflikt zwischen Ost und West, in dem Heiner Fink sich immer eindeutig positionierte, dabei die Grundentscheidungen seiner theologischen Existenz in die Waagschale werfend: Statt Gräben zu vertiefen war er um Ausgleich, Versöhnung und die Herstellung eines gerechten Friedens bemüht. Folgerichtig ist es daher, dass er jahrelang das Engagement der Christlichen Friedenskonferenz mitgetragen und mitgeprägt hat. Seine vielen öffentlichen eindrücklichen Auftritte gegen faschistische Umtriebe und Tendenzen in unserer Gesellschaft runden dieses Bild konsequent ab. Gerade heute, wo hirnlose und bösartige Politiker und Machthaber, erinnert sei nur an Trump und Bolsonaro, ihre Völker terrorisieren und die Welt auf den Abgrund zu bewegen, wird Heiner Fink uns als Freund, mahnende Stimme und hilfreicher Ratgeber schmerzlich fehlen.
Wir vergessen aber in dieser schweren Stunde nicht seine Frau Ilsegret Fink, mit der wir nicht nur in Trauer vereint sind. Sie hat Heiner, wie ihn seine Freunde liebevoll nennen durften, ein Leben lang bis in die letzte Stunde mit Liebe, Rat und Tat begleitet, gestützt und auch die lebendig haltende Freude im Kampf geschenkt. Gut und wunderbar ist es, dass wir wenigstens sie noch bei uns haben.
Kuno Füssel
Michael Ramminger
die Mitarbeiterinnen des Institut für Theologie und Politik