Die Situation der Flüchtlinge in Nordafrika ist weiterhin skandalös, Hilfe von Seiten der EU nicht in Sicht.
Parallel zum Kirchentag, auf dem öffentlich keine Stimme für die Flüchtlinge aus Nordafrika zu vernehmen war, wies Christian Herwartz, Jesuit aus Berlin, auf einer Veranstaltung von Publik-Forum im UFA-Kristallpalast am 2. Juni darauf hin, dass zur Zeit täglich hunderte von Flüchtlingen aus Ländern südlich der Sahara von Libyen aus versuchen, per Boot nach Europa zu gelangen. Seit Februar sind 1000-1650 Menschen bei der Flucht aus Libyen ertrunken. Die EU sieht für sich keinerlei Verantwortung, Klaus Rösler, operativer Einsatzleiter der EU-Grenzschutzagentur, wies am 8.6. im taz-Interview jede Verantwortung für den Schutz der Bootsflüchtlinge zurück. In Deutschland wird die Angst vor dem „Flüchtlingsansturm“ aus Afrika geschürt, obwohl ihr Anteil lächerlich gering ist, 4% der Eingewanderten in Deutschland stammt aus afrikanischen Ländern. Beklagt wird seit 2008 ein „Auswanderungsüberschuss“: 2009 z.B. ein Überschuss von 29.000 Menschen – die Auswanderung von „Bio-Deutschen“ mit eingerechnet.
Bisher sind lebend ca. 16500 Flüchtlinge aus afrikanischen Drittstaaten auf Lampedusa oder Malta angekommen. Eine weitaus größere Anzahl der über 960.000 Personen, die seit Kriegsbeginn Libyen verlassen haben – von Ihnen ein Großteil MigrantInnen aus der Subsahara – sind durch die Wüste nach Süden geflohen, nach Nigeria oder in den Tschad, oder in andere nordafrikanische Länder, z.B. nach Tunesien, wo sie, unter anderem in Coucha, in Flüchlingslagern unterkommen, oder nach Ägpten. In allen Fällen sind die Reisen gefährlich, die Flüchtenden entbehren Trinkwasser und Nahrung. Höchste Zeit, Druck auszuüben, damit Schluss ist mit dem Wegsehen!
Das Netzwerk Afrique-Europe-Interact hat neue Aktionen angekündigt:
Die verantwortlichen Innenminister aus Bund und Ländern sollen in den kommenden Tagen mit einer Welle von offenen Briefen und Anfragen konfrontiert werden. Eine Vorlage samt Adressen findet sich hier:
http://afrique-europe-interact.net/index.php?article_id=506&clang=0
Für Dienstag, den 21. Juni, laden wir zur Beteiligung an einer Kundgebung des hessischen Flüchtlingsrates ein, die am ersten Tag der Innenministerkonferenz in Frankfurt um 16 Uhr nahe der Hauptwache/Rossmarkt stattfinden wird. Im Sinne des Choucha-Appells werden wir die sofortige Aufnahme von Transitflüchtlingen aus Lagern in Nordafrika hier in Deutschland und in Europa fordern.
Wir bitten nochmals um Beteiligung und Unterstützung an dieser kurzfristigen Kampagne und weisen auf zwei neue Filme hin, in denen die dramatische Situation der Flüchtlinge an der tunesisch-libyschen Grenze deutlich wird:
* Unter anderem bei http://www.proasyl.de/ findet sich mit „Voices of Choucha“ ein neuer 6-minütiger youtube-Film, in dem betroffene Flüchtlinge ihre Erfahrungen schildern und die Aufnahme in Europa fordern.
* Im ZDF-Magazin „Frontal21“ wurde am 14.06. in einer 8-minütigen Reportage die Kollaboration der europäischen Verantwortlichen mit dem Gaddafi-Regime nachgezeichnet, Flüchtlinge kommen hier ebenfalls zu Wort, unter ihnen mehrere Überlebende von Bootsunglücken – siehe:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1360808/Europas-Geschaefte-mit-
Diktator-Gaddafi#/beitrag/video/1360808/Europas-Geschaefte-mit-Diktator-Gadd
afi
Informationen und Materialien zur kurzfristigen Coucha-Druck-Kampagne sind auf der Website des Netzwerks AEI erhältlich: http://www.afrique-europe-interact.net/index.php?article_id=496&clang=0
Zudem wird es in der nächsten Zeit eine Reihe von Veranstaltungen in verschiedenen Städten geben, in denen die Situation der Flüchtlinge in Nordafrika zum Thema gemacht wird: u.a. am 27.6. in Frankfurt um 20 Uhr im Club Voltaire; am 29.6. in Hannover um 19 Uhr im Kargah; am 30.6. in Hamburg um 19 Uhr im der Werkstatt 3.
Weitere Informationen und Materialen unter:
http://www.afrique-europe-interact.net/
Kontakt: choucha-appell@antira.info