Vom 10.-12. Mai 2018 konnten wir drei diskussionsfreudige, engagierte und interessante Tage auf dem Katholikentag Plus erleben. Unter dem Motto „Suche Frieden – trotz‘ der Gewalt“ haben wir zusammen mit der Kirchenvolksbewegung Wir sind Kirche, der Leserinitiative Publik Forum und vielen weiteren Gruppen diese Tage gestaltet. Die Mischung aus Podiumsdiskussionen, einem Café, Workshops und dem Abschlussgottesdienst ermöglichte inhaltliche Diskussionen und Zeit für zahlreiche Begegnungen. Ein Höhepunkt des Katholikentag Plus war für uns vom Institut für Theologie und Politik die Anwesenheit der internationalen ReferentInnen und Gästen aus Mexiko, Ecuador, Brasilien, Argentinien und Tunesien.
Viele Workshops und Panels knüpften an unsere Arbeitsschwerpunkte der letzten Jahre an. So wurde einerseits beispielsweise über die Rolle von und die Zusammenarbeit mit Sozialen Bewegungen diskutiert. Der argentinische Berater von Papst Franziskus und Mitinitiator der Welttreffen der Sozialen Bewegungen Juan Grabois konnte hier viel über die Entstehung der Treffen erzählen. Jetzt müsse es aber um intensivere und verbindlichere Vernetzung der teilnehmenden Sozialen Bewegungen gehen, so Grabois. Als ITP werden wir diesen Prozess weiter begleiten und (theologisch wie politisch) analysieren.
Diese aktuellen Themen, zu denen auch Überlegungen zum Kirchenasyl gehörten, wurden von der Erinnerung an das weltweit bedeutende Jahr 1968 begleitet. Noch heute leben wir vor dem Hintergrund der politischen und kirchlichen Ereignisse, die sich im Jahr 1968 verdichteten. Aus befreiungstheologischer Perspektive war es die Lateinamerikanische Bischofskonferenz vom Medellín, die die Option für die Armen zur offiziellen Orientierung des kirchlichen Handelns erklärte sowie die vielen kleineren politisch-theologischen Artikulationen von Theologinnen und Theologen, Studierendengruppen, Gemeinden usw. , die sich in diesem Jahr verdichteten. Es herrschte das Bewusstsein, dass die Welt grundsätzlich verändert werden muss. Danach richtete sich die auch Theologie und Kirche aus. Für uns heute hat diese Notwendigkeit der grundsätzlichen Veränderung nichts an Bedeutung verloren. Hier gilt es, von diesen Erfahrungen von 1968 zu lernen.
Nicht zuletzt waren die Tage auch von der Ausladungsforderung der AfD vom Katholikentag geprägt. Seit Monaten forderten viele Initiativen, u.a. der BDKJ und das ITP, die Ausladung des kirchenpolitischen Sprechers der Bundestagsfraktion der AfD vom Katholikentag. Die Katholikentagsleitung ist jedoch weder dieser Forderung nachgekommen, noch gab es überhaupt eine inhaltliche Auseinandersetzung ihrerseits zu dieser Forderung. Anlässlich dessen fand eine große Demonstration, zu der das Keinen-Meter-den-Nazis-Bündnis-Münster aufgerufen hatte, statt. Einige KatholikentagsteilnehmerInnen hissten während des großen Podiums mit der AfD in der Münsterlandhalle ein Transparent mit der Aufschrift „Suche Friede – nicht die AfD. Für eine antifaschistische Kirche“. Diese Intervention wurde von der Presse vielfach aufgegriffen.
Wir möchten an dieser Stelle auf zwei weitere große Veranstaltungen in diesem Jahr hinweisen. Am 15. September 2018 organisiert das ITP zusammen mit der Karl Rahner Akademie und dem Franz Hitze Haus Münster eine Diskussionsveranstaltung mit und zum 90. Geburtstag von Johann Baptist Metz. Zwei Wochen später, vom 28.-30. September 2018, lädt das ITP zum 25 jährigen Jubiläum nach Münster ein. Weitere Infos zu beiden Veranstaltungen folgen in Kürze.