Im Zusammenhang der wiederaufgenommenen Proteste gegen die aus der Diktatur stammende Verfassung und dem bevorstehenden Referendum am 25.10. sind in Santiago de Chile am 18.10. zwei Kirchen in Flammen aufgegangen. Für Regierung und große Teile der Presse Grund genug, die Protestierenden zu verurteilen und zwischen „friedlichen“ und „gewalttätigen“ Protestierenden zu unterscheiden.
Folgendes blieb dabei unerwähnt: Eine der beiden Kirchen, die Kirche „San Francisco de Borja“, war die Kirche der Carabineros, also der Polizeiseelsorge. Die Carabineros in Chile sind bekannt für ihre unrühmliche Rolle während der Diktatur und ihre Gewalttätigkeit. Erst vor einigen Tagen stieß einer von ihnen willentlich einen Jugendlichen über die Brüstung einer Brücke sieben Meter hinab in die Tiefe.
Die zweite Kirche, die „Parroquia de la Asunción“ war während der Diktatur ein heimliches Folterzentrum. Nach verschiedenen Quellen befand sich an der Rückseite der Kirche in der Strasse Vicuña Mackenna 69, im dort angebauten Pfarrhaus ein geheimes Folterzentrum. Es war Teil eines von 1.168 geheimen Haft- und Folterzentren, die in Chile zur Verfolgung von Diktaturgegnern und für systematische Menschenrechtsverletzungen in den 1970er Jahren benutzt wurden. Natürlich wollen die lokalen Kirchenbehörden sowie die Gemeindemitglieder „nichts davon“ gewusst haben.