Mitteilung des Bistums von Santa Rosa de Copán (Honduras)

Mitteilung des Bistums von Santa Rosa de Copán

1. Wir, die Priester des Bistums von Santa Rosa de Copán, die stets den Werten des Gottereiches und dem Volk treu sind, um das zu weiden, was uns aufgetragen ist, haben – erleuchtet durch Gottes Wort und das kirchliche Lehramt – auf einer Versammlung den Staatsstreich untersucht, und wir möchten nach reiflicher Prüfung unsere diesbezüglichen Überlegungen mitteilen.

2. Wir lehnen den Staatstreich ab, denn er verletzt die Verfassung der Republik, insbesondere die Artikel 3, 71, 72, 84 und 102, er schränkt die verfassungsmäßigen Grundrechte ein, stellt die Streitkräfte und die Nationalpolizei dem einfachen Volk gegenüber, zwingt das Volk zum Aufstand (vgl. Art 3 der Verfassung) und verursacht Unsicherheit und Unruhe unter den Staatsbürgern, auch so trauern jetzt viele Familien, weil Familienangehörige getötet, verletzt oder geschlagen wurden.

3. Die Gruppe der Familien, die sich mit Hilfe von Firmen außerordentlich bereichert haben, die von Aufträgen und Projekten leben, die der Staat mit den Steuern der Staatsbürger und dem Geld aus befreundeten Ländern finanziert, müsste dem Volk von Honduras die Gründe und Motive erläutern, die sie zum Staatsstreich gegen die Regierung von José Manuel Zelaya Rosales veranlasst haben und die denjenigen, die die Macht an sich gerissen haben, jede Legitimität nehmen (vgl. Art 3 der Verfassung).

4. Wir glauben, dass es keinen finanziellen Grund geben kann, das Leben von so vielen Menschen auf Befehle zu opfern, die von Roberto Michelletti Baín, von General Romeo Vásquez Velásquez, Chef des Generalstabes, von Jorge Alberto Rodas Gamero, Sicherheitsminister, und von Billy Joya, politischer Berater, stammen und die von schlechten Beamten der Nationalpolizei ausgeführt wurden, um so Versammlungen und Demonstrationen des Volkes zu verhindern.

5. Wir erinnern alle Staatsbürger daran, dass niemand einer Regierung Gehorsam schuldet, die widerrechtlich die Macht an sich gerissen hat, und dass niemand einem Befehl, Menschen zu töten, gehorchen darf (vgl. Art 3 der Verfassung).

6. Wir machen Herrn Roberto Michelletti Baín, den gegenwärtigen Nationalkongress und die Richter des Obersten Gerichtshofes wegen all dem Schaden verantwortlich, den sie den Menschen und ihrem Eigentum seit diesem Staatsstreich antun.

7. Als katholische Priester solidarisieren wir uns mit Pater Andrés Tamayo, unserem Mitbruder im Priesteramt, Verteidiger unserer Wälder und Prophet dieser Zeit, wir fordern, dass die katholische Kirche nicht die wirtschaftlich reiche Gruppe unterstützen darf, sondern die Armen unterstützen muss.

 

8. Der Staatstreich ist die Frucht der ungerechten Verteilung des Reichtums, die in Honduras tiefe Ungleichheiten hinsichtlich der Ernährung, der Arbeit, der Schulbildung, der Gesundheit und der Möglichkeit erzeugt, seiner Meinung Ausdruck zu geben und als Bürger mitzubestimmen, denn 80 % unseres Volkes sind verarmt, unser Volk ist erneut Opfer in den Spielen der Mächte, in dem der Hochmut der Geldbesitzer sich durchsetzen will.

9. Angesprochen vom Schrei vieler katholischer und nicht-katholischer Brüder und Schwester, die von uns ein prophetisches Wort bei der Verteidigung der Wahrheit und der Gerechtigkeit erwarten, zitieren wir, wobei wir vom Glauben und der gegenwärtigen Umstände erleuchtet sind und das Volk bei seinem Leid und bei seinem Kampf und seinen Forderungen begleiten, die Worte unseres geliebten Papstes Benedikt XVI:

„Das Gemeinwohl wünschen und sich dafür verwenden ist ein Erfordernis von Gerechtigkeit und Liebe. Sich für das Gemeinwohl einzusetzen bedeutet, die Gesamtheit der Institutionen, die das soziale Leben rechtlich, zivil, politisch und kulturell strukturieren, einerseits zu schützen und andererseits sich ihrer zu bedienen.“ (vgl. Caritas in veritate n. 7, offizielle Übersetzung).

Die Worte unseres Herrn Jesus Christus trösten das Volk in seinem Leid.

Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. (Vgl. Mt 5,3.6)

10. Dieser Staatstreich ermöglicht es, Hilfe von allen Ländern der Vereinten Nationen einzufordern; denn alle Länder der Welt haben die Art wahrgenommen, wie Honduras verwaltet und regiert wurde und wie man die wirtschaftliche Hilfe verwendet hat, mit der ein Beitrag für die gesellschaftliche und menschliche Entwicklung unseres Landes geleistet werden sollte. Wir setzen einen SOS-Notruf an alle Männer und Frauen guten Willens ab. Lassen Sie nicht fünf Millionen Arme im Stich und zweieinhalb Millionen Hilfsbedürftige, die heute von einer Militärdiktatur von Vaterlandsverrätern unterdrückt werden, die so ihre Reihen geschlossen haben.

11. Wir danken Brasilien, weil es José Manuel Zelaya Rosales, dem Präsidenten von Honduras, diplomatisches Asyl gewährt.

12. Weil es um unser Vaterland geht, werden wir nicht ruhen, bis die verfassungsmäßige Ordnung wiederhergestellt wird, die vom Staatstreich unterbrochen worden ist. Mit Hilfe von Gottes Wort, von Unterricht und Aufklärung, von Konflikt- und Friedensmangement, Gebet und vor allem mit Hilfe der Feier der Heiligen Messe hoffen wir die Situation zu meistern und schließlich zu siegen (vgl. Apostelgeschichte 2,42-47).

13. Wir haben keine Feinde; wenn man uns bekämpft, dann geschieht das aus Hass gegen die katholische Religion, zu der die überwiegende Mehrheit des Ostens von Honduras gehört.

14. Die Mitgliedschaft in einer politischen Partei darf immer dann nicht über der Zugehörigkeit zur Kirche stehen, wenn es darum geht, Arme gegen die gesellschaftliche Ungerechtigkeit zu verteidigen. Wir verweisen auf das, was Papst Benedikt XVI über die Theologie sagt, die wir im Bereich der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik bekunden müssen:

Auf diese Dynamik der empfangenen und geschenkten Liebe geht die Soziallehre der Kirche ein. Sie ist »caritas in veritate in re sociali«: Verkündigung der Wahrheit der Liebe Christi in der Gesellschaft. Diese Lehre ist Dienst der Liebe, aber in der Wahrheit. Die Wahrheit ist Hüterin und Ausdruck der befreienden Kraft der Liebe in den immer neuen Wechselfällen der Geschichte. Sie ist zugleich Wahrheit des Glaubens und der Vernunft, in der Unterscheidung ebenso wie im Zusammenwirken der beiden Erkenntnisbereiche. Für die Entwicklung, den gesellschaftlichen Wohlstand und eine angemessene Lösung der schweren sozioökonomischen Probleme, welche die Menschheit plagen, ist diese Wahrheit notwendig. Und noch notwendiger dafür ist, daß diese Wahrheit geliebt und bezeugt wird. Ohne Wahrheit, ohne Vertrauen und Liebe gegenüber dem Wahren gibt es kein Gewissen und keine soziale Verantwortung: Das soziale Handeln wird ein Spiel privater Interessen und Logiken der Macht, mit zersetzenden Folgen für die Gesellschaft, um so mehr in einer Gesellschaft auf dem Weg zur Globalisierung und in schwierigen Situationen wie der augenblicklichen. (Caritas in veritate n. 5).

16. Wir fordern dazu auf, in den kirchlichen Basisgemeinden auszuharren, und die Volksseelsorge weiterzuentwickeln, die wir in allen Gemeinden begonnen haben.

17. Mit dem mächtigen Schutz unserer Lieben Frau von Suyapa, Helferin der Christen, sind wir sicher, dass Ihr (gemeint ist das Volk von Honduras) frei von jeder Schwäche des Körpers und der Seele leben werdet.

 

18. Mit dem Segen von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist möget Ihr auch unseren Segensspruch annehmen. Eure Brüder und Freunde, die Priester des Bistums Santa Rosa de Copán, Honduras, Mittelamerika.

Lara Pineda

Freitag, 25. Sept. 2009

Übersetzung: Manfred Etscheid

Fr. Óscar Vásquez., op.