In diesem Jahr erleben wir wegen der Pandemie eine düstere Osterzeit: Weltweit und hier in der Schweiz erkranken Menschen, sterben Menschen, und die betroffenen Familien und Gemeinschaften dürfen nicht begleitet werden, stehen mit ihrer Trauer allein. Gerade in dieser schwierigen Situation gilt aus christlicher Sicht die Osterbotschaft umso mehr: Der Tod hat nicht das letzte Wort; aus Jesu Christi Tod und Auferstehung geht eine neue Lebensdynamik hervor, welche die Macht des Todes bricht. Diese Tage sind auch die Zeit des jüdischen Pessachfestes – der Erinnerung an den Auszug aus Not und Unterdrückung. Gott will das Leben.
Die Pandemie hat eine grosse Welle der gegenseitigen Hilfe, der Solidarität ausgelöst. Sie hat aber auch weltweit die Ungleichheiten verschärft: Die Schwächsten in der Gesellschaft sind auch die Menschen, die am stärksten der Gefahr ausgesetzt sind. Das zeigt sich auch an der mangelnden Solidarität für die Geflüchteten. Nicht nur das Evangelium, sondern auch unsere Bundesverfassung ruft uns auf, gegen diese Ungleichheiten anzukämpfen, denn sie misst «die Stärke des Volkes» am «Wohl der Schwachen» (Präambel). In unserem Land, aber auch global soll jetzt niemand zurückgelassen werden. #LeaveNoOneBehind ist der Ruf der Stunde.
Zurzeit leben auf Griechenlands Inseln und Festland Zehntausende von Menschen unter unwürdigen Bedingungen in geschlossenen und überfüllten Lagern. Die Festung Europa liefert sie Hunger, Krankheiten, Gewalt und Sterben aus, und die Pandemie bildet nun eine zusätzliche, verheerende Gefahr. Wenn hier nicht sofort etwas geschieht, lassen wir dem Tod das letzte Wort!
Durch die Schengen- und Dublin-Abkommen und ihre Teilnahme an Frontex ist die Schweiz mitverantwortlich für das Elend im Ägäischen Meer. Sie ist Teil Europas, jetzt ist es höchste Zeit für Solidarität auch mit der im Stich gelassenen griechischen Bevölkerung. Mit unseren Osterkollekten helfen wir Opfern bereits vor Ort.
Wir rufen deshalb den Bundesrat auf, in den nächsten Tagen ein klares Zeichen zu setzen, das Europa aus der jetzigen Sackgasse holt: Er entscheidet, 5000 Geflüchtete aus den griechischen Lagern als Asylsuchende in die Schweiz aufzunehmen.
Aufnahmekapazitäten sind da und werden auch mit einer grossen Zahl von direkt aus Griechenland Aufgenommenen nicht ausgelastet sein. Überall in der Schweiz können Städte, Gemeinden und Kirchgemeinden, kirchliche und nichtkirchliche Hilfsorganisationen diese Menschen empfangen und betreuen. Wir sind bereit und warten auf ein hoffnungsträchtiges Ja des Bundesrats zu einer grosszügigen, grenzüberwindenden Solidarität mit den Schwächsten.
Das Leben und nicht der Tod soll das letzte Wort haben!
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