Wer steht in der ersten Reihe?

Bevor wir uns von der Plaza Dignidad zurückzogen (Platz der Würde, ein großer, zentraler Platz in Santiago de Chile, der vor den Protesten Plaza Italia hieß, und von dem aus viele Demonstrationen starten, M.R.), kam ein Jugendlicher auf uns zu

„Für die, die nicht mehr bei uns sind. Für sie kämpfen wir weiter.“ Dieses Kreuz ist das Zeichen der Basisgemeinde Villa Francia in Santiago de Chile

und fragte uns folgendes: Ist das das gleiche Kreuz wie in den ersten Tagen? Ja, haben wir geantwortet. Mit Tränen in den Augen erzählte er uns, dass er manchmal die Aufgabe hat, Teil der ersten Reihe (wie bei uns in Deutschland auch: die erste Reihe bei Aktionen und Demos in direkter Konfrontation mit der bewaffneten Staatsgewalt, M.R.) ) zu sein, manchmal die Gaskartuschen unschädlich zu machen und manchmal, die Verwundeten auf die Krankenstationen zu bringen. Wer steht in der ersten Reihe? weiterlesen

Unser Lehrer und Freund Prof. Dr. Johann Baptist Metz ist gestorben

Kolloquium anläßlich des 90. Geburtstags von Johann Baptist Metz

Unser Lehrer und Freund Prof. Dr. Johann Baptist Metz ist gestorben. Wir wollen hier nicht unsere tiefe Trauer entfalten, sondern hervorheben, was wir ihm verdanken: für unsere Praxis und Theorie in Theologie und Politik, vor allem aber für seine Unterstützung eines solidarischen Miteinanders von Menschen in verschiedenen Kontinenten, wobei vor allem an unsere Freundinnen und Genossen in Lateinamerika zu denken ist.

Seine Politische Theologie, verwiesen sei vor allem auf das wegweisende Werk „Glaube in Geschichte und Gesellschaft“, hat uns für ein Engagement aus einem messianischen Glauben heraus motiviert und gestärkt und uns gezeigt, wie die eschatologische Botschaft des Christentums unter den Bedingungen einer kapitalistischen Moderne gedacht, konkret gelebt und bezeugt werden kann.Theologie war für ihn nie Glasperlenspiel, war immer existentielle Herausforderung. Auch das durften wir von ihm lernen. Unser Lehrer und Freund Prof. Dr. Johann Baptist Metz ist gestorben weiterlesen

METZ: UNA TRAYECTORIA FECUNDA

por Juan Manuel Hurtado López

Johann Baptist Metz murió en Münster, Alemania, el 2 de diciembre pasado, a la edad de 91 años.

Pronto se escucharon voces desde los más diversos ámbitos y países acerca de su aporte, de su trayectoria como gran teólogo que fue. Es difícil encerrar en unas cuantas líneas el profundo pensamiento de una de las mentes más brillantes dentro del ámbito de la teología y de la Iglesia de la mitad del siglo pasado y principios de éste. Aquí yo sólo quiero expresar algo, más como admiración al gran maestro y testimonio de su legado, que como síntesis medular de su aporte teológico.

La teología de Metz brota del impacto que experimentó él, siendo todavía un muchacho, ante escenas de horror, ante la masacre y laceración sangrienta de sus compañeros de escuela, de juego y de amistad. Y luego, a medida que el tiempo pasaba, ante la conciencia que fue tomando de lo que significó Auschwitz para Alemania, para la fe, para la teología y para Dios. METZ: UNA TRAYECTORIA FECUNDA weiterlesen

Geflüchtete als Störung?

Entrechtung als Teil rechter Normalisierung

von Julia Lis

Gegen die BetreiberInnen der Oxford-Kaserne, einer ehemaligen Notunterkunft für Geflüchtete in Münster, sind schwere Vorwürfe bekannt geworden: Auf dem Münsteraner Blog „Die Wiedertäufer“ berichten ehemalige MitarbeiterInnen von einem „Störzimmer“, in das Geflüchtete gesperrt wurden, die gegen die Hausordnung verstießen, unbequem waren, Forderungen stellten. Sie wurden dort von den anderen BewohnerInnen isoliert, ein Mitarbeiter des Wachdienstes wurde vor der Tür positioniert. Geflüchtete als Störung? weiterlesen

Warum verlangen sie von uns, bis in den Tod friedlich zu bleiben?

Luisa Toledo kommentiert ihr Foto mit der Gasmaske: „Ich bin eine Befürworterin der Gewalt! Ich bin absolut eine Befürworterin der Gewalt. Wenn ich das nicht wäre, würden sie uns wieder verprügeln, und sie würden uns wieder töten und uns wieder einsperren und uns wieder verschwinden lassen. Warum verlangen sie von uns, bis in den Tod friedlich zu bleiben? Warum wir? Warum können wir nicht Gewalt gegen sie anwenden? Also bittet mich nicht, friedlich zu sein. Ich werde nie friedlich sein! Ich werde nie friedlich sein….. Der März kommt (Dia del joven combatiente) und meine Kinder kommen wieder zu mir… Ich sehe Rafaels Lächeln im Gesicht jeden Kindes, jedes Jugendlichen, der hinausgeht, um zu kämpfen, die Gelassenheit von Pablo, Eduardos Beredsamkeit. Das bin ich, Companeros“. Warum verlangen sie von uns, bis in den Tod friedlich zu bleiben? weiterlesen

Buchvorstellung: „Der himmlische Kern des Irdischen“ mit Urs Eigenmann

21. November 2019 um 19 Uhr im ITP (Friedrich-Ebert-Str.7) in Münster

Der Schweizer Theologe Urs Eigenmann wird im ITP das bei uns erschienene Buch „Der himmlische Kern des Irdischen. Das Christentum als pauperozentrischer Humanismus der Praxis“ vorstellen. Dieses Buch ist die Frucht über dreißigjährigen Bemühens einer internationalen Gruppe von Theologinnen und Theologen, eine befreiende Theologie zu entwickeln. Die Beiträge gehen von der Tatsache aus, dass das Christentum die einzige Weltreligion darstellt, deren Orthodoxie aus der Verkehrung ihres Ursprungs hervorgegangen ist und orientieren sich konsequent an dem biblisch bezeugten Ursprung.

Nach den Präsidentschaftswahlen vom 20. Oktober in Bolivien eskalierten Gewalt und Rassismus in mehreren Regionen des Landes, weil sich unter anderem die nationale Polizei in ihre Kasernen zurückzog. Neben Straßenkämpfen und Plünderungen bedrohten bewaffnete Gruppen führende Mitglieder der Regierungspartei und Minister und Beamte, um sie zum Rücktritt zu zwingen. weiterlesen

Der Kampf um Gerechtigkeit und Demokratie in Chile geht weiter

Bereits seit vier Wochen kommt es in Chile zu erheblichen Auseinandersetzungen zwischen Regierung, Polizei und Militär auf der einen, und immer größeren Bevölkerungsteilen auf der anderen Seite. Die Protestierenden fordern inzwischen u.a. eine von den Menschen selbst legitimierte verfassungsgebende Versammlung und den Rücktritt des Präsidenten. Gleichzeitig kommt es zu immer mehr Menschenrechtsverletzungen durch die Polizei. Der Kampf um Gerechtigkeit und Demokratie in Chile geht weiter weiterlesen

30 Jahre Ermordung Ignacio Ellacurías – das andere 1989.

Politisches Nachtgebet am 16. November um 19.30 Uhr

Am 16. November 1989 wurde der Befreiungstheologe Ignacio Ellacuría in El Salvador mit weiteren Jesuiten und ihren Mitarbeiterinnen ermordet. Ebenfalls im Herbst 1989 fiel in Berlin die Mauer und dem Siegeszug des neoliberalen Kapitalismus stand nichts mehr im Wege. In der Tradition des Politischen Nachtgebets stehend möchten wir am Samstag Abend, 16.11.2019, 19.30 Uhr, in der Münsteraner Innenstadtkirche St. Liebfrauen-Überwasser die 1989er-Ereignisse in San Salvador und das damalige Ende des real-existierenden Sozialismus vergegenwärtigen. Auf welche Hoffnungen können wir im Geiste Ellacurías heute setzen? Wie lassen sich gesellschaftliche Verhältnisse verändern, so dass sie ein Jenseits des vermeintlich alternativlosen Kapitalismus aufscheinen lassen?

Notizen und Überlegungen zum Aufstand vom Oktober 2019 in Chile

Der folgende Beitrag ist der Versuch einer Analyse dessen, was gerad in Chile gechieht. Manuel Ossa ist Theologe. Die Übersetzung seines Textes ist nicht autorisiert, Fehler gehen zu Lasten des Übersetzers und der hektischen Verhältnisse. Wir veröffentlichen aber zugleich auch die spanische Version. 

Die Fotos sind von Frente Fotográfico aus Chile, einem Kollektiv für Gegeninformation.

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Sieben Tage sind seit dem Beginn des Aufstands vergangen, der das Land verändert und bis ins Mark erschüttert hat. Die gewaltige Demonstration am Freitag den 26. – mehr als eine 1.200,000 Menschen in Santiago und vielen anderen in den Regionen – gefolgt vom freiwilligen Einsatz von Hunderten von Jugendlichen, die die Straßen reinigten, zeigt uns, dass ein neuer Geist in einem Volk weht, das in sich ein gewaltiges Lebenspotenzial entdeckt. Aber wir wollen zunächst einige Fakten in Erinnerung rufen und reflektieren, um nach einer möglichen Bedeutung zu suchen.

Das Unbehagen und die Straße

Alles begann am Montag, den 14. Oktober 2019 in Santiago mit einem massiven Protest der Gymnasiasten gegen die Verteuerung der Metrotickets um 30 Pesos. Zwei Tage lang drangen Gruppen von Schülern immer wieder in einige U-Bahn-Stationen ein, um dann die Drehkreuze zu überspringen und fast spielerisch die Ticketzahlung zu umgehen. Ihr Motto: Evadir, no pagar, otra forma de luchar“ (Umgehen, nicht bezahlen; eine andere Art zu kämpfen).

http://frentefotografico.cl/

Am dritten Tag, als die Repression der Polizei einsetzte, wurde aus dem Spiel Ernst. Der Protest von Eltern und Großeltern kam hinzu, und Gruppen von Jugendlichen schlossen sich an, bei denen sich gewaltsam Wut und Frustration, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten, entluden, Notizen und Überlegungen zum Aufstand vom Oktober 2019 in Chile weiterlesen