Befreiungstheologische Jubiläumstagung 17.-19.11.2023

Warum die Theologie nicht klein und hässlich sein muss“

Politisch-theologische Anfragen an die Zeitenwende und Rückfragen aus unserem messianischen Erbe

Tagung am Freitag, 17. bis Sonntag, 19. November 2023 aus Anlass des 30. Jubiläums des Instituts für Theologie und Politik (ITP) in Frankfurt am Main

Um uns herum macht sich Katastrophen- und Endzeitstimmung breit. Wir erleben Krieg und Klimakrise auf der einen Seite und die Verheißung der Heilung aller Wunden im „Weiter so“ von Aufrüstung, Modernisierung und Effizienzsteigerung auf der anderen Seite. Nachdem über Jahrzehnte das Ende der Geschichte ausgerufen war, sollen wir uns jetzt einer Zeitenwende unterwerfen. Soviel Theologie war lang schon nicht mehr in der Welt.

Gegen solche Verschleierung der Verhältnisse wollen wir unseren Einspruch aus der Perspektive einer politischen Theologie, also einer Befrei­ungstheologie, auf dieser Tagung setzen. Unseren Einwand gegen diese Verhältnisse verstehen wir als kritischen Einspruch eines Christentums, einer Theologie auf der Höhe der Zeit. Es ist ein Ein­wand gegen den Zustand der Welt und ihren Nihilismus.

Daher wollen wir anlässlich des 30-jährigen Bestehens des ITP unsere Theologie vorstellen, um uns anfragen zu lassen und unsere Positionen weiterzuentwickeln:

Wir möchten mit euch darüber diskutieren, wie wir heute über Geschichte und messianische Zeitenwende, über Transzendenz und Politik, über die Aporien einer instrumentellen Vernunft, über Feminismus und universale Solidarität aus einer theologischen Perspektive so nachdenken können, dass es uns gelingt angesichts der Katastrophe an der Sehnsucht nach Befreiung und Erlösung festzuhalten.

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Israel – Gaza

Israel – Gaza

Michael Ramminger, 17.10.2023

Jetzt wird immer deutlicher, dass das eintritt, was vor einer Woche schon klar war, aber nicht gesagt werden durfte: Den schrecklichen Angriffen der Hamas auf Menschen in Israel folgen die schrecklichen Gegenangriffe der israelischen Armee auf Gaza. Die Spirale der Gewalt soll sich weiterdrehen und sie hat nicht erst letzte Woche begonnen. Sie trifft PalästinenserInnen und Israelis gleichermaßen. Während das Massaker der Hamas in Israel nach einigen Stunden vorbei war, geht das Sterben und Elend in Gaza weiter, und ein Ende ist nicht in Sicht.

Was dort jetzt geschieht, bewegt sich jenseits des Völkerrechts, jenseits von Kriegsrecht. Aber es bewegt sich ebenfalls jenseits der Menschlichkeit. Und jetzt höre ich sie schon, die Stimmen, die uns vorwerfen, die Gräueltaten der Hamas zu verharmlosen, nicht ausreichend zu thematisieren. Was auch immer alles hinter solchen Einwänden steckt: ob das heimliche Einverständnis mit Vergeltungsgedanken, der Versuch im Antisemitismusvorwurf gegen mahnende Stimmen zu verschleiern, dass auch die katastrophale Lage der PalästinenserInnen Teil der deutschen historischen Last des Faschismus sind … Die Reaktion der rechstextremen Kräfte in der israelischen Regierung und im Militär werden kein Problem lösen, sie wird es fortschreiben und verewigen. Israel – Gaza weiterlesen

ITP-Rundbrief Nr. 59 erschienen

Im Oktober ist unser neuer Rundbrief erschienen, den Sie hier kostenlos bestellen können, um ihn an Interessierte weiterzugeben oder in Gemeinden oder Bildungseinrichtungen auszulegen. Inhaltlich geht es um eine befreiungstheologische Interpretation der franziskanischen Bewegung, die Krise des Feminismus, die Verschärfungen in der Migrationspolitik und die frühe Rezeption der Befreiungstheologie in der Bundesrepublik.

Hier können Sie ihn auf Deutsch (Rundbrief 59) und Spanisch (Boletín internacional 59) herunterladen.

Neues Papstschreiben „Laudate Deum“ fordert eine Abkehr von einer Wirtschaft, die tötet

Von Jan Henrik Röttgers

Papst Franziskus kritisiert in seinem neuen Schreiben „Laudate Deum“, das als Fortsetzung zur Enzyklika „Laudato si“ entstanden ist, deutlich die bestehenden Verhältnisse, die zur weltweiten Klimakatastrophe als sozialem Problem führen und die Unfähigkeit und den Unwillen der Mächtigen anders zu handeln. Er legt den Finger in die Wunde, wenn er die Mächtigen der Welt fragt: „Warum möchte man heute eine Macht bewahren, die in die Erinnerung eingehen wird wegen ihrer Unfähigkeit einzugreifen, als es dringend und notwendig war?“ (LD 60). Er konstatiert, dass es in den vergangenen Jahren seit Laudato si und trotz vieler Klimakonferenzen keine nennenswerten Anstrengungen gab auf die Klimakrise zu reagieren und wesentliche Veränderungen herbeizuführen. Stattdessen wird alles nur verschleppt und auf dem Altar der Profitmaximierung das gemeinsame Haus dauerhaft beschädigt. Neues Papstschreiben „Laudate Deum“ fordert eine Abkehr von einer Wirtschaft, die tötet weiterlesen

Heute vor fünfzig Jahren: Die Kirche und der Putsch in Chile

Die Kirche und der Putsch*

Am 11.09. 1973, heute vor fünfzig Jahren putschte General Pinochet gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende.  Systematisch wurden danach die politischen AktivistInnen ermordet (ca. 3000) und fast 30.000 Menschen wurden inhaftiert und gefoltert. Zwei Tage nach dem Putsch approbierte das permanente Komitee der Bischofskonferenz das Dokument „Fé cristiana y actuación política“ und brachte es am 26. Oktober in Umlauf. In ihm wurde erklärt, dass „kein Priester oder kein Ordensmann oder Ordensfrau dieser Bewegung (‚Christen für den Sozialimsus‛) angehören kann“. Heute vor fünfzig Jahren: Die Kirche und der Putsch in Chile weiterlesen

Plakate gegen das Vergessen: Diktatur und Widerstand – Solidarität mit Chile 1973-1990

Ausstellung in der Frauenstraße 24 in Münster

14.08.-13.10.2023

Am 11. September 1973 putschte das Militär in Chile gegen die drei Jahre zuvor demokratisch gewählte Regierung der Unidad Popular (UP), einem Bündnis linker Parteien unter Führung des Sozialisten Salvador Allende – ein Ereignis, das Wunden schlug, die bis heute nicht verheilt sind. Mit der Plakatausstellung „Plakate gegen das Vergessen. Diktatur und Widerstand – Solidarität mit Chile 1973 – 1990“ möchten wir an dieses Ereignis erinnern, das vor 50 Jahren die ganze Welt erschütterte. Plakate gegen das Vergessen: Diktatur und Widerstand – Solidarität mit Chile 1973-1990 weiterlesen

Franz Hinkelammert: ein letztes Adiós

Franz Hinkelammert, Ökonom und Theologe, geb. 1931 im westfälischen Emsdetten nahe Münster, ist im Alter von 92 Jahren in San José Costa Rica gestorben. Wir empfinden tiefe Trauer angesichts dieses letzten Adiós, zugleich aber eine immense Dankbarkeit für diesen schöpferischen Denker und Freund, der das Institut für Theologie und Politik von Beginn an begleitete. Wir danken ihm dafür, dass er die Anstrengung unseres eigenen Denkens durch seine Kreativität beflügelt und den Widerstand gegen die Diktatur der Alternativlosigkeit durch die Suche nach Alternativen hartnäckiger gemacht hat. Franz Hinkelammert: ein letztes Adiós weiterlesen

Broschüre „Es gibt nur eine Zeitenwende. Kleine theologische Anstöße“

„Es gibt nur eine Zeitenwende und das ist die Geburt des Messias. Wer das nicht begriffen hat, hat von der Weltgeschichte gar nichts begriffen!“

Dieser Satz von Renate Wind, wenige Wochen vor ihrem Tod am 9. Januar 2023, hat uns inspiriert, dem gegenwärtigen Diskurs zur Zeitenwende eine theologische Kritik entgegenzustellen.

In der kleinen Broschüre im DIN-A-6-Format kontrastieren wir die von den Regierenden vertretene Vorstellung von Zeitenwende mit Zitaten, die eine emanzipatorische und politisch-theologische Perspektive eröffnen. So wollen wir eine Selbstvergewisserung und eine klarere Sicht schaffen auf die herrschenden Verhältnisse und ihre vermeintlichen Sachzwänge und imperialen Logiken.

Die Broschüre kann bei uns gerne bestellt werden:
1 Ex. = 0,50 €, 25 Ex. = 10,00 €, 50 Ex. = 15,00 €, zuzüglich Versandkosten
Wir verweisen in diesem Zusammenhang gerne auch auf unseren Text „Krieg und Zeitenwende aus befreiungstheologischer-Perspektive“, der hier heruntergeladen werden kann.

Aber wer es glaubt. Befreiungstheologische Überlegungen zum Glaubensbekenntnis

 

Wir haben Dick Boers befreiungstheologische Interpretation des Glaubensbekenntnisses in einem bebilderten Buch unter dem Titel „Aber wer es glaubt“ herausgegeben. Boer unterstreicht darin, was längst in Vergessenheit geraten ist: das Credo ist ein durch und durch polemischer Text, womit die Kirche sich von der herrschenden Ordnung unterschied und sich zu ihrer „Fremdheit“ bekannte. Wenn das Credo von der Allmacht Gottes (des biblischen Gottes!) spricht, ist das gegen die angebliche Allmacht der Götter gesagt. Und, dass ein Gekreuzigter (ein Erhängter) im Zentrum des Credos steht, ist wohl die radikalst denkbare Absage an alles, was in der Welt an einem Menschen verehrungswürdig ist. Der heilige Geist schließlich ist das Gegenteil dessen, was man im Allgemeinen unter Geist versteht: er schwebt nicht in den Höhen des abstrakten Denkens, sondern bewegt sich tief unten, unter den Verdammten dieser Erde. Deshalb können die befreiungstheologischen Überlegungen nicht am Credo vorbei gelesen werden. Sie sind in seinem Geiste gedacht.

Dick Boer: Aber wer es glaubt. Befreiungstheologische Überlegungen zum Glaubensbekenntnis

Edition ITP-Kompass, Münster 2023, ISBN 9783982205298, 112 Seiten, 17×17 cm, Hardcover

Preis: 18,80 €

Das Buch ist bestellbar unter: buecher@itpol.de

ITP auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg 7.-11. Juni 2023

Auf dem Kirchentag wird das ITP neben der internationalen Podiumsveranstaltung „Frieden gibt es nicht auf dem Weg der Sicherheit“ (D. Bonhoeffer) zusammen mit der Rosa Luxemburg-Stiftung präsent sein mit einem eigenen Stand.

Dort werden wir kleine Diskussionsveranstaltungen zu folgenden Themen organisieren:
• Kirchenasyl: Subversive Praxis gegen das Grenzregime
• Feministische Theologie: Warum Gender-Theologie nicht das Ende der Feministischen Theologie ist
• Kritik an der Neoliberalisierung der EKD: Warum Segensbüros und Dienstleistungsgottesdienste das Ende der Nachfolge sind
• 50 Jahre Militärputsch in Chile – 50 Jahre ChristInnen für den Sozialismus in der BRD

Programm und Uhrzeiten der Veranstaltungen am Stand gibt es hier: Kirchentag_Standgespräche

Wir freuen uns sehr auf Besuche und Gespräche.

Ort: Messezentrum, Halle 4, Themenbereich 4: Gesellschaft und Bildung, Stand 4-D10

Außerdem rufen wir auf zur Friedensdemonstration während des  Kirchentages am Samstag, 10. Juni, ab 13 Uhr auf dem Rosa-Luxemburg-Platz, Nürnberg. Der Aufruf ist hier abrufbar.