Wie Behörden sich anmaßen Glauben messen zu wollen

In der Auseinandersetzung um getaufte AsylbewerberInnen insbesondere aus dem Iran, denen bei einer Abschiebung ins Herkunftsland oftmals gravierende Menschenrechtsverletzungen oder gar die Todesstrafe drohen, fährt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) einen harten Kurs, wie neulich in der Süddeutschen Zeitung (http://www.sueddeutsche.de/politik/asyl-unglaeubige-behoerde-1.3416151) zu lesen war. So habe das BAMF kürzlich den Asylantrag eines getauften Mannes aus dem Iran abgelehnt, mit der Begründung er habe den Glauben nicht aus innerer Überzeugung angenommen oder habe dies zumindest nicht schlüssig darlegen können. Silke Niemeyer, evangelische Pfarrerin aus Lüdinghausen hat ihre Empörung über eine solche Anmaßung seitens staatlicher Behörden in dem folgenden Leserbrief an die SZ zum Ausdruck gebracht. Wir veröffentlichen diesen Brief hier gerne, weil wir hoffen, dass er viele über die skandalöse Praxis des BAMF in dieser Frage informieren und die Kirchen zum Protest gegen eine solche Form staatlicher Einmischung in Glaubensfragen aufrufen kann. Wie Behörden sich anmaßen Glauben messen zu wollen weiterlesen

Keine Kriminalisierung des Kirchenasyls durch die Justiz!

Pressemitteilung des Instituts für Theologie und Politik, Münster

Keine Kriminalisierung des Kirchenasyls durch die Justiz!

Wir erklären uns solidarisch mit den Kirchengemeinden, die mit prophetischen Kirchenasylen aktiv Menschenrechte schützen.

Die Staatsanwaltschaft in Bayern hat in mehreren Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet gegen die Verantwortlichen aus Gemeinden, die Kirchenasyl gewähren. So heißt es in Presseberichten, dass es mittlerweile Normalität geworden ist, dass bayrische Staatsanwaltschaften gegen Pfarrerinnen und Pfarrer ermitteln, die Kirchenasyl gewähren. Besonders prominent war hier der Fall der evangelischen Pfarrerin Doris Otminghaus, die bereits neun Menschen Kirchenasyl gewährte und sich deswegen nun vor der Justiz verantworten soll. Keine Kriminalisierung des Kirchenasyls durch die Justiz! weiterlesen

Caritas Münster: Abschiebungen nach Afghanistan menschenrechtlich nicht zu verantworten

Erneut sind heute Geflüchtete aus Deutschland nach Afghanistan abgeschoben worden. Mit vielen Engagierten im Bereich der Menschenrechte und der Flüchtlingshilfe und auch mit vielen ChristInnen teilen wir Wut und Empörung über eine politische Entscheidung, die zynisch ignoriert, wie viele zivile Opfer die kriegerischen Auseinandersetzungen in Afghanistan nach wie vor fordert und Menschenrechtsverletzungen, und im schlimmsten Fall den Tod der Abgeschobenen billigend in Kauf nimmt. Wir freuen uns, dass neben zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Gruppen, auch der Caritasverband der Diözese Münster sich klar gegen die Praxis von Abschiebungen nach Afghanistan positioniert hat. Alle ChristInnen und auch die Kirchen in Deutschland fordern wir auf, sich zusammenzuschließen und entschieden gegen diese menschenrechtswidrige Asylpolitik der derzeitigen Bundesregierung und des Bundesinnenmisnisterium unter der Leitung von Thomas de Maizière vorzugehen.

Zur Pressemitteilung der Caritas Münster

Zur Petition gegen Afghanistan-Abschiebungen aus NRW

LIS: Kirchenasyl als Menschenrechtsschutz

Der vorliegende Beitrag steht auch als PDF kostenlos zur Verfügung. Weitere Texte finden sich hier.

 

Kirchenasyl als Menschenrechtsschutz
Podiumsstatement am 22. September 2016

Julia Lis (Institut für Theologie und Politik / Netzwerk Kirchenasyl Münster)

Schutz und Solidarität

Das Kirchenasyl wird meist, insbesondere von den Betroffenen und UnterstützerInnen vor allem als eins verstanden: eine sehr konkrete Hilfe im Einzelfall und das ist es immer auch. Es soll dazu dienen, einen Menschen, dem die Abschiebung droht und dessen rechtliche Möglichkeiten dagegen vorzugehen, momentan erschöpft scheinen, vor diese Situation zu schützen, auf Grundlage der Überzeugung, dass diese eine nicht hinnehmbare Verletzung seiner Menschenrechte und damit auch der jedem Menschen zukommenden Würde darstellt. Der Schutz, den das Kirchenasyl gewähren kann ist nicht im juristischen Sinne zu verstehen, sondern als ein Akt der Gastfreundschaft für Menschen, die darum fürchten müssen, durch ihre Abschiebung in eine Situation zu geraten, in der ihnen eine humanitäre Notlage droht. Sie werden deshalb, meist zeitlich befristet, von einer Kirchengemeinde oder einer Klostergemeinschaft aufgenommen. LIS: Kirchenasyl als Menschenrechtsschutz weiterlesen

Filmvorführung​ in der Karwoche​ : Via Crucis Migrante

via crusis-plakatFilmvorführung Via Crucis Migrante – Kreuzweg der MigrantInnen

„Auswandern ist ein Recht, kein Verbrechen“

Das Netzwerk Kirchenasyl Münster und das Institut für Theologie und Politik zeigen am Mittwoch der Karwoche​, 12. April 2017, 19:00 Uhr im CINEMA in Münster in einer Sondervorstellung den Film Via Crucis Migrante. Im Anschluss wird es ein Gespräch geben mit Pilar Puertas, aus Mexiko-Stadt, Historikerin und Mitarbeiterin im Institut für Theologie und Politik.

In dem Film geht es um die Menschen, die aus Honduras, Guatemala oder El Salvador fliehen, weil sie in ihrer Heimat täglich von der Mafia mit dem Tod bedroht werden; weil sie ihren Kindern eine Ausbildung bezahlen wollen; weil sie als junge Leute keine Perspektive sehen, weil sie als Transgenderpersonen tätlich angegriffen werden. Ihre Flucht durch Mexiko in die USA kann tödlich enden. Filmvorführung​ in der Karwoche​ : Via Crucis Migrante weiterlesen

Anmeldungsbeginn: 10. Befreiungstheologische Sommerschule

Herzliche Einladung zur 10. Befreiungstheologische Sommerschule des Institut für Theologie und Politik. Vom 12.-17. September 2017 findet die Jubiläums-Sommerschule unter dem Titel „Reform:ation – Revolution. Eine andere Kirche für eine andere Welt“ in Nottuln (bei Münster) statt.

Von Dienstag bis Sonntag wollen wir uns mit der Reformation aus befreiungstheologischer Perspektive auseinandersetzen. Neben Luther werden wir uns auch mit Thomas Müntzer und den sogenannten Bauernkriegen beschäftigen. Anlässlich des diesjährigen Ortes der Sommerschule werden auch die Wiedertäufer von Münster unter die Lupe genommen. Doch wer von der Reformation damals spricht, soll von heutigen Aufbrüchen und Revolutionen in Gesellschaft (und Kirche?) nicht schweigen. Anmeldungsbeginn: 10. Befreiungstheologische Sommerschule weiterlesen

Barmherzigkeit – Es geht um’s Ganze!

Von Andreas Hellgermann

Können wir überhaupt noch verstehen, was dieses alte Wort bedeutet? Wenn wir es lesen, wenn wir es hören, müssen wir in Rechnung stellen, dass wir es in „unserer“ Zeit lesen und hören. Und es fällt leicht zu sagen, ja, diese Welt ist unbarmherzig, ja, diese Welt braucht Barmherzigkeit! Aber verstehen wir damit schon diese Welt? Sie hält eine Falle bereit.

Eine der Grundstrukturen des postmodernen Neoliberalismus lässt sich kennzeichnen als durchgehende Individualisierung. (Dabei sollen weder die Freiheitsgewinne, noch auch die Freuden, ein Individuum zu sein, angezweifelt werden!) Aber diese Individualisierung lässt sich auch kennzeichnen durch einen großen Verlust: There is no society, hatte Thatcher gesagt. Atomisierte Wesen laufen mit individuellen Profilen durch virtuelle oder reale shopping-malls. Und genau das sollen sie auch. So werden sie gebraucht und überall findet man etwas, das genau auf sie zugeschnitten ist: präzise Kaufangebote für den Konsum und passgenaue Beratungssettings für Schule und Beruf und das persönliche Fortkommen. Auch facebook und google spiegeln nur die Meinung, die sie haben sollen … Barmherzigkeit – Es geht um’s Ganze! weiterlesen

Das katholische Manifest – Für eine KAB der Befreiung

Zum Bundesverbandstag der KAB (Katholische Arbeitnehmer Bewegung) 2017 in Krefeld gibt es einen bemerkenswerten Vorschlag für einen Leitantrag von Günther Salz (Mitglied im Bundesvorstand der KAB) unter Beratung von Ansgar Moenikes

Das_kath_Manifest_2017-01-17bAus der Schlussbemerkung als Antragsbegründung:
„Die KAB braucht eine Zustände- und eine Gesinnungsreform. Die Zuständereform ist mit dem eingeleiteten Reorganisationsprozess in Arbeit. Aber die Gesinnungsreform liegt brach. Schon lange beschwören wir, dass die Arbeit kein bloßer Kostenfaktor sein und die Welt keine Ware werden soll. Wir wollen – lt. Tätigkeitsgesellschaft –, dass alle Arbeit von Entfremdung befreit und die Schöpfung bewahrt werden soll. Wir wollen menschenwürdige Arbeit für alle. Aber: Die KAB wird unglaubwürdig, wenn sie ihr Wollen nicht nachdrücklich und an die Wurzel gehend mit entsprechendem Denken und Tun untermauert. Menschenwürdige Arbeit unter den Bedingungen von Ausbeutung, Naturzerstörung und Fetischismus durchsetzen zu wollen, ist
ein Widerspruch in sich. Menschenwürdige Arbeit in einer „Wirtschaft, die tötet“ einrichten zu wollen, ohne diese grundlegend zu ändern, ist eine folgenreiche Illusion.
Lasst uns also die Systemfrage stellen, bevor uns das System die
Überlebensfrage stellt. Lasst uns prophetische Kritik üben und unsere biblischen und analytischen Befreiungsbotschaften als Kraftquellen der Befreiung nutzen. Versuchen wir mutig und entschieden, Ausbeutung, Entfremdung und Fetischismus zu überwinden. Lasst uns herangehen, eine Gesellschaft freier und solidarischer Menschen aufzubauen, in der alle satt und des Lebens froh werden. Lasst uns das Ganze verändern!“

Lehrhaus: Reformation – Die Sünden Luthers und das Luthertum

Biblisch-befreiungstheologisches Lehrhaus: Reformation – Die Sünden Luthers und das Luthertum

Das jährlich stattfindende Lehrhaus, bei dem es um befreiungstheologische Auseinandersetzung mit der Bibel geht, steht unter dem Thema: Reformation – Die Sünden Luthers und das Luthertum. „So halten wir es nu/das der Mensch gerecht werde/on des Gesetzes werck/alleine durch den Glauben“. So übersetzt Martin Luther Römerbrief 3,28. Dieser Satz hat die von Luther ausgehende Theologie durch Jahrhunderte beeinflusst und geprägt. Für seine Zeit war die Übersetzung des Satzes Luthers sicher gelungen, weil sie überzeugend eine Antwort auf die Frage nach einem gnädigen und gerechten Gott gab, die Luther und andere umtrieb. Aber ist der Satz überhaupt eine Antwort auf die von Luther gestellte Frage nach der Rechtfertigung? Lehrhaus: Reformation – Die Sünden Luthers und das Luthertum weiterlesen

ITP-Fortbildung für LehrerInnen: Compassion

ITP-Fortbildung für LehrerInnen: Compassion – Die „Kompetenz“ des Samariters

16. März 2017, 15:30 Uhr

Am Gleichnis des barmherzigen Samariters kommt keine Lehrkraft vorbei, wenn sie christliche Nächstenliebe mit der Bibel verstehbar machen möchte. Prof. em. Dr. Dr. Hermann Steinkamp stellt an diesem bekanntesten christlichen Gleichnis sein Konzept von Compassion als Kompetenz des Samariters vor. Wir wissen: Compassion ist mehr als notwendig in einer Welt, in der auch SchülerInnen nicht nur medial, sondern in ihren täglichen Erfahrungen mit Ausgrenzung, Flucht, den Kriegen der Welt und der fehlenden Solidarität im Alltag konfrontiert werden. Für Steinkamp stellt Compassion eine fundamentale Möglichkeit und Notwendigkeit dar, dem die Option für eine andere Welt entgegen zu setzen. ITP-Fortbildung für LehrerInnen: Compassion weiterlesen