Charlie Hebdo

Wer kann schon die Trauer zurückgebliebener Liebenden einholen, wie kann man solidarisch sein mit den Ermordeten, wie angemessen die Zurückweisung dieser Morde ausdrücken?
In Paris und vielen anderen Orten haben es am Sonntag hunderttausende Menschen versucht. Solidarität, Verteidigung der Freiheit, der Meinungsfreiheit, Verteidigung der europäischen Werte. All dies gibt es, und die Menschen berufen sich zu Recht darauf. Und zu Unrecht zugleich. Charlie Hebdo hat sich auf radikale Meinungsfreiheit berufen und ist dafür ermordet worden. Die Satire-Zeitschrift hat darin die Freiheitsforderung der bürgerlichen Revolution aufgerufen, die ihr Echo in den Rufen und Plakaten auf der place de la République findet, in einem seltsam ungleichzeitigen Pathos, das so gar nicht zur Geschichte dieser Revolution, zur Wirklichkeit ihrer Ideen, Ideologien, und noch weniger zur realen Geschichte dieses Europas passt. Charlie Hebdo weiterlesen

Tun wir nicht, als sei alles in Ordnung! (EG 211)

Dieser Satz bringt auf den Punkt, warum das apostolische Lehrschreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus eine so große Wichtigkeit hat: Es formuliert das Grundsatzprogramm des „Franziskus-Projekts“, das anstiftet zur Umkehr: Zur Umkehr in wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Hinsicht, vor allem aber Buchdeckelim Verständnis des Wesens der Kirche.
Der Band kommentiert das Schreiben von Papst Franziskus aus politisch-theologischer Perspektive und ist ist in dieser Ausführlichkeit der erste Kommentar im deutschsprachigen Raum.Die engagierte, parteiliche Lektüre von Evangelii Gaudiumdurch TheologInnen, die sich an politischen Kämpfen beteiligen, hat ihren Kontext in den gesellschaftlichen Brennpunkten unserer Zeit. Nicht allein ein akademisches Interesse ist die Grundlage dieser Kommentierung, sondern die politisch-theologische Praxis der AutorInnen, die in Deutschland und zum Teil in Lateinamerika verortet sind.
Sie vereint die Auffassung, dass ein prophetischer Aufbruch in der Kirche nur entsteht, wenn sich eine breite Basis dazu anstiften lässt. Die Beiträge geben Hoffnung, dass eine Kirche möglich ist, die sich radikal in den Dienst der Befreiung und das Reich Gottes ins Zentrum ihrer Praxis stellt. Denn wir können nicht so tun, als sei alles in Ordnung!
Mit Beiträgen von: Norbert Mette, Kuno Füssel, Katja Strobel, Norbert Arntz, Pilar Puertas, Michael Ramminger u.a.
Tun wir nicht, als sei alles in Ordnung!(EG 211)
Ein politisch-theologischer Kommentar zu Evangelii Gaudium
Peter Fendel / Benedikt Kern / Michael Ramminger (Hg.)Edition ITP-Kompass Münster, 2014. ISBN 978-3-9816982-0-6
pb., 172 Seiten, 12,80 €
Das Buch ist über den Buchhandel oder direkt im Institut für Theologie und Politik zu beziehen: buecher@itpol.de

Märtyrer, verarmte Jugendliche und Papst Franziskus

Gespräch mit Weihbischof Chávez aus San Salvador

Salvatrucha: Emblem einer der größten Jugendbanden El Salvadors. Foto: Tomás Imholz
Salvatrucha: Emblem einer der größten Jugendbanden El Salvadors. Foto: Tomás Imholz

Er gilt als Friedensbotschafter auch über die Landesgrenzen hinaus, als ein Vertreter der Befreiungstheologie, als Anwalt verarmter Jugendlicher und als Verhandlungskünstler in scheinbar ausweglosen Situationen.
Wir freuen uns, Weihbischof Gregorio Rosa Chávez in Münster zu Gast zu haben. Er ist ein enger Mitarbeiter Oscar Romeros (1980 ermordet, Seligsprechung 2015) gewesen und in dessen Erzdiözese heute Weihbischof. Wir wollen ihn neben seinen Berichten über seine Arbeit an der Seite junger Menschen, zur Situation der Kirche in San Salvador befragen. Genau 25 Jahre ist es her, dass in San Salvador sechs Jesuiten und deren Mitarbeiterinnen von der Armee ermordet wurden. Unter ihnen war auch der große Befreiungstheologe Ignacio Ellacuría SJ, der bis heute die Theologie Lateinamerikas und darüber hinaus sehr beeinflusst hat. Was sind Mons. Chávez Erinnerungen an Ellacuría, wie hat er die vergangenen 25 Jahre erlebt, was sind für ihn die Aufbrüche heute in der Kirche durch Papst Franziskus und was für Impulse kann er uns für die Kirche in Deutschland mitgeben?
am 5.12.14
um 19.30
in der Aula der KSHG (Frauenstr. 3-6, 48143 Münster)

 

Erklärung zum Abschluss des weltweiten Treffens Sozialer Bewegungen Vom 27. bis 29. Oktober in Rom

Zum Abschluss des Welttreffens Sozialer Bewegungen wollen wir der Öffentlichkeit eine kurze Zusammenfassung dessen vorlegen, was in diesen drei historischen Tagen geschehen ist.

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Foto: cpalsocial.org

1. Inspiriert von Papst Franziskus und organisiert von der Päpstlichen Kommission „Justitia et Pax“, der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften sowie von verschiedenen Volksbewegungen aus der ganzen Welt sind wir, eine Delegation von mehr als hundert gesellschaftlichen Führungskräften aus allen Kontinenten, in Rom zusammengekommen, um die entscheidenden Probleme und Herausforderungen der Menschheitsfamilie (insbesondere gesellschaftliche Ausgrenzung, ungleiche Verteilung der Lebenschancen, Gewalt und Umweltkrise) aus der Perspektive der Armen und ihrer Organisationen zu diskutieren, und zwar vor allem orientiert an den drei Erfahrungsbereichen: Landbesitz, Arbeit und Wohnung.

2. Die Tagung verfolgte das Ziel, die Kultur der Begegnung praktisch zu erfahren dadurch, dass Genossinnen und Genossen, Brüder und Schwestern aus verschiedenen Kontinenten, Generationen, Berufen, Religionen, Ideen und Erfahrungen beteiligt waren. Nicht nur Vertreterinnen und Vertreter aus den drei genannten Erfahrungsbereichen nahmen an dem Treffen teil, sondern auch eine große Gruppe von Bischöfen, von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Pastoral, von Intellektuellen und Akademikern, die ebenfalls wichtige Beiträge zum Treffen beisteuerten, aber stets die vorrangige Rolle der drei Erfahrungsbereiche und der Sozialen Bewegungen respektierten. Beim Treffen waren auch Spannungen spürbar, denen wir uns aber als Geschwister gemeinsam stellten. Erklärung zum Abschluss des weltweiten Treffens Sozialer Bewegungen Vom 27. bis 29. Oktober in Rom weiterlesen

25. Jahrestag der Ermordung von sechs Jesuiten und zwei Frauen in El Salvador

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Gedenktafel im Garten der UCA. Foto: M. Ramminger

Märtyrer für Glaube und Gerechtigkeit
Die Mörder kamen in der Nacht. Von höchster Stelle hatten die Soldaten den Befehl erhalten, die Jesuiten in der Zentralamerikanischen Universität (UCA) umzubringen. Am Morgen des 16. November 1989 fand man Ignacio Ellacuría, Segundo Montes, Ignacio Martín-Baró, Joaquín López y López, Juan Ramón Moreno und Amando López erschossen im Garten liegend. Mit ihnen wurde auch die Köchin Elba Ramos und ihre Tochter Celina ermordet, die in dieser Nacht Schutz im Haus der Jesuiten vor den Kämpfen des Bürgerkriegs gesucht hatten.
Warum wurden sie umgebracht? Die kürzeste Antwort darauf ist auf der Grabplatte in der Universitätskapelle zu lesen. Hier wird der wichtigste Auftrag des Jesuitenordens in unserer heutigen Zeit beschrieben, wie ihn die Generalkongregation von 1974/75  formuliert hat: „Was heißt heute Jesuit, Gefährte Jesu sein? Sich unter dem Kreuz im entscheidenden Kampf unserer Zeit einzusetzen: im Kampf für den Glauben, der den Kampf für die Gerechtigkeit mit einschließt.“ 25. Jahrestag der Ermordung von sechs Jesuiten und zwei Frauen in El Salvador weiterlesen

„Wir Christen haben etwas sehr Schönes, eine Handlungsanleitung, ein revolutionäres Programm, könnte man sagen.“

Papst Franziskus hat neue Gesprächspartner

Zum ersten Mal hat ein Papst die Verantwortlichen von Sozialen Bewegungen aus aller Welt zu einem Treffen im Vatikan eingeladen. Vom 27. bis 29. Oktober trafen sich ca. zweihundert Männer und Frauen aus allen Erdteilen, die engagiert sind in den Bewegungen Landloser Bauern, Ausgeschlossener Arbeitender, VertreterInnen selbstgeführter Betriebe, von MigrantInnen und BewohnerInnen von Elendsvierteln. So waren unter anderen die brasilianische Landlosenbewegung MST, der zambische Obdachlosen- und Armen-MST-1038x576Verband, eine kurdische Jugendorganisation aus Syrien sowie eine Vereinigung koreanischer Bäuerinnen anwesend. Organisiert vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden unter der Leitung von Kardinal Turkson und in Absprache mit den Repräsentanten der verschiedenen Bewegungen hatten sie sich der Frage gestellt, wie sich die Bewegungen den Problemen von Krieg, Vertreibung, Hunger, Armut und Arbeitslosigkeit stellen sollten. Diskutiert wurden die Ursachen der weltweit wachsenden sozialen Ungleichheit und der Mechanismen von Exklusion. Die drei thematischen Schwerpunkte des Treffens waren: „tierra – techo – trabajo“: Land (Bauern, Landwirtschaft, Nahrungsmittelsouveränität und Umwelt), Wohnraum (informelle Ansiedlungen, Mangel an Wohnraum und arme urbane Peripherien) und Arbeit (informelle Arbeit, Kinder- und Jugendarbeit). „Wir Christen haben etwas sehr Schönes, eine Handlungsanleitung, ein revolutionäres Programm, könnte man sagen.“ weiterlesen

Geflohen, geduldet, von Abschiebung bedroht: Veranstaltung am 27.10. in Münster

Die Stadt Münster und der Runde Tisch Bleiberecht, in dem wir mitarbeiten, lädt für den 27.10. 2014 um 19.30 Uhr im Rathausfestsaal zu dieser Veranstaltung ein:

Die Flüchtlinge der angeblich sicheren Herkunftsstaaten des Balkans

Eine Veranstaltung der Stadt Münster und des Runden Tisch Bleiberecht am 27. Oktober um 19.30 Uhr

Veranstaltungsort:
Rathausfestsaal
Prinzipalmarkt 10, 48143 Münster


Afghanistan, Balkan, Eritrea, Irak, Libyen, Syrien und Ukraine sind die Krisenherde unserer Zeit. Sie stehen aktuell als Synonym für Verfolgung, Misshandlung, Verzweiflung und Tod vieler Menschen. Diese Menschen suchen Zuflucht und Sicherheit auch bei uns.

Geflohen, geduldet, von Abschiebung bedroht: Veranstaltung am 27.10. in Münster weiterlesen

Aufruf des Verbandes der Studierenden aus Kurdistan

Der Verband der Studierenden aus Kurdistan hat den folgenden Kampagnenaufruf veröffentlicht. Wir möchten insbesondere darauf hinweisen, dass die Studierenden, wie alle wichtigen kurdischen Verbände einen Bodeneinsatz türkischen Militärs strikt zurückweisen. Spätestens seit den Luftangriffen auf die PKK in Nordkurdistan dürfte offensichtlich sein, dass es der türkischen Regierung wohl kaum um den Schutz Rojavas, sondern um die Kontrolle Nordsyriens geht.

In den vergangenen Wochen, insbesondere in den vergangenen Tagen überschlugen sich die Nachrichten aus Kobane, der kurdischen Grenzstadt in Nordsyrien zur Türkei, und erschütterten die ganze Welt. Die terroristische Organisation IS- Islamischer Staat – greifen unaufhörlich die Stadt Kobane an, ohne Rücksicht auf zivile Opfer. Die Stadt ist von allen Seiten belagert und einem schrecklichen Angriff ausgesetzt. Dem bis dato friedvollen und demokratisch organisierten Kanton Kobane droht eine humanitäre Krise. Bisher wurde ein unermesslicher Schaden angerichtet, es sind unzählige Tode zu beklagen und hunderttausende Menschen mussten fliehen.
Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten der YPG und Einwohner der Stadt Kobane, darunter auch Frauen und alte Menschen wehrten sich von Beginn an mit leichten Waffen, jedoch ohne jegliche Unterstützung von Außen. Doch trotz dieses Widerstandes spitzt sich die Lage in Kobane von Minute zu Minute weiter zu.
Sollten wir nicht umgehend tätig werden, wird sich vor unseren Augen ein erneutes Massaker wie in Shingal vor zwei Monaten ereignen. Es ist dringend geboten, dass die international Gemeinschaft tätig wird und die Menschen in Kobane unterstützt. Aufruf des Verbandes der Studierenden aus Kurdistan weiterlesen

Biji Rojava – Es lebe Rojava

In der Provinzhauptstadt Kobane/ Rojava kämpfen die kurdischen Selbstverteidigungseinheiten gegen die IS. Noch immer gibt es keine ernsthafte Unterstützung von außen. Der Grund ist eindeutig: Weder Türkei noch USA, noch Europa haben ein Interesse an einem linken, emanzipatorischen Projekt, wie es sich seit 2011 dort entwickelt hat. Stattdessen schaut man den Massenmorden zu. Erinnerungen an Nicaragua, El Salvador oder die Tamilen werden wach.

An diesem Samstag, den 11. Oktober, findet in Düsseldorf eine bundesweite Solidaritätsdemonstration für die Menschen von Kobane statt. Auftaktkundgebung am:
11. Oktober 2014, um 10.00 Uhr
Düsseldorf, vor dem DGB-Haus, Friedrich-Ebert-Straße, (Gegenüber dem Hbf)

 

Vielleicht noch dies: Wir trauern um Arin Mirkan. Sie hat, wie viele kurdische Frauen, im Kampf gegen die IS ihr Leben gegeben, um es sich nicht nehmen zu lassen.
syrienVeranstaltung: Biji Rojava – Es lebe Rojava! Über den Kampf der Kurd_innen in Syrien

mit: Martin Glasenapp / medico international
Montag, 13.10.2014
19.30 Uhr
S8 im Schloss/ Schlossplatz/ Münster