Der Arbeitsprozess auf dem Weltsozialforum in Dakar ist geprägt von Organisationschaos und der Suche nach Informationen über Veranstaltungen, Räume und Orte. Hintergrund ist eine politisch motivierte Strategie der Störung der Arbeit des Weltsozialforums. Nach der gelungenen Eröffnungsdemonstration am Sonntag sollte am Montag die Arbeit des Weltsozialforums in hunderten von Foren, Workshops und Infoveranstaltungen beginnen. Alles sollte in den Gebäuden auf dem Campus der Universität Cheik Anta Diop in Dakar stattfinden. TeilnehmerInnen wie auch OrganisatorInnen der einzelnen Veranstaltungen standen am Montagmorgen aber vor dem Problem, dass sie keine Informationen darüber hatten, in welchen der vielen Gebäuden oder Räumen auf dem Universitätsgelände ihre jeweilige Veranstaltung stattfinden sollte. Ein gedrucktes Gesamtprogramm wie in anderen Jahren lag nicht vor. Es gab einzelne Aushänge mit Ortsangaben, die sich aber mehrheitlich als falsch herausstellten, weil in den genannten Räumen Lehrveranstaltungen der Universität stattfanden.
Für von außen kommende TeilnehmerInnen war die Lage völlig unübersichtlich und unerklärlich. Erst nach und nach wurde bekannt, was eigentlich passiert war, ohne dass diese Erklärung das Problem wirklich behoben hat.
Vor kurzem hatte die Präsidentschaft der Universität gewechselt und der neue Universitätspräsident, ein Parteigänger des senegalesischen Präsidenten Wade, hatte kurzfristig zu Zusammenarbeit mit den OrganisatorInnen des Weltsozialforums aufgekündigt. Denn Präsident Wade hatte deutlich gemacht, dass er nicht viel vom Weltsozialforum hält, weil es nicht darum ginge, eine „andere Welt möglich“ zu machen, sondern „den Menschen zu helfen“, wie er in einem Interview erklärte.
Die kurzfristig aufgekündigte Zusammenarbeit der Universitätsleitung mit dem Weltsozialforum hatte gravierende Konsequenzen für die Arbeit des WSF: Der reguläre Universitätsbetrieb wurde nicht wie geplant für die Zeit des Weltsozialforums unterbrochen, so dass praktisch alle Universitätsräume mit Lehrveranstaltungen belegt waren. Vereinzelt kam es sogar zu Streit zwischen Studierenden und WSF-TeilnehmerInnen um die Räume.
Am Montag wurde den ganzen Tag über daran gearbeitet, auf den freien Plätzen und Parkplätzen der Universität Veranstaltungszelte aufzubauen, die dann ab Montagnachmittag genutzt wurden. Andere organsierten ihre Veranstaltungen spontan unter Bäumen oder auf Treppen oder in Eingangshallen der Unigebäude.
Zwar entspannte sich die Situation bezüglich der zur Verfügung stehenden Räume am Dienstag durch die großen Veranstaltungszelte, die Informationslage blieb aber auch in den Folgetagen des WSF schwierig, weil natürlich das Programm mit den Raumzuweisungen für die einzelnen Veranstaltungen nicht so schnell umgearbeitet werden konnte. Entsprechend war das WSF geprägt vom Charakter des „Marktes der Möglichkeiten“: Die OrganisatorInnen der Einzelveranstaltungen machten so gut es ging selbst auf ihre Veranstaltungen aufmerksam, suchten sich einen Platz zum Arbeiten und die TeilnehmerInnen gingen durch die Zelte und blieben dort, wo es sich für sie spannend anhörte. Eine Veranstaltung zu finden, die man sich vorher aus dem im Internet veröffentlichten Programm herausgesucht hatte, ist praktisch bis heute unmöglich.