Pressemitteilung: ITP auf dem Welttreffen der Sozialen Bewegungen

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TeilnehmerInnen des dritten Welttreffens der Sozialen Bewegungen in Rom 2016

Papst Franziskus ermutigt die TeilnehmerInnen des III. Welttreffens der Sozialen Bewegungen: „Habt keine Angst euch in die wichtigen Debatten einzumischen!“

Auch MitarbeiterInnen des Münsteraner Instituts für Theologie und Politik nahmen am Welttreffen teil

Am Samstag, dem 05.11. 2016, ist das III. Welttreffen der Sozialen Bewegungen in Rom zu Ende gegangen, das auf Einladung des Papstes stattfand. Von Anfang an hat das Institut für Theologie und Politik die Welttreffen der Sozialen Bewegungen mit großem Interesse wahrgenommen und darin wichtige Bezüge zur eigenen befreiungstheologischen Arbeit erkannt. Bei diesem Treffen waren erstmal auch VertreterInnen des Instituts für Theologie und Politik anwesend und haben sich an den Diskussionen und am Panel zum Thema Flucht und Migration aktiv beteiligt.

Bei einer großen Abschlussveranstaltung mit ca. 5000 TeilnehmerInnen aus allen Kontinenten der Welt und unterschiedlichster Weltanschauungen wurde Franziskus die von den VertreterInnen der Bewegungen erstellte Abschlusserklärung übergeben: „Die vom System ausgeschlossenen, Männer und Frauen, die sich auf diesem III. weltweiten Treffen der Sozialen Bewegungen getroffen haben, erklären, dass der gemeinsame und strukturelle Grund der sozialen Krise und der Umweltkrise die Tyrannei des Geldes, d.h. des herrschenden kapitalistischen System und eine Ideologie ist, die die menschliche Würde nicht respektiert“ – so die ersten Sätze der Erklärung. Neu nahmen beim III. Welttreffen die Themen Demokratie und Flucht und Migration einen zentralen Stellenwert ein. Um gegen den Ausschluss von MigrantInnen und Geflüchteten sowie gegen die Fremdenfeindlichkeit vorzugehen, forderten die TeilnehmerInnen  ein universelles Bürgerrecht für alle, “die sich gezwungen sehen, ihren Herkunftsort zu verlassen“.

Papst Franziskus ging in seiner Rede darauf ein, bezeichnete das Mittelmeer als einen „Friedhof“ und verurteilte diese „schmachvolle Situation“. Als Hauptursache der Migration benannte er „ein ungerechtes sozio-ökonomisches System und kriegerische Konflikte“, die viele von jenen mitverursacht hätten, die sich heute weigern, Geflüchtete zu empfangen. Auch zur aktuellen Krise der repräsentativen Demokratien fand der Papst klare Worte: „Die Kluft zwischen den kleinen Leuten und unseren derzeitigen Demokratie-Formen wird immer größer, weil Wirtschafts- und Mediengruppen sie mit ihrer enormen Macht zu dominieren scheinen.“ Unter der Überschrift „Terror und Mauern“ sprach er von einem „grundlegenden Terrorismus“, der aus „der globalen Kontrolle“ hervorgeht, „die das Geld über die Erde ausübt und die ganze Menschheit in Gefahr bringt.“ Er wies damit die These zurück, dass die Religionen alleine für fundamentalistischen Terrorismus vernatwortlich seien.

Dr. Michael Ramminger, der als Vertreter des Instituts für Theologie und Politik am Treffen teilnahm, zeigte sich beeindruckt von den dort geführten Diskussionen und den klaren Worten des Papstes „Gemeinsam mit den anderen TeilnehmerInnen sind wir froh und dankbar für diese Initiative von Papst Franziskus. Wir haben in diesen Tagen hier beeindruckende Diskussionen über die vielen gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen und Probleme erlebt und den Versuch unternommen, diese nicht nur zu analysieren, sondern auch Vorschläge für konkrete Veränderungen zu entwickeln. Die römisch-katholischen Kirche wurde immer wieder aufgefordert, auch lokal den Kurs des Papstes endlich zu unterstützen. Da wünschen wir uns von Gemeinden, Verbänden, von Bischöfen und Ordensgemeinsschaften auch in Deutschland noch viel mehr klare, prophetische Worten und Handlungen“:

Ein Vorschlag der TeilnehmerInnen des Treffens war es, dass nach dem Vorbild des Welttreffen nun auch in Europa die Kirche vor Ort solche Zusammenkünfte mit VertreterInnen der Sozialen Bewegungen ermöglicht. Auch hier könnte die Möglichkeit entstehen, dass die Bewegungen darin unterstützt werden, einen Prozess der Veränderungen voranzutreiben, „in dem Millionen von großen und kleinen Aktionen kreativ miteinander verbunden zusammenlaufen können“ – wie es Papst Franziskus ausdrückt. So bleibt also gespannt abzuwarten, welche weiteren Dynamiken das Weltttreffen der Sozialen Bewegungen auf internationaler, europäischer und lokaler Ebene noch auslösen wird.

Erklärung der sozialen Bewegungen und Ansprache von Papst Franziskus (deutsch): http://www.itpol.de/?p=2451#more-2451

Auf der Homepage von Radio Vatikan ist ein Interview mit unseren MitarbeiterInnen Dr. Michael Ramminger und Dr. Julia Lis veröffentlicht worden: http://de.radiovaticana.va/news/2016/11/05/treffen_der_sozialbewegungen_im_vatikan_demokratie_entwicke/1270260

Bei Interviewanfragen können Sie sich gerne an uns wenden.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Julia Lis