Pressemitteilung: Kriminalisierung des Kirchenasyls

+++Pressemitteilung des Instituts für Theologie und Politik Münster, 5. August 2020+++

Kriminalisierung des Kirchenasyls_Pressemitteilung ITP_05_08_2020

Kriminalisierung des Kirchenasyls

Äbtissin Mutter Mechthild Thürmer braucht dringend kirchliche Rückendeckung für ihre Menschenrechtspraxis

Münster. Äbtissin Mutter Mechthild Thürmer aus der bayerischen Benediktinerinnenabtei Maria Frieden wird wegen der Gewährung von Kirchenasyl derzeit massiv unter Druck gesetzt und das Amtsgericht Bamberg droht ihr mit einer Gefängnisstrafe (Domradio berichtet). Von kirchlicher Seite gibt es bisher leider nur wenig Stimmen, die sich hinter Mutter Mechthild stellen und das Instrument des Kirchenasyls öffentlich verteidigen. So äußerte sich bereits Kurienkardinal Michael Czerny lobend über das Verhalten von Mutter Mechthild (katholisch.de vom 31.7.20). Auch der Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes, Pater Claus Pfuff, stellte sich hinter Mutter Mechthild und hat gewünscht, dass auch von offizieller Seite in den Kirchen deutliche Worte zu diesem Fall kommen müssten, da es sich hier um eine neue Eskalationsstufe staatlicherseits handle.

„Die Kriminalisierung, die ein weiterer Angriff der staatlichen Stellen auf das Kirchenasyl ist, zeigt: Diese humanitäre Menschenrechtspraxis soll verunmöglicht werden. Leider ist von den Kirchen jedoch immer noch viel zu wenig Empörung zu vernehmen – was fatale Folgen haben könnte. Das Asyl in der Kirche kann nur durch eine eindeutige und öffentlich sichtbare Rückendeckung für die, die Kirchenasyl gewähren, vor einer nachhaltigen Gefährdung und vor staatlichen Übergriffen geschützt werden. Gerade zeigt sich, wie der Staat mit allen Mitteln humanitäre Anliegen zu kriminalisieren versucht“, so Benedikt Kern, Theologe am Institut für Theologie und Politik Münster, der im Rahmen seiner Tätigkeit für das Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche in NRW Kirchenasyle in ganz Nordrhein-Westfalen berät und begleitet.

„In der gegenwärtigen Situation, in der Mutter Mechthild Thürmer vor ein Gericht gestellt werden soll, ist es wichtig, gerade aufgrund hoher Abschiebezahlen die staatliche Delegitimierungsstrategie gegen das Kirchenasyl zu skandalisieren und auch innerhalb der Kirchen einzufordern, sich offensiv für das leider so notwendige Instrument des Kirchenasyls zu positionieren. Dies zu tun ist auch eine Frage der Solidarität mit Mutter Mechthild und vielen andren mutigen Menschen, die aus christlicher und humanitärer Überzeugung Kirchenasyle gewähren. Auch weil es hier um das ureigene Selbstverständnis der Kirchen als Nachfolgegemeinschaft Jesu geht, erwarten wir, dass sich kirchliche Vertreter in aller Klarheit öffentlich auf die Seite von Mutter Mechthild stellen und die Kriminalisierungsversuche scharf zurückweisen“, betont Dr. Julia Lis, Geschäftsführerin des Instituts für Theologie und Politik und Mitglied im Netzwerk Kirchenasyl Münster.

Zu den Hintergründen empfehlen wir das Interview mit Stephan T. Reichel, mit dem wir am ITP in den letzten Jahren immer wieder zum Thema Kirchenasyl zusammengearbeitet haben.

Für Rückfragen und Interview-Anfragen stehen Benedikt Kern und Dr. Julia Lis zu Verfügung unter:

Mail: kontakt[at]itpol.de | Tel: 0251-524738