2007 starb der brasilianische Bischof Aloísio Lorscheider, einer der maßgeblichen Mitgestalter der lateinamerikanischen Kirche der letzten vierzig Jahre. Die Gruppe, mit der zusammenarbeitete, hatte zuvor eine Reihe von Gesprächen mit ihm geführt, die sie in einem Buch veröffentlichten. Dieses Buch liegt jetzt in deutscher Übersetzung vor:
Der Kampf gegen das Unrecht, egal ob strukturell oder individuell, mit Blick auf den utopischen Horizont des Reich Gottes, das verstand Aloísio Lorscheider als Zentrum christlichen Glaubens: „Das Dringlichste für uns ist, die menschliche Würde zu verteidigen und die fundamentalen Menschenrechte in Lateinamerika zu proklamieren.“ Und einem seiner großen Widersacher in der Kirche Josef Ratzinger hielt er öffentlich entgegen: „Kardinal Ratzingers Sicht der Dinge habe ich nie verstanden, weil er die Begriffe Befreiung und Heil vergleichend nebeneinander stellte. Worte sind Worte. Ich kann ihnen diese oder jene Bedeutungen beimessen. Aber wir wollen eine Befreiung, die zugleich Heil bedeutet. Heil und Befreiung soll heißen, den Blick auf den Körper und auf die Seele zu richten.“
Verstrickt in die herrschende Meinung: in die Auswegslosigkeit des neoliberalen Kapitalismus, in seine Kriege, seine Klimaverwüstung, verstrickt in die klammheimliche Hoffnung, unsere Kirche an dem Ort leben zu können, den ihr der Kapitalismus Ort zuweist: in der Bedeutungs- und Zukunftslosigkeit. Gegen diese Verstrickung stand das Leben von Dom Aloísio, stand und steht die Befreiungstheologie. Pater Manfredo Araújo de Oliveira schreibt in diesem Buch: „Dom Aloísio gelang es, unter uns das Gedächtnis an den Gott Jesu zurückzurufen, an den Gott, den uns Jesus als den Gott der Gerechtigkeit und des Friedens verkündete und der die unendliche Güte und Liebe ist.“
Lasst euer Licht leuchten! Rückblicke in die Zukunft der Kirche. Gespräche mit Kardinal Dom Aloísio Lorscheider, 184 S., edition itp-kompass Bd. 18, Münster 2015, ISBN 978-3-9816982-1-3, 12,80 EUR