In den letzten Tagen haben verschiedene Gruppen und Organisationen die alarmierende Gewalt angeprangert, die bei den Protesten, welche seit mehr als einer Woche in Kolumbien stattfinden, rund 40 Menschen getötet hat. Armee und Polizei haben den die Proteste, die am Mittwoch, den 28. April begonnen haben, mit exzessiver Gewaltanwendung brutal unterdrückt. Der Aufstand wurde vom Nationalen Streikkomitee ausgerufen, um die Ablehnung der Steuer-, Gesundheits- und Rentenreformen der Regierung von Ivan Duque zum Ausdruck zu bringen. Diese Reformen wirken sich direkt auf die Lebensbedingungen der mittleren und besonders prekären Bevölkerungsschichten aus.
Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die Reformen nur der Auslöser waren, denn das Land befindet sich in einer schweren wirtschaftlichen Rezession, die durch die Pandemie noch verschärft wurde; hinzu kommt das Versagen der Regierung Duque bei der Umsetzung des Friedensprozesses und die zunehmende Zahl von Morden an exponierten Personen sozialer Bewegungen sowie indigener und afro-kolumbianischer Gemeinden. In einem Land mit 21 Millionen armen Menschen hat die Regierung die Sozialausgaben gekürzt und die Militärausgaben für den Kauf von Waffen und neuer Aufstandsbekämpfungs-Ausrüstung erhöht.
Die Reaktion der Regierung auf die Proteste war zweifach: Sie hat die Reformen rückgängig gemacht und zu einem nationalen Dialog aufgerufen, aber gleichzeitig fährt sie fort, das Land zu militarisieren und diejenigen, die weiterhin demonstrieren, brutal zu unterdrücken, und bietet darüber hinaus Belohnungen für diejenigen an, die all jene denunzieren, die „Akte des Vandalismus“ begehen.
Aus all diesen Gründen möchten wir vom ITP unsere Solidarität mit den kolumbianischen Bewegungen zum Ausdruck bringen, die weite Teile der Bevölkerung nun mobilisieren, um ein menschenwürdiges Leben und die Achtung der Grundrechte zu fordern und dafür von den staatlichen Sicherheitskräften brutal unterdrückt werden. Der Servicio Internacional Cristiano de Solidaridad con los Pueblos de América Latina (SICSAL) hat hierzu ein sehr bewegendes Video auf Ihrer Homepage veröffentlicht, auf das wir gerne hinweisen.