Unser Lehrer und Freund Prof. Dr. Johann Baptist Metz ist gestorben. Wir wollen hier nicht unsere tiefe Trauer entfalten, sondern hervorheben, was wir ihm verdanken: für unsere Praxis und Theorie in Theologie und Politik, vor allem aber für seine Unterstützung eines solidarischen Miteinanders von Menschen in verschiedenen Kontinenten, wobei vor allem an unsere Freundinnen und Genossen in Lateinamerika zu denken ist.
Seine Politische Theologie, verwiesen sei vor allem auf das wegweisende Werk „Glaube in Geschichte und Gesellschaft“, hat uns für ein Engagement aus einem messianischen Glauben heraus motiviert und gestärkt und uns gezeigt, wie die eschatologische Botschaft des Christentums unter den Bedingungen einer kapitalistischen Moderne gedacht, konkret gelebt und bezeugt werden kann.Theologie war für ihn nie Glasperlenspiel, war immer existentielle Herausforderung. Auch das durften wir von ihm lernen.
Mit großer Überzeugungskraft hat er uns auf die Fallstricke der Postmoderne aufmerksam gemacht und auf die Notwendigkeit der Überwindung einer bürgerlichen Religion (vgl. die Aufsatzsammlung „Jenseits bürgerlicher Religion“ 1980) insistiert und gegen die mit ihr gegebene Verfälschung einer messianische Jesus-Nachfolge ein stringentes Plädoyer gehalten.
Als einer der bedeutendsten deutschen Theologen des vergangenen Jahrhunderts, als einer der großen „Gottes-Denker“ hat J.B. Metz mit entschiedener Beharrlichkeit bis zuletzt (vgl. sein Werk „Gott in Zeit“, GS Band 5, 2017) die Gottesfrage im Zentrum der theologischen Reflexion gehalten, die Gottesfrage nicht als Ort metaphysischer Spekulation, sondern als Rückbindung und damit zutiefst als religio an den Befreiungsgott des Exodus. Der biblische Gott ist ein Gott der Praxis, der gefährlichen Erinnerung und der endgültigen Überwindung des Leidens. Tröstlich, klug, aber auch elegant waren seine von diesen Grundgedanken herkommenden Interventionen in die zeitgenössischen Diskurse. In einer Zeit, die durch einen eminenten Relevanzverlust und eine Banalisierung der Theologie gekennzeichnet ist, wird uns seine Stimme umso schmerzlicher fehlen.
Kuno Füssel
Michael Ramminger
Institut für Theologie und Politik