In einer Podiumsdiskussion mit dem Präsidenten Paraguays, Fernando Lugo, mit Leonardo Boff und Frei Betto, fragte Kirenia Criado, Mitarbeiterin des Zentrum Martin Luther King in Cuba und in 2007 Gast des ITP in unserer Kampagne „Die Todsünden der G8“ anläßlich des Gipfels in Heiligendamm, in ihrem einführenden Statement die TeilnehmerInnen, welche Rolle aus ihrer Sicht die Theologie bzw. die Theologie der Befreiung in der neuen Situation Lateinamerikas zu spielen hat. Dabei betonte sie im im Besonderen die Frage der Partizipation der (armen) Bevölkerung angesichts ihrer bisherigen Exklusion aus der Gesellschaft.
Leonardo Boff betonte in seinem Vortrag, dass die Theologie wieder deutlicher und klarer die Armen ins Zentrum rücken müsse. Außerdem sei das Leben in seiner ganzen Diversität (Ernährung, Umwelt, soziale Rechte, Partizipation etc.) zur Grundlage der theologischen Reflexionen zu machen. Und er forderte dazu auf, Hoffnung auf grundsätzliche gesellschaftliche Veränderung wieder aufzubauen. Dabei wies er auch auf die neue politische Situation, auf die Wahl eines (befreiungstheologisch orientierten) Bischofs zum Präsidenten von Paraguay hin, mit der so wohl niemand gerechnet hatte.
Präsident Lugo erläuterte sein Verständnis einer neuen Politik in Paraguay, Lateinamerika und der Welt und formulierte seinen Anspruch an die Theologie der Befreiung kurz und knapp in drei Punkten: Selber denken fordern; von der Peripherie, von den Entfernten, den Ausgeschlossenen her denken; auf allen Ebenen von Politik, Ökonomie, Gesellschaft, Denken mit den bisherigen Selbstverständlichkeiten brechen.